Sigurd 3: Im Auftrag des Königs. Thomas Knip

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Sigurd 3: Im Auftrag des Königs - Thomas Knip Sigurd

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durch das Fenster stiegen und die jungen Frauen ausgiebig betrachteten.

      »Verzeiht, Ihr Damen, dass wir so ungebeten hier eindringen – aber ich möchte Euch zu einer kleinen Reise einladen«, eröffnete Gubo und strich sich über seinen gepflegten Schnurrbart.

      Wütend blickte Dagmar die Männer an, ohne etwas zu erwidern. Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten.

      Gubo nahm es mit einem dünnen Lächeln hin und trat so dicht an sie heran, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurückmachte.

      »Eure Hochzeit sollte morgen sein, junge Gräfin«, führte Gubo aus und neigte den Kopf. »Es tut mir leid, aber Ihr werdet sie wohl verschieben müssen … Graf Hartmut wird gewiss ein hohes Lösegeld zahlen, um seine Braut wohlbehalten wiedersehen zu können.«

      Dagmar stieß einen verächtlichen Laut aus. »Was fällt Euch ein?«, fuhr sie ihn an. »Lasst diese üblen Scherze!« Sie wandte sich um und wollte mit schnellen Schritten zur Tür eilen.

      Auf ein Zeichen ihres Anführers hin packten die Männer die beiden Frauen und legten ihnen eine Hand auf den Mund. Unterdrückte Schreie drangen zwischen den Pranken der Banditen hervor.

      »Scherze?«, meinte Gubo und lachte ungerührt auf, während er Dagmars langes blondes Haar bewunderte, das bei ihren Versuchen, sich zu befreien, hin und her wehte und im Kerzenlicht schimmerte. »Bindet und knebelt die beiden Mädchen«, befahl er seinen Spießgesellen.

      Er verfolgte, wie die Männer die Versuche der beiden Gefangenen, sich zu befreien, im Keim erstickten. Binnen kürzester Zeit waren sie mit schweren Stricken gefesselt und ihre Münder mit Tüchern verschlossen. Dennoch sah Gubo nervös zur Tür.

      »Beeilt euch!«, zischte er und war erst erleichtert, als die Männer mit ihrer Arbeit fertig waren. Er richtete sich an einen Mann mit einer Augenklappe. »Ihr reitet voraus. Ich bleibe noch zurück.«

      Er sah sich um, und sein Blick fiel auf eine Kommode. »Dagmars Schmuck möchte ich mir nicht entgehen lassen …«

      *

      Im Rittersaal wurden die Gäste langsam ungeduldig. Graf Gebhardt nahm selbst einen Becher Wein in die Hand, um den Gästen so zu zeigen, dass sie nicht zögern sollten, ihren Durst zu stillen.

      Alle Anwesenden prosteten ihm und dem Bräutigam zu. Hartmut nahm nur einen kleinen Schluck und sah erneut zur Treppe. »Komm mit mir«, richtete er sich an Sigurd. »Wir wollen Dagmar aufsuchen.«

      Graf Gebhardt sah den jungen Mann an seiner Seite nachdenklich an, gab ihm aber dann doch die Erlaubnis, nach seiner Braut zu sehen. Sigurd schloss sich ihm an, und zu zweit stiegen sie die breite Treppe empor.

      »So sind die Frauen, wie du schon bemerktest«, meinte Hartmut. »Über ihren neuen Kleidern hat Dagmar sicher alles andere vergessen.«

      Sie erreichten den Gang, der zu der Zimmerflucht der Grafentochter führte. Keine Wache verrichtete hier oben den Dienst. Sie alle waren entweder für den Abend freigestellt, um in der Küche an einem eigens für sie zubereiteten Festmahl teilzunehmen, oder wachten über den Rittersaal mit seinen hochrangigen Gästen.

      Hartmut blieb vor einer Tür stehen und klopfte gegen das Holz. Doch auch nach mehreren Augenblicken war keine Stimme dahinter zu hören. Der junge Graf klopfte erneut.

      »Antworte doch, Dagmar!«, bat er. »Ich bin es, Hartmut.« Noch immer war nichts zu hören. Der Graf wandte sich zu Sigurd um. »Ich verstehe das nicht«, sagte er und runzelte die Stirn. Kurz entschlossen entschied er sich, den Raum entgegen aller Gepflogenheiten zu betreten, öffnete die Tür und trat ein.

