Sigurd 3: Im Auftrag des Königs. Thomas Knip

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Sigurd 3: Im Auftrag des Königs - Thomas Knip Sigurd

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war.

      Derweil wachte Sigurd an Hartmuts Bett, der wieder aus der Ohnmacht erwacht war. Ein schwerer Verband bedeckte seine rechte Schulter, während er als Schutz vor der Kälte in Decken gehüllt war. Dennoch konnte Sigurd das unterdrückte Zittern seines Körpers deutlich sehen.

      Er berichtete Hartmut, wie es Gubo gelungen war, zu entkommen. »Dieser Schurke! So viel Mut hätte ich ihm nicht zugetraut!«, schloss er seinen Bericht.

      Hartmut wandte ihm mühevoll den Kopf zu. »Wir müssen die Mädchen unbedingt befreien«, löste es sich von seinen Lippen. »Wäre ich nur nicht verwundet … Unglücklicherweise traf er meine rechte Schulter. So ist es mir unmöglich zu kämpfen!« Er ließ den Kopf mit einem Stöhnen sinken.

      Sigurd erhob sich. »Mit dieser Wunde kannst du wahrhaftig nicht reiten und noch weniger kämpfen!«, stellte er unumwunden fest. »Dieser Gubo hat auch mich überlistet, das vergesse ich ihm nicht!«

      Er beugte sich zu Hartmut herab. »Wenn du erlaubst, verfolge ich ihn – und du darfst mir glauben, dass ich Dagmar und ihre Zofe Bettina zurückbringe.«

      Der junge Graf nickte nur schwach und fiel in einen leichten Schlaf.

      Sigurd blickte den Leibarzt an. Dieser bat ihn, den Verwundeten alleine zu lassen, und so verließ der Junker den Raum. Er machte sich auf den Weg zu Graf Gebhardt, um auch ihm seinen Vorschlag zu unterbreiten, die Verfolgung aufzunehmen. Dieser erklärte sich einverstanden, dankte ihm für das Angebot und bot ihm an, ihn mit allem Nötigen zu versorgen.

      Bodo und Cassim warteten bereits ungeduldig in seinem Zimmer auf Sigurds Rückkehr. Als er ihnen sein Vorhaben berichtete, war für sie beide selbstverständlich, dass sie ihn dabei begleiten würden.

      Da es keinen Sinn hatte, mitten in der Nacht nach Spuren zu suchen, nutzten die Freunde die Stunden bis zum Morgengrauen, um sich ausgeruht ihrer Aufgabe zu stellen. Noch bevor die Sonne aufgegangen war, standen sie auf und verabschiedeten sich von Graf Gebhardt, der vor Sorge keinen Schlaf gefunden hatte. Sie ließen ihre Pferde satteln und bekamen von den Mägden aus der Burgküche ein reichhaltiges Proviantpaket für den Weg überreicht.

      Trübe Wolkenschleier bedeckten den morgendlichen Himmel, als sie die Verfolgung aufnahmen …

      *

      Gubo hatte inzwischen die Zeit genutzt und seine Männer eingeholt. Sie hatten zwei weitere Pferde geraubt, auf denen die Mädchen ritten. Die ganze Nacht hindurch hatten sie ihren Reittieren keine Rast gegönnt, bis sie am frühen Morgen einen breiten Strom erreichten. Die Strahlen der aufgehenden Sonne durchbrachen die Wolkenschleier und tauchten die Umgebung in ein warmes Licht, das sich auf den Wellen brach.

      Ihre beiden Gefangenen hatten das Vorankommen der Schurken deutlich verlangsamt, da sie es nicht gewohnt waren, sich über solch eine lange Zeit im Sattel zu halten. Immer wieder hatten sie eine Rast einlegen müssen. Jedes Mal hatte sich Gubo nervös nach möglichen Verfolgern umgesehen und dann erleichtert aufgelacht, als er feststellte, dass niemand ihnen nachsetzte.

      Zu dieser frühen Stunde spannte ein alter Fischer seine Netze am Ufer des Stroms auf. Unweit von ihm war ein kleiner Kahn vertäut.

