Wir reden, noch. Norbert Philipp

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und kein Mail geschrieben habe?

      Mailboxen zu besprechen könnte schon fast als kleine kommunikative Nötigung durchgehen. Schließlich muss man sich Mailboxnachrichten wie Amazon-Packerl meist selbst abholen. Verbindlich dazu geäußert hat sich bislang kein Experte für Umgangsformen, schwierig auch in Zeiten, in denen das Merkmal Unverbindlichkeit zur Information meist ungefragt mitgeliefert wird. Die ständige Erreichbarkeit multipliziert nicht nur die Situationen, in denen Anrufe ungelegen kommen, sondern auch jene, in denen man keine Zeit hat, die Mailbox abzurufen. Die Benutzungskulturen vieler neuer Kommunikationsformate hatte gar keine Zeit, verbindlich einzurasten. Kaum wollte sich fast so etwas wie eine Konvention verankern, war plötzlich ein neues Medium da, das an den Benutzungsregeln des alten erst recht wieder rüttelte. Kein Wunder, dass die Menschen eine Phase lang E-Mails schrieben, als würden sie tatsächlich noch in Briefkästen landen. Und dass noch heute Menschen WhatsApp-Nachrichten schreiben, als würden sie damit eine Mailbox füllen wollen.

      Manchmal stehen auch jene ratlos vor den Umbrüchen und kommunikativen Ereignissen, die selbst täglich beobachten und anleiten, wie Menschen miteinander umgehen. Wenn sie reden, aber auch wenn sie sich nur körperlich einschwingen, noch dazu im Takt: beim Tanzen. Jedenfalls auch eine Form von Kommunikation. Nicht nur bei Bienen. Roman Svabek leitet die Tanzschule Svabek in der Wiener Liechtensteinstraße. Schon von Berufs wegen interessiert er sich für Choreografien. Für jene auf dem Parkett genauso wie für jene, die der Alltag schreibt. Von Mensch zu Mensch. Beim gemeinsamen Sitzen am Tisch wie auch beim eleganten Aneinander-Vorbeigehen. Auch die Eröffnung des Wiener Opernballs hat er einige Male choreografiert und geleitet. Svabek gibt in Kursen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nicht nur Schrittfolgen mit, sondern auch Anhaltspunkte zu jenem Parkett, das man einst unter dem Stichwort „Gutes Benehmen“ betreten hatte. Tanzen ist ja nur eine von dutzenden Formen, wie Menschen miteinander umgehen können. Und miteinander zu sprechen ist wie Tanzen, befinden Experten für nonverbales Verhalten. Ab einem gewissen Punkt hat man sich schon eingeschwungen im Rhythmus, der eine geht einen Schritt voraus, der andere geht mit, und wieder zurück. Sogar im Kreis drehen, zumindest inhaltlich, ist manchmal Teil der Choreographie. Beim Tanzen allerdings sind allerfeinste körperliche Regungen schon mit Bedeutungen codiert. Umso mehr könne man beim Tanzen für den Umgang mit Menschen lernen, meint Svabek. Vor allem auch, wie viel Abstand und Nähe man einem anderen Menschen körperlich so zumutet. Und wie viel davon einer gelungenen Kommunikation auch guttut. Wie man aufeinander zugeht, Kontakt aufnimmt, und wie man den anderen elegant wieder aus einer Interaktion entlässt.

