Die Dichtungen von Georg Trakl. Georg Trakl

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Die Dichtungen von Georg Trakl - Georg Trakl

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      Am Bache waschen noch die Frauen.

       Die aufgehängten Linnen wallen.

       Die Kleine, die mir lang gefallen,

       Kommt wieder durch das Abendgrauen.

      Vom lauen Himmel Spatzen stürzen

       In grüne Löcher voll Verwesung.

       Dem Hungrigen täuscht vor Genesung

       Ein Duft von Brot und herben Würzen.

      MELANCHOLIE DES ABENDS

      – Der Wald, der sich verstorben breitet –

       Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.

       Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,

       Indes ein Bach ganz leise gleitet

      Und Farnen folgt und alten Steinen

       Und silbern glänzt aus Laubgewinden.

       Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden –

       Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.

      Der dunkle Plan scheint ohne Massen,

       Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,

       Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.

       Ein kalter Glanz huscht über Straßen.

      Am Himmel ahnet man Bewegung,

       Ein Heer von wilden Vögeln wandern

       Nach jenen Ländern, schönen, andern.

       Es steigt und sinkt des Rohres Regung.

      HEITERER FRÜHLING

      1.

      Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,

       Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.

       Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,

       Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.

      An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,

       Sein traurig Lied singt träumend ein Soldat.

       Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,

       Ein Kind steht in Konturen weich und lind.

      Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,

       Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.

       Hell Grünes blüht und anderes verwest

       Und Kröten schliefen durch den jungen Lauch.

      2.

      Dich lieb ich treu, du derbe Wäscherin.

       Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.

       Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;

       Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.

      In Gärten sinken Glocken lang und leis,

       Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.

       Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt

       Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.

      Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!

       In seine Hütte fällt ein lauer Strahl.

       Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl

       Und Knospen knistern heiter dann und wann.

      3.

      Wie scheint doch alles Werdende so krank!

       Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;

       Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist

       Und öffnet das Gemüte weit und bang.

      Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht

       Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.

       Die Liebenden blühn ihren Sternen zu

       Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.

      So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;

       Und leise rührt dich an ein alter Stein:

       Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.

       O Mund! der durch die Silberweide bebt.

      DER SPAZIERGANG

      1.

      Musik summt im Gehölz am Nachmittag.

       Im Korn sich ernste Vogelscheuchen drehn.

       Holunderbüsche sacht am Weg verwehn;

       Ein Haus zerflimmert wunderlich und vag.

      In Goldnem schwebt ein Duft von Thymian,

       Auf einem Stein steht eine heitere Zahl.

       Auf einer Wiese spielen Kinder Ball,

       Dann hebt ein Baum vor dir zu kreisen an.

      Du träumst: die Schwester kämmt ihr blondes Haar,

       Auch schreibt ein ferner Freund dir einen Brief.

       Ein Schober flieht durchs Grau vergilbt und schief

       Und manchmal schwebst du leicht und wunderbar.

      2.

      Die Zeit verrinnt. O süßer Helios!

       O Bild im Krötentümpel süß und klar;

       Im Sand versinkt ein Eden wunderbar.

       Goldammern wiegt ein Busch in seinem Schoß.

      Ein Bruder stirbt dir in verwunschnem Land

       Und stählern schaun dich seine Augen an.

       In Goldnem dort ein Duft von Thymian.

       Ein Knabe legt am Weiler einen Brand.

       Die Liebenden in Faltern neu erglühn

       Und schaukeln heiter hin um Stein

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