Der Klangmeister Rudolf Tutz. Группа авторов
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Klangmeister Rudolf Tutz - Группа авторов страница 6
3 Anna Leibelt erhält 1857 die Befugnis, „das von ihrem Ehemanne Franz Leibelt innegehabte Befugnis zur Verfertigung aller Gattungen von Blech-Instrumenten während der Dauer des Witwenstandes und durch den Werkführer Anton Bresel fortzuführen“, siehe Bote für Tirol und Vorarlberg, 15.1.1857, S. 1.
4 1877 wird über den Innsbrucker Instrumentenmacher Anton Breinl wegen „gerichtlich erhobenen Blödsinns“ das „Kuratel“ verhängt und kurz darauf ein Konkursverfahren eröffnet; siehe Bote für Tirol und Vorarlberg, 16.4.1877, S. 8, und Meraner Zeitung, 25.7.1877, S. 4.
5 Am 5. Juli 1886 stirbt in Wilten „Anton Brambach, Instrumentenmacher, Witwer, alt 66 J., Adamgasse 2, an Speisröhren-Entartung“, siehe Bote für Tirol und Vorarlberg, 6.7.1886, S. 1238.
6 Unter ihrem Kapellmeister Sepp Tanzer wurden die Wiltener nicht nur zu einer Elite-Kapelle, sondern nach 1938 auch zum Gaumusikzug umgeformt. Ihre Aufgabe war nun, offizielle NS-Feierlichkeiten zu umrahmen. Dafür genossen die Mitglieder der Kapelle einerseits Privilegien, gerieten dadurch aber auch in die Nähe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und ihrer lokalen Repräsentanten. Rudolf (II) Tutz musste sich nach dem Krieg einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen, weil er seit 16. März 1939 als Anwärter auf die Mitgliedschaft bei der NSDAP geführt wurde, mithin also wie viele andere einen Antrag auf Aufnahme in die Partei gestellt hatte. Der Akt zum Entnazifizierungs-Verfahren von Jahresanfang 1946 ist im Stadtarchiv Innsbruck erhalten. Er enthält u. a. eine ausführliche Stellungnahme und Verteidigungsschrift von Mitgliedern der Wiltener Musikkapelle für Rudolf Tutz, die eine wertvolle, bislang wohl unbeachtete Quelle zum Schicksal dieses Klangkörpers in der NS-Zeit darstellt. Natürlich handelt es sich um eine subjektive und wohl auch da und dort beschönigende Schilderung, aber viele Details sind durchaus glaubhaft:
„Herr Rudolf Tutz war im März 1938 Mitglied der Wiltener Musikkapelle. In den sogenannten Umbruchtagen wollte ein SA Führer Waidacher [Vinzenz Waidacher aus Mieders (1900–1941), Vorkämpfer des Nationalsozialismus in Tirol, SA-Standartenführer, Vertrauter von Gauleiter Franz Hofer, Täter beim Novemberprogrom 1938 in Innsbruck. Vgl. Nikolaus Hagen, „SA-Brigadeführer Vinzenz Waidacher“, in: Thomas Albrich (Hrsg.): Die Täter des Judenprogroms 1938 in Innsbruck, Innsbruck 2016, S. 31–36] aus dieser eine SA Musik und einige Tage später ein SS Führer Fleiss [Erwin Fleiss (1910–1961), SS-Sturmbannführer, Täter beim Novemberprogrom 1938 in Innsbruck, flüchtete über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Paraguay. Vgl. https://www.novemberpogrom1938.at/taeterkreis/nachkriegsjustiz/ (Zugriff 03/2020)] eine SS Musik machen. Trotz allen Androhungen von Auflösung des Vereines, Verlust des Berufes, ja selbst Abführung der ganzen Kapelle durch einen SA Sturm, lehnten die Mitglieder dieser Kapelle eine solche Umbildung ab. Sie hatten daher ihre Auflösung zu gewärtigen. Der damalige Gauleiter Hofer hörte von dem einmütigen Verhalten der Musikkameraden und stellte ihnen ein Angebot, wonach sie als Verein weiterbestehen könnten und die Kosten der Vereinserhaltung der Standschützenverband zu tragen hätte, die Kapelle mit vollkommen neuen Instrumenten ausgerüstet würde – wenn sie die musikalischen Ausrückungen für den Gau übernehmen würde. Im Ablehnungsfalle wäre aber unnachsichtlich mit der Auflösung der Wiltener Musikkapelle und der Beschlagnahme des gesamten Eigentums dieser Musik zu rechnen. Diesem Angebot stimmten die Mitglieder zu, nachdem vertraglich festgelegt wurde, dass die Wiltener Musikkapelle als solche bestehen bleibe und nur die Ausrückungen für den Gau gegen Bezahlung zu übernehmen hat. Nicht eigennützige Gründe waren für diese Handlung massgebend, denn der einzelne Musiker hatte daraus keinen Vorteil zu erwarten, sondern lediglich um den damals in ganz glänzender Form bestehenden Musikkörper der durch die vielen Wienerfahrten und dieser nach Cannes und Nizza sich in ganz prächtiger Form befunden hat, zu erhalten und eine Auflösung zu verhüten, wurde dieses Anbot angenommen. Erst später stellte sich heraus, dass durch die Übernahme der Ausrückungen für den Gau auch eine Anwartschaft zur NSDAP erwachsen ist, ohne dass die Mitglieder um ihr Einverständnis befragt wurden und auch ohne dass vorerst Beiträge zu leisten gewesen wären. Wir stellen daher fest:
a.) Dass Genannter für seine Anwartschaft bei der NSDAP nicht verantwortlich gemacht werden kann.