      »Dagmar, wo bist du …?«

      Hartmut machte einen Schritt ins Innere und sah das Aufblitzen vor sich erst im letzten Augenblick. Er schrak zurück und erkannte den Mann, der mit gezücktem Schwert vor ihm stand.

      »Gubo?«, rief er aus. »Was wollt Ihr hier?«

      Dieser lächelte ihn zur Antwort nur finster an. »Keine Bewegung, Graf Hartmut – oder Ihr seid des Todes!« Wie um seine Worte zu unterstreichen, richtete er die Schwertspitze gegen die Brust des Bräutigams.

      Dieser rührte sich nicht und blickte den Abenteurer nur wuterfüllt an. Sigurd hielt sich im Halbschatten des Türrahmens verborgen und konnte nicht sagen, ob der Eindringling ihn gesehen hatte.

      Gubo fuhr ungerührt fort. »Eure Braut ist jetzt schon weit fort von hier.« Er lächelte dünn. »Aber seid unbesorgt, sie ist in … sicheren Händen. Und nun«, die Spitze des Schwerts drückte gegen Hartmuts Wams, »gebt mir den Weg frei!«

      Ungerührt ob der Bedrohung griff der Graf nach seinem eigenen Schwert. »Sagt mir sofort, wohin Ihr Dagmar gebracht habt, sonst …«

      Gubo knurrte wütend. Seine Hand zuckte vor, und seine Klinge bohrte sich tief in Hartmuts rechte Schulter. Dieser schrie auf. Sein Schwert fiel klirrend auf den steinernen Boden, während er in sich zusammensackte.

      »Ihr habt es so gewollt!«, stieß Gubo auf und fletschte die Zähne wie ein Wolf. Er machte einen Schritt auf die Tür zu, doch nun stellte sich ihm Sigurd mit gezücktem Schwert in den Weg.

      »Na wartet, jetzt bekommt Ihr es mit mir zu tun!«, rief der Junker dem Schurken zu.

      Dieser lachte auf, dann blickte er in den Gang hinein. Dort war das Geräusch von Schritten und das Klirren von Waffen zu hören. Offenbar hatte Graf Gebhardt nun selbst mehrere Wachen geschickt.

      »Auch Ihr werdet mich nicht aufhalten!«, knurrte Gubo und griff mit einer schnellen Bewegung nach hinten. Sigurd sah den klobigen Schatten auf sich zufliegen und konnte nur im letzten Moment ausweichen. Krachend prallte die Sitzbank gegen die Wand.

      Es waren nur wenige Augenblicke, die der Junker aufgehalten wurde, dennoch konnte Gubo die Zeit nutzen, um in den Gang zu fliehen.

      Sigurd setzte ihm nach. »Das wirst du büßen!« Er rannte hinter dem Schurken her, der seinen Abstand sogar noch vergrößern konnte – doch mit einem Mal blieb dieser mitten im Lauf stehen. Sigurd lachte auf. Keine zwanzig Meter vor sich sah er die Schatten mehrerer Wachleute, die auf sie zueilten.

      »Da kommt die Wache!«, rief Sigurd. »Jetzt seid Ihr in der Falle. Wehrt Euch, wenn Ihr es nicht vorzieht, Euch zu ergeben!«

      Gubo sah sich hastig um und wischte sich über den Mund. Beim Anblick von Sigurds Schwert flackerten seine Augen wild. Er wich zurück an ein Fenster. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von den Wachen, als er den Knauf seines Schwerts gegen die Glasscheibe schmetterte, die unter der Wucht zersplitterte.

      »Ich ziehe es vor, mich durch das Fenster zu verabschieden!«, brüllte er und sprang durch die Öffnung. Sigurd eilte wie die Wachen ans Fenster. Ungläubig mussten sie mitansehen, wie der Schurke den verzweifelten Sprung wie durch ein Wunder überstand und in das eiskalte Wasser des Burggrabens eintauchte.

      Die nachgesandten Pfeile der Wachen verfehlten in der Dunkelheit ihr Ziel. Sigurd unterdrückte einen Fluch. Bis er den Graben erreicht hatte, würde Gubo längst über alle Berge sein. Und vor allem galt es, sich zuerst um den verwundeten Hartmut zu kümmern …

      ZWEI

      Der Leibarzt von Graf Gebhardt wurde eilig herbeigerufen,

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