Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden

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dass Weigand ein CT abgelehnt hatte, würde der Kollege in Schwierigkeiten kommen, und er selbst wäre eine Petze. Andererseits: Die Schuld auf sich zu nehmen bedeutete eine Lüge. Und barg die Gefahr einer Abmahnung. Es war eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Was sollte er tun? »Für uns war die Sache sonnenklar«, presste er durch die Lippen. »Bis sich Frau Pastors Zustand auch nach der Gabe des Antitoxins nicht bessern wollte.« Sie waren vor der Tür des Krankenzimmers angekommen.

      Daniel zögerte. Sollte er sich in die Behandlung einmischen? Er entschied sich dagegen. Das Letzte, was die Patientin jetzt brauchen konnte, war eine vergiftete Stimmung.

      Sie hatte auch so schon Probleme genug.

      »Gehen Sie schon!«, wies er Gruber scharf an. »Schöne Grüße an den Kollegen Weigand. Wir sehen uns morgen alle in meinem Büro.«

      Benjamin Grubers Adamsapfel hüpfte auf und ab.

      »Jawohl, Chef!«, krächzte er und stießt die Tür auf.

      Um Haaresbreite verpasste er die Kurve und schrammte mit dem Gerät am Türstock entlang.

      Kopfschüttelnd ging der Klinikchef weiter. Jeder weitere Kommentar war überflüssig.

      *

      Bleich wie der Tod persönlich lag Muriel im Bett. Die vergangenen Stunden hatten ihrem Körper alles abverlangt.

      Trotzdem konnte sie schon wieder lächeln, als Milan ins Zimmer zurückkehrte.

      »Hey! Ich wusste ja gar nicht, dass ich mir einen Onkel Doktor angelacht habe.« Sie musterte ihn eingehend. »Wusstest du, dass Männer in Uniform besonders anziehend auf Frauen wirken?«

      »Das ist ein Arztkittel!«

      Milans Tonfall schüchterte sie nicht ein. Ganz im Gegenteil.

      »Auch das ist eine Art Uniform.«

      Milan Aydin erwiderte ihr Lächeln nicht. Klatschend landete der Laborbericht auf ihrer Bettdecke.

      »Du hast Drogen genommen.«

      Wenn möglich, wurde ihr Lächeln noch lieblicher.

      »Sonst hätte ich mich doch gar nicht an einen coolen Typen wie dich rangetraut«, säuselte sie.

      »Spielst du öfter die Märchentante?« Milan lachte immer noch nicht. »Die Kombi aus Ecstasy und Hustentabletten wäre beinahe ins Auge gegangen. Ist dir das eigentlich klar?«

      »Meine Güte! Worüber regst du dich auf?« Muriel fiel zurück ins Kissen und drehte den Kopf weg. »Ich hab’s doch überlebt.«

      »Schon. Aber nur, weil ich zufällig neben dir gesessen bin.« Er griff nach dem Beutel mit der durchsichtigen Flüssigkeit, der auf seinem Schoß lag. »Häng’ dieses Ding mal an den Ständer da drüben.« Mit dem Kopf deutete er auf den Infusionsständer, an dem schon ein Beutel hing. »Schaffst du das?«

      »Kinderspiel.« Muriels angestrengte Miene strafte sie Lügen. Trotzdem baumelte kurz darauf der zweite Beutel am Ständer. Sie sah Milan dabei zu, wie er den Schlauch an ihrem Zugang befestigte. »Was ist das?«

      »Wenn du Dr. Norden zugehört hättest, wüsstest du es.«

      »Er hat ganz schön viel auf einmal gesagt, findest du nicht?«

      Milan Aydin hatte keine Lust auf eine Diskussion. Nicht um diese Uhrzeit.