b.) diese Anwartschaft niemals missbrauchte und durch sein Verhalten stets bewiesen hat, dass er ein guter Österreicher geblieben ist.
c.) Dass Genannter, nachdem das Probelokal der Wiltener Musikkapelle in den Tagen des Zusammenbruchs der deutschen Armeen von durchziehenden Zwangsarbeitern vollständig geplündert und zerstört wurde und dadurch die Wiltener Musikkapelle ihres gesamten Inventares an Instrumenten, Noten, Nationaltrachten und Probelokaleinrichtung verlustig wurde, durch finanzielle und sonstige Opfer sein Bestes tat, die Kapelle wieder spielfähig zu machen und damit einen, seinem äussersten Können entsprechenden Beitrag zum Wiederaufbau seines Vaterlandes freiwillig und unaufgefordert leistete.
Innsbruck, im März 1946.
Gefertigt von jenen Mitgliedern der Wiltener Musikkapelle, welche durch ihr Einrücken zur Wehrmacht, einer Zwangsmitgliedschaft bei der NSDAP entgangen sind.“
Als Zeugen unterfertigten Alois Nagele, Tapezierer, und Hermann Niedrist, Schuhmacher. Ein weiterer Zeuge, Karl Mayrhoffer, offenbar ein Nachbar, bezeugte weiters, er habe von Rudolf Tutz nie eine Äußerung gehört, „welche ein Interesse an der NSDAP zu bekunden imstande gewesen wäre“. Schließlich rechtfertigt sich Rudolf Tutz (II) noch selber: Seine Familie sei immer „christlich“ gesinnt gewesen, er sei immer seiner Arbeit nachgegangen, von der in erster Linie die Tiroler Blasmusik profitiert habe.
7 Zur Engel-Familie siehe Silvia Albrich-Warger, Die Engel-Familie. Musikanten aus Reutte in Tirol erobern die Welt, Innsbruck 1998.
8 Zur Rekonstruktion der „Mozart-Klarinette“ durch Rudolf Tutz siehe Franz Gratl, „Vom schmalen Grat am Abgrund des Vergessens: Rudolf Tutz und die ‚Mozart-Klarinette’“, in: Peter Assmann und Roland Sila (Hg.), Vergessen. Fragmente der Erinnerung. Katalog zur Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck, 13.12.2019–8.3.2020, Innsbruck 2019, S. 201–205.
9 Vgl. Franz Gratl, Rudolf Tutz – zum 70. Geburtstag. Ein Pionier des historischen Blasinstrumentenbaus. Begleitheft zur Sonderausstellung 2010 des Österreichischen Blasmusikmuseums Oberwölz in Zusammenarbeit mit den Tiroler Landesmuseen, Oberwölz 2010.
Die wohlbalancierte Flöte 1
HELMUT A. GANSTERER
Wenn Musikinstrumentenhersteller Rudolf Tutz spricht, hören selbst Genies wie Harnoncourt andächtig zu.
„Sie machen es richtig!“ – Rudolf Tutz (re.) mit Nikolaus Harnoncourt (li.) und Wolfgang Meyer (Mitte), Graz 2009, Foto: privat
„Und Sie haben mit Ihrer großen Hilfe wieder einmal erklecklichen Anteil daran, daß