Drache und Diamant. Barbara Cartland

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Drache und Diamant - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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      »Ich fürchte, es ist unmöglich, Ihnen etwas abzuschlagen, selbst wenn ich es wollte. Was wollen Sie wissen?«

      »Alles«, antwortete er. »Wie Sie wissen, war ich über zwei Jahre fort von China, und manches hat sich geändert.«

      »Das stimmt allerdings, und zwar zum Schlechten.«

      »Ich hörte davon, bevor ich England verließ.«

      »Sie wissen, daß der Fortschritt in China zum Stillstand gekommen ist? Die Witwe des Kaisers hat die Westmächte davon in Kenntnis gesetzt, daß keine weiteren Eisenbahnstrecken mehr gebaut werden dürfen, und es wäre daher sinnlos für ausländische Repräsentanten, entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.«

      »Ich habe davon gehört«, murmelte Stanton Ware.

      »Keine Eisenbahnstrecken - kein Fortschritt.«

      »So ist es.«

      »Ihre Majestät war lediglich zu Verhandlungen über Waffen und Kriegsgeräte mit den Westmächten bereit.«

      Wieder nickte Stanton Ware.

      »Sie hat die Generäle angewiesen, westliche Techniken zu übernehmen und westliche Waffen zu kaufen. Wissen Sie, warum?« fragte Mannigfaltige Freude.

      »Sie werden es mir sagen«, erwiderte er.

      »Um die Fremden aus China zu vertreiben!«

      »Ich bezweifle, daß China die Kraft dazu besitzt«, sagte Stanton Ware langsam.

      »Aber Sie verfügen hier nicht über genügend Waffen und Truppen, um die Flut aufzuhalten, wenn sie losbricht«, entgegnete Mannigfaltige Freude.

      Das war auch Stanton Ware klar, doch es überraschte ihn, daß Mannigfaltige Freude so genaue Kenntnis der Lage besaß.

      »Die Kaiserin streut den Fremden Sand in die Augen«, fuhr sie mit leiser Stimme fort, »doch die Boxer hetzen die Massen auf, sich ihnen anzuschließen, und schreien ständig: ,Brennt alles nieder! Tötet sie, tötet!'«

      »Wie stark sind sie?« wollte Stanton Ware wissen.

      »Männer können kämpfen, wenn sie Vertrauen haben«, antwortete Mannigfaltige Freude, »und mit ihren angeblichen Zauberkräften gelingt es den Boxern, die Leichtgläubigen zu überzeugen, mit Musketen und Pfeilen, die einen in Trance Befindlichen zwar durchbohren, aber nicht verletzen.«

      Als Stanton Ware nichts erwiderte, fuhr sie fort: »Und sie verbreiten Gerüchte, die die Chinesen nur allzu gerne glauben.«

      »Was für Gerüchte?«

      »Daß die Gleise und die Eisenbahnen ihre Götter, Geister und Dämonen verärgern und die Fruchtbarkeit der Erde zerstören würden.«

      Stanton Ware lächelte, wußte er doch, daß das primitive Volk stets Angst vor Eisenbahnen hat, wenn es sie zum ersten Mal sieht.

      »Sie, sagen, daß die rote Flüssigkeit, die von den ,Eisenschlangen' tropft und die in Wirklichkeit nichts anderes als rostiges Wasser von den oxydierten Telegrafenkabeln ist, das Blut der zornigen Fluggeister sei.«

      »Kann denn wirklich irgendjemand diesen Unsinn glauben?« fragte Stanton Ware.

      »Sie verbreiten, daß die Missionare Augen, Knochenmark und Herzen der Toten verwenden, um Medikamente herzustellen. Und wer immer in einem Pfarrhaus ein Glas Tee trinke, würde auf der Stelle tot umfallen, sein Gehirn würde aus dem Kopf platzen.«

      Sie sah ihn nicht an, als sie leise weitersprach: »Die Boxer sagen auch, daß Kinder, die in einem Waisenhaus landen, getötet und ihre Eingeweide verwendet werden, um wertvolle Arzneien herzustellen und Blei in Silber zu verwandeln.«

      »Wer solch einen Unsinn glaubt, muß sehr dumm sein«, meinte Stanton Ware.