      »Also noch einmal. Das Colchizin beeinträchtigt die Fähigkeit des Herzmuskels, sich zusammenzuziehen und Blut zu pumpen. Außerdem senkt es deinen Blutdruck.« Er stellte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion ein. »Diese Antikörper hier sollen das Colchizin neutralisieren und dein Herz in die Lage versetzen, wieder in normaler Geschwindigkeit zu schlagen.«

      »Und wann wisst ihr, dass es funktioniert?«

      »Das tun wir jetzt schon.«

      Muriel drehte ihm den Kopf wieder zu. Lächelte wie ein Engel.

      »Da bekommt die Bezeichnung ›Leibwächter‹ doch eine ganz andere Bedeutung.«

      Milan spürte, wie sich sein Ärger schon wieder in einen Schwarm Schmetterlinge verwandeln wollte. Er räusperte sich.

      »Morgen früh machen wir als erstes ein CT und ein MRT, um Hirnschädigungen auszuschließen.«

      Muriel streckte die Hand aus. Ihre Finger streichelten über Milans Arm. Eine Berührung, sanft wie ein Windhauch. Die Härchen auf seinen Armen stellten sich auf. Muriel bemerkte es und lächelte.

      »So schlimm kann mein Hirn nicht geschädigt sein«, raunte sie ihm zu. »Zumindest erinnere ich mich noch genau an letzte Nacht. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine Granate im Bett bist? Oder habe ich das nur geträumt? Ich glaube, ich muss das noch einmal ausprobieren.«

      Welcher Mann hätte solche Worte nicht gern gehört? Es fiel Milan schwer, noch länger grimmig dreinzublicken.

      »Das könnte noch dauern.« Sein Ton war nicht halb so streng wie gehofft. »Zur Überwachung werden wir dich noch einen Tag hierbehalten.«

      Muriel hustete.

      »Und gegen den Husten bekommst du etwas Anständiges«, fuhr er fort. »Aber mit Sicherheit kein Gichtmittel.«

      »Ich sagte doch schon, dass mir meine Mitbewohnerin dieses Zeug gegeben hat. Woher soll ich wissen, dass das ein Medikament gegen Asthma ist? Das habe ich auch schon diesem Dr. Norden gesagt.« Muriel machte einen Schmollmund.

      Milan wusste: Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder, er küsste sie. Jetzt. Sofort.

      Er entschied sich für die zweite Möglichkeit. Wandte sich ab und verließ das Zimmer, bevor sein schwaches Fleisch über seinen Verstand siegte.

      *

      Als sich Daniel Norden umdrehte, stand seine Frau vor ihm. Doch Fee sah anders aus als sonst. Die rote Hibiskusblüte in ihrem Haar leuchtete mit den Blumen auf ihrem Sommerkleid um die Wette. Sie hielt einen Cocktail in der Hand und kam auf ihn zu. Streckte die Hand aus und legte sie auf seine Schulter. Aber was war denn das? Warum schüttelte sie ihn wie einen nassen Sack, statt sich an ihn zu schmiegen, ihm Liebesworte ins Ohr zu flüstern?

      »Hör auf! Hör sofort auf damit!«, wehrte er sich empört.

      »Dr. Norden! Aufwachen!«

      Die Stimme war weiblich. Damit hörten die Ähnlichkeiten mit Fee aber auch schon auf. Daniel riss die Augen auf. Sah sich verwirrt um.

      »Was … wie … wo … ?«, stammelte er. Das Licht der Morgensonne blendete ihn. Seine Augen tränten.

      »Sagen Sie bloß, Sie haben hier geschlafen?« Andrea Sander hatte die Hand von der Schulter ihres Chefs genommen. Sie stand vor ihm und versuchte, sich einen Reim auf die Situation zu machen. »Hat Ihre Frau Sie etwa rausgeworfen?«

      »Was? Fee?« Daniel fuhr sich durch das wirre Haar. Er drehte den Kopf nach links und rechts, hob und senkte die schmerzenden Schultern. »Warum sollte Sie?«

      »Aus

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