      An den Sälen der Tanzschule Svabek rauscht die Digitalisierung natürlich auch nicht vorbei. Vor allem die jugendlichen Kursteilnehmer tragen sie mit ihren Smartphones in den Rucksäcken direkt hinein. Handys seien jedenfalls erlaubt, erzählt Svabek. „Die jungen Menschen benutzen sie aber in einer atemberaubenden Geschwindigkeit.“ Kurzes Update: „Bin in der Tanzschule.“ Dann wieder Interaktion mit Menschen im selben Raum. Ungläubig, meint Svabek, stehe er manchmal vor der Geschwindigkeit und Selbstverständlichkeit, wie die Jungen digitale Medien managen. Umso weniger traut er sich dafür verbindliche Regeln aufzustellen. „Wie kann ich die Regeln einer Kommunikationskultur beurteilen, die ich selbst nicht verstehe, weil sie sich immer so schnell ändert und ich nicht hineingeboren worden bin?“, fragt sich Svabek. Das wolle er sich gar nicht erst anmaßen. Auch nicht zu bewerten, ob Kondolieren auf WhatsApp weniger einfühlend wirkt als eine schriftliche Beileidsbekundung. Jede Kommunikationsplattform im Internet scheint wie von selbst ihre eigene Benutzungskultur entwickelt zu haben. Eine, die man erst so richtig versteht, wenn man sie ähnlich intensiv nutzt wie die Muttersprache oder die Artikulationswerkzeuge, die man am Körper seit Geburt mit sich herumträgt. „Für die jungen Nutzer ist vieles selbsterklärend, wofür wir nach Erklärungen suchen“, sagt Svabek. Die Welt der traditionellen Umgangsformen habe deshalb nicht unbedingt eine Antwort auf Kommunikationsbefindlichkeiten der Smartphone-Nutzer. „Es gibt natürlich Versuche, verschiedene Dinge im kommunikativen Umgang miteinander festzulegen. Aber oft werden diese Regeln von Männern über 70 aufgestellt für Menschen unter 20.“ Und viele von diesen bräuchten keine Anleitung, wie sie etwas zu bewerten hätten. Es versteht sich für sie von selbst: vor allem auch die Bedeutungen, die die Programmierer jeder neuen App mitcodiert haben, nämlich wie man sie benutzt. Sanft hineingeboren zu werden in den ganz selbstverständlichen Umgang damit, das kommt für viele zu spät. Wie auch für Roman Svabek. Analoge Maßstäbe anzulegen an Verhaltensweisen, die erst digital entstanden sind, sei schwierig. Doch allgemeine Maximen der gegenseitigen Wahrnehmung und Rücksichtnahmen hätten natürlich auch im Smartphone-Zeitalter ihre Gültigkeit nicht verloren. Auf das Handy zu starren, wenn andere dabei sind: Ja – wenn es Fremde sind. Ansonsten wäre es „Phubbing“. Die englische Wortschöpfung beschreibt das Phänomen mit einem Sprachamalgam aus „Phone“ und „to snub“. Was ungefähr bedeuten würde: jemanden zu brüskieren mit dem Handy. Ein solches Verhalten könnte man entlang ganz allgemeiner Verhaltensrichtlinien bewerten, meint Svabek. Nämlich „dass man, wenn man mit jemandem redet, auch ausreichend Aufmerksamkeit schenkt“. Eine ursprüngliche Basisübereinkunft, seitdem man miteinander reden kann und es mit derselben Person irgendwann nochmal versuchen will. „Was mir allerdings auffällt, ist die Ichbezogenheit der Kommunikationsformen“, erzählt Svabek. Eine Grundhaltung, die auch bei den meisten Interaktionen auf dem Tanzparkett nicht allzu zielführend wäre. Wenn die jungen Menschen in die Tanzschule kommen, sollte die Basis des menschlichen Umgangs ohnehin schon gelegt sein. Nämlich zuhause. Durch die Interaktionen der Eltern mit den Kindern, findet Svabek. „Wem man wie viel Aufmerksamkeit schenkt wie man Körperhaltungen anderer interpretiert, das sollte man auf ganz natürlichem Weg lernen. Auch schon im Kindergarten.“

      Doch ganz abgesehen davon: „Wie kommen wir dazu, eine Konvention aufzustellen für eine Welt, die wir nicht verstehen?“ Und dabei könne man das Smartphone durchaus nicht immer als Störung, sondern auch als Bereicherung sehen. „Das Smartphone ist nun einmal nicht mehr wegzudenken. Wenn man sich entschuldigt, kann man es durchaus kurz verwenden“, sagt Svabek. Aber es hätte auch Potential, den Interaktionsraum virtuell um ein Vielfaches aufzuspannen: „Wie auf diesen innovativen Glastischen, die man schon auf verschiedenen Messen gesehen hat, über die man den Content des Smartphones quasi direkt in das Gespräch einblenden kann.“

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