      Doch er hatte den Ärger, den die Missionare in der Vergangenheit verursacht hatten, nicht vergessen.

      »Sie sagen, die Boxer werden immer stärker«, sagte er nach einer Weile. »Die Kaiserin unterstützt dieses Gesindel doch wohl nicht?«

      »Offiziell erklärt sie, sie müßten auseinandergetrieben werden und dürften sich nicht weiter ausdehnen.«

      »Und inoffiziell?« fragte Stanton Ware.

      »Als einige Beamte die Boxer einmal als Rebellen behandelten und versuchten, sie auseinanderzutreiben, geriet der Gouverneur dieser Provinz in Wut und behauptete, sie seien die Schutzmiliz, die der ,alte Buddha' vor etwa einem Monat angefordert hatte.«

      »Wer kann der Kaiserin die Gefahr einer solchen Politik deutlich machen?« fragte Stanton Ware.

      Mannigfaltige Freude hob hilflos die Hand, ehe sie weitersprach: »Das weiß ich nicht. Doch irgendetwas muß geschehen, und zwar schnell, wenn die prophezeite Katastrophe für China verhindert werden soll.«

      Ihre Stimme klang sehr ernst. Stanton Ware wußte, daß sie ihr Land sehr liebte, abgesehen von der Tatsache, daß Aufruhr und Kämpfe in Peking äußerst unzuträglich für ihr Geschäft sein würden.

      »Gibt es denn keinen Beamten, der mutig genug ist, der Kaiserin gegenüber offen zu sein und ihr klarzumachen, daß sie etwas gegen diese jungen Rowdys unternehmen muß, bevor es zu spät ist?«

      »Der Kaiser wollte einen Wandel, doch seine Bemühungen um den Fortschritt schlugen fehl, und seine Gefolgsleute wurden hingerichtet oder ins Exil geschickt. Der Rest hat Angst bekommen.«

      »Alle?« fragte Stanton Ware.

      »Da wäre Li Hung-Chang!«

      Stanton Ware nickte.

      Er wußte, daß Li Hung-Chang zu den dem Kaiser nahestehenden Regierungsbeamten gehört hatte und einer der fortschrittlichsten Politiker Chinas war.

      Er hatte den Bau von Waffenlagern, Werften und Kriegsschiffen gefördert, und vor fünf Jahren - im Jahre 1895 - war er nach Japan gereist, um den Vertrag abzuschließen, der den chinesisch-japanischen Krieg beendete.

      Und er bewunderte die Entwicklung in Japan.

      Der japanische Prinz Ito hatte Stanton Ware erzählt, wie Li Hung-Chang die Lage in China zusammengefaßt hatte: »Mein Land ist verstrickt in Traditionen und alte Sitten und Gebräuche«, hatte er erklärt, »und in zu vielen Provinzen herrscht ausgesprochener Lokalpatriotismus.«

      Er war zu loyal gewesen, um die schrecklichen Machtkämpfe innerhalb der kaiserlichen Familie zu erwähnen.

      Doch selbst nach der Entmachtung des Kaisers hatte Li Hung-Chang seine Bemühungen um den Fortschritt nicht aufgegeben, hatte versucht, die halsstarrige Witwe des Kaisers davon zu überzeugen, daß China nicht länger wie im Mittelalter leben dürfe.

      Er war zu wichtig für China, als daß die Kaiserin auf ihn hätte verzichten können.

      Doch sie hatte ihn zum Vizekönig der Provinzen Kwang Tung und Kwangi im Süden des Landes ernannt - eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihn aus den Ratskammern in Peking herauszuhalten.

      Trotzdem

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