Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma?. Julia Klein
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![Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma? - Julia Klein Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma? - Julia Klein Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Sozialwissenschaften](/cover_pre914577.jpg)
AQAP Al Qaeda in the Arabian Peninsula
AQI Al Qaeda in Iraq
AQLIM Al Qaeda in the Land of the Islamic Maghreb
AQY Al Qaeda in Yemen
BAAD Big, Allied and Dangerous
CETI Center for Terrorism and Intelligent Studies
CMEPP Center for Middle East Public Policy
CSA Convent Sword and the Army of the Lord
CSTPV Center for the Study of Terrorism und Political Violence
DARPA Defense Advanced Research Projects Agency
EOKA Ethniki Organosis Kyprion Agoniston
ETA Euskadi Ta Askatasuna
FARC Revolutionary Armed Forces of Colombia – People’s army
FLN Front de Libération de Nationale
GSCP Salafist Group for the Preaching and Combat
GTD Global Terrorism Database
IRA Irish Republican Army
ISIL Islamic State of Iraq and the Levant
ISVG Institute for the Study of Violent Groups
ITERATE International Terrorism: Attributes of Terrorist Events
LRA Lord’s Resistance Army
LTTE Liberation Tigers of Tamil Eelam
MAK Maktab al Khidamat
MCTR Military Council of the Tribal Revolutionaries
MIPT Oklahoma City National Memorial Institute for the Prevention of Terrorism
MMO Mapping Militant Organizations
OIRA Official Irish Republican Army
PGIS Pinkerton Global Intelligence Service
PKK Workers’ Party of Kurdistan
PLO Palestine Liberation Organization
PRI Institutional Revolutionary Party
RAF Rote Armee Fraktion
RDWTI RAND Database of Worldwide Terrorism Incidents
START National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism
TKB Terrorism Knowledge Base
TOPs Terrorist Organization Profiles
TRAC Terrorism Research & Analysis Consortiums
UDD Democracy Against Dictatorship
UFF Ulster Freedom Fighters
UVF Ulster Volunteer Force
WITS Worldwide Incidents Tracking System
1 Einleitung: Das Forschungsparadigma des Neuen Terrorismus
1.1 Forschungsinteresse und Problemstellung
Regierungen und Institutionen, die sich mit der Terrorismusbekämpfung befassen, haben häufig eigene wissenschaftliche Einrichtungen oder bedienen sich des Wissens externer Einrichtungen, Universitäten und Think Tanks, um Strategien der Terrorismusbekämpfungen zu entwickeln. Vor allem im Umfeld dieser wissenschaftlichen Einrichtungen, aber auch in den Medien, gab es nach dem ersten Anschlag auf das World Trade Center 1993 einen Paradigmenwechsel in der Terrorismusforschung. Das neue Forschungsparadigma, der „Neue Terrorismus“, löste das altbekannte Bild terroristischer Organisationen ab. Der Begriff verfestigte sich im Laufe der Zeit in der Wissenschaft, den Medien, der Politik und in der Öffentlichkeit.1 Das Bild dieses Neuen Terrorismus orientiert sich hauptsächlich an den Bildern des 11. September 2001. Es setzt sich zusammen aus losen Zellen international agierender Netzwerke, deren politische Ziele hinter der Fassade einer religiösen Ideologie verschwinden, um mit Hilfe von Selbstmordattentätern und Massenvernichtungswaffen möglichst viele Menschen mit sich in den Tod zu reisen und jedem das Gefühl zu geben, er könnte der Nächste sein. Der Gebrauch von Massenvernichtungswaffen und Selbstmordattentätern, eine steigende Anzahl von religiösen Gruppen, eine erhöhte Opferzahl und eine vernetzte Struktur der terroristischen Organisationen zählen hierbei zu den am häufigsten erwähnten Eigenschaften.2
Ein erster Blick auf das aktuelle Handeln politischer Akteure und die Entwicklung des Diskurses lässt Zweifel an der tatsächlichen Existenz eines Neuen Terrorismus aufkommen: Im Kontext der Anschläge des 11. September 2001 und in dem damit stark wiederbelebten Diskurs um einen Neuen Terrorismus stiegen die Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus zunächst allein in den USA von 2001 bis 2002 um 276 Prozent.3 Der im November 20144 veröffentlichte Global Terrorism Index 2014 des Institute for Economics and Peace spricht mit 17.958 Opfern von der höchsten Anzahl von Todesopfern terroristischer Anschläge seit dem Jahr 2000. Alleine im Vergleich zum Jahr 2012 ist in 2013 die Anzahl der Todesopfer terroristischer Anschläge um über 50% gestiegen.5 Terroristischen Organisationen wie der Boko Haram, der Al-Nusrah Front und dem Islamischen Staat fielen 2013 sogar noch mehr Menschen zum Opfer als im Jahr 2001 bei den Anschlägen auf das World Trade Center. Die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und der Einsatz der Regierungen bei der Bekämpfung des Terrorismus sind trotz der gestiegenen Opferzahlen zum Erscheinen des Global Terrorism Index 2014 jedoch wesentlich geringer als in den Jahren direkt nach dem 11. September 2001. Im August 2014 schloss das Oklahoma City National Memorial Institute for the Prevention of Terrorism (MIPT), das bis zu diesem Zeitpunkt über 20.000 Polizisten in den USA im Bereich Terrorismusbekämpfung geschult hatte. Dessen Finanzierung durch das nach dem 11. September 2001 gegründeten U.S. Department of Homeland Security wurde komplett eingestellt.6 Staatliche Konflikte, Naturkatastrophen und die Weltwirtschaftskrise schienen den Fokus der Politik in eine neue Richtung gelenkt zu haben. Aber vor allem die weite Distanz zu den Anschlägen scheint die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und somit den Handlungsdruck auf die Regierungen zu verringern – gleichzeitig ist es in dem Diskurs um den Neuen Terrorismus in den letzten Jahren ruhiger geworden.
Erst seit einer Reihe an medial wirkungsvollen Anschlägen7, die mit dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Jahr 2015 begonnen haben, steht der Begriff des Neuen Terrorismus wieder im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. In einem Online Artikel von CNN „Paris Attack: The New Terror“ wird Daniel Benjamin zitiert. Er ist einer der Autoren, die Anfang der neunziger Jahre in dem Diskurs um den Neuen Terrorismus noch vor Bruce Hoffman auf die zukünftigen Gefahren von Massenvernichtungswaffen hingewiesen hatten. Er beschreibt in diesem Artikel den Gebrauch von Sturmgewehren als Teil der „evolution of terrorism“.8 Obwohl die Anschläge in Paris eben nicht den Eigenschaften des Neuen