      Gubo ritt auf den Mann zu und stieg ab. »Heda, Alter!«, richtete er sich an ihn. »Setz uns an das andere Ufer über. Es soll dein Schaden nicht sein.«

      Der Alte besah sich die Ankömmlinge und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Herr. Aber wenn Ihr nach drüben wollt, müsst Ihr noch einige Stunden warten. Es ist jetzt die Zeit der Strömung … das Boot würde sofort aufs Meer hinausgetrieben.«

      Gubo winkte ab. »Wir haben keine Zeit! Lass uns ins Boot, wir sind in Eile!«

      Bedauernd schüttelte der alte Fischer den Kopf. »Glaubt mir, Ihr seid verloren, wenn …«

      »Gubo! Dort kommen Verfolger!«, rief plötzlich Benno, der Mann mit der Augenklappe.

      Alle Blicke richteten sich zum Horizont. Inmitten einer aufgewirbelten Staubwolke waren mehrere Reiter zu sehen, die rasch näher kamen. Gubo fluchte. Er konnte von hier aus nicht abschätzen, wie viele Mann es waren, die Graf Gebhardt auf ihn angesetzt hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als schnell zu handeln.

      »Genug geredet!«, brachte er hervor. Er versetzte dem Fischer einen wuchtigen Kinnhaken, der den Mann zu Boden schickte. Die Mädchen schrien auf. Der Abenteurer überging es und wandte sich an seine Männer. »Vorwärts, bringt die beiden Frauen ins Boot!«

      Seine Kumpane taten, wie ihnen geheißen, und binnen weniger Minuten konnten sie das Boot mit den Händen vom Ufer abstoßen und auf den Strom hinaustreiben. Einer von ihnen setzte das Segel, und der kleine Kahn gewann schnell an Fahrt.

      Gubo warf einen Blick zurück zum Ufer und erkannte nun einen seiner Verfolger, dessen blondes Haar mit der dunklen Locke ihm nur allzu gut in Erinnerung geblieben war. Triumphierend lachte er auf und winkte ihm zu. »Du kommst zu spät. Lebe wohl!«

      *

      Ohnmächtig sah Sigurd dem Boot nach, das auf dem Fluss entkam. Es waren nur wenige Augenblicke gewesen, die sie von den Schurken getrennt hatten! Er riss sein Schwert drohend in die Höhe, ließ es jedoch sinken, als er einsehen musste, dass Gubo ihm entkommen war.

      »Solch ein Pech!«, stieß er aus und steckte die Waffe weg. »Sie sind uns im letzten Augenblick entwischt!«

      »Ärgere dich nicht«, meinte Cassim neben ihm. »Wir werden sie schon noch bekommen. Aber … ich will mich mal um den alten Mann kümmern!«

      Der Junge sprang vom Pferd und eilte auf den Fischer zu, der benommen am Boden lag. Cassim stützte ihn und lehnte ihn gegen einen Pfosten, an dem die Netze aufgespannt waren. Er nahm seine Trinkflasche vom Gürtel und reichte sie dem Alten.

      »Trinkt erst einmal«, bat er den Mann, der noch immer nicht vollends bei Besinnung war.

      »Habt Dank …«, brachte der Fischer hervor und griff nach dem Lederbeutel. Er setzte ihn an und nahm ein, zwei hastige Züge. Dann stöhnte er und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Es geht mir schon besser … oh, diese Schurken!«

      Sigurd und Bodo waren inzwischen abgestiegen und halfen dem Fischer auf die Beine. Er dankte mit schwacher Stimme und blickte über den Strom. Das Boot war in der Ferne nur noch als kleiner Punkt auszumachen.

      »Sie werden nie das andere Ufer erreichen«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Um diese Zeit ist die Strömung zu stark. Sie wird sie mit aufs Meer hinausnehmen, und das Boot wird an den Klippen der Dämoneninsel zerschellen!«

      Sigurd horchte auf.

      »Was sagst du da? Das Boot wird zerschellen? Das darf nicht geschehen!« Er wagte gar nicht erst nachzufragen, was der alte Fischer mit der ›Dämoneninsel‹ meinte. »Gibt es denn keinen Weg, um die beiden Mädchen zu retten?«

      Der Fischer presste die Lippen aufeinander und senkte den Kopf. »Schon viele haben sich zur Zeit der Strömung auf das Meer gewagt«, setzte er an. »Keiner kehrte zurück.« Er sah auf und blickte Sigurd an. »Alles, was ich Euch anbieten kann, ist, Euch in einigen Stunden zur Insel der Dämonen zu segeln …«

      *

      Inzwischen wurde das von Gubo gesteuerte Boot von der Strömung erfasst. So sehr sich der Schurke auch gegen das Ruder lehnte, wollte es seinen

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