Die Löwenskölds - Romantrilogie. Selma Lagerlöf

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Die Löwenskölds - Romantrilogie - Selma Lagerlöf

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Tasse Kaffee herein und brachte sie durch hartnäckiges Zureden dazu, zu trinken.

      Die Baronin hatte das Gefühl, die Jungfer sei die ganze Zeit bei ihr drinnen. Jungfer Spaak aber war auch draußen in der Küche und sorgte dafür, daß die Leute ihr Essen wie gewöhnlich bekamen. Sie vergaß nichts. Sie war blaß wie der Tod, aber sie versäumte keine ihrer Pflichten. Das Frühstück der Herrschaften stand zur rechten Zeit auf dem Tisch, und für den Hirtenbuben war der Rucksack bereit, als er mit den Kühen auf die Weide zog.

      In der Küche fragten die Dienstboten, was denn dem jungen Herrn Baron zugestoßen sei, und die Jungfer sagte, das einzige, was man wisse, sei, daß er zu den Eltern hineingestürzt sei und etwas vom General gerufen habe. Daraufhin sei er in Ohnmacht gefallen, und jetzt sei es unmöglich, ihn wieder zum Bewußtsein zu bringen.

      »Eins ist sicher und gewiß, der General ist ihm erschienen«, sagte die Köchin.

      »Ist es nicht merkwürdig, daß er einen von seiner eigenen Familie so unfreundlich behandelt?« wunderte sich das Stubenmädchen.

      »Ach, es ist ihm wohl die Geduld ausgegangen. Sie haben ja immer nur über ihn gelacht. Er will eben seinen Ring haben.«

      »Du wirst doch nicht glauben, daß der Ring sich hier auf Hedeby befindet?« sagte das Hausmädchen. »Er wäre ja imstande, uns das Haus über dem Kopf anzuzünden, um ihn wiederzubekommen.«

      »Gewiß steckt der Ring hier in irgendeinem Winkel, sonst würde er doch nicht immerfort hier im Hause herumstreichen.«

      Jungfer Spaak machte an diesem Tag eine Ausnahme von ihrer guten Regel, nie auf das zu hören, was die Dienstboten über ihre Herrschaft sagten.

      »Was ist denn das für ein Ring, von dem ihr redet?« fragte sie.

      »Ja, weiß denn die Jungfer nichts davon? Der General geht hier um und sucht seinen Siegelring«, antwortete die Köchin, die sich über die Frage freute.

      Sie und das Hausmädchen beeilten sich nun, Jungfer Spaak mit der Geschichte von der Plünderung des Grabes und dem Gottesurteil bekanntzumachen; und als die Jungfer das alles erfahren hatte, zweifelte sie keinen Augenblick daran, daß der Ring auf irgendeine Weise nach Hedeby gekommen war und da verborgen lag.

      Ein Zittern überlief Jungfer Spaak, wie damals, als sie den General auf der Bodentreppe gesehen hatte. Das war es ja, was sie die ganze Zeit gefürchtet hatte. Nun wußte sie genau, wie grausam und unbarmherzig dieser Geist sein konnte. Und eins stand ihr klar und deutlich vor Augen: wenn er seinen Ring nicht wiederbekam, dann mußte Baron Adrian sterben.

      Die Jungfer Spaak war indes kaum zu dieser Schlußfolgerung gelangt, als sie, die eine tatkräftige Person war, auch schon erkannte, was nun getan werden mußte. Wenn sich der schreckliche Ring wirklich auf Hedeby befand, mußte man ihn auch ausfindig machen können.

      Sie ging zuerst in das Wohnhaus hinüber, warf einen Blick in das Krankenzimmer, wo alles noch war wie vorher, lief die Bodentreppe hinauf und machte das Bett in Adrians Zimmer zurecht, damit alles bereit wäre, falls es Adrian besser ginge und er hinaufgetragen werden könnte. Dann ging sie zu den Fräulein und der Erzieherin hinein, die ganz verschüchtert beisammen saßen und nicht fähig waren, irgend etwas vorzunehmen. Sie sagte ihnen von dem, was sie erfahren hatte, so viel, daß sie wußten, worum es sich handelte, und fragte sie dann, ob sie ihr helfen wollten, den Ring zu suchen.

      Ja, damit waren sie sofort einverstanden. Die Fräulein und die Erzieherin übernahmen es, im Hause selbst, in den Zimmern und in den Bodenkammern zu suchen. Darauf begab sich Jungfer Spaak in den Küchenflügel und setzte alle Dienstmädchen in Bewegung.

      »Der General zeigt sich ebensooft in der Küche wie im großen Wohnhaus«, dachte sie. »Etwas in meinem Innern sagt mir, daß der Ring sich hier draußen befindet.«

      Nun drehte man alles, was sich in der Küche und der Speisekammer, in der Backstube und im Brauhaus befand, von unterst zu oberst. Man suchte in den Mauerritzen und Feuerstellen, leerte die Gewürzschrankschubladen, ja, man stocherte sogar in den Mäuselöchern.

      Über dem allen vergaß die Jungfer Spaak aber nicht, einmal ums andere über den Hof zu laufen und einen Blick ins Krankenzimmer zu werfen. Und bei einem dieser Besuche fand sie die Baronin bitterlich weinend, unverwandt den Sohn betrachtend.

      »Es geht ihm schlechter«, sagte sie. »Ich glaube, er ist am Sterben.«

      Jungfer Spaak beugte sich vor, nahm Adrians kraftlose Hand in ihre eigene und fühlte den Pulsschlag.

      »Ach nein, Frau Baronin«, sagte sie dann, »nicht schlechter, eher ein wenig besser.«

      Es gelang ihr, ihre Herrin etwas zu beruhigen, sie selbst aber war in heller Verzweiflung. Ach, ach, wenn der junge Baron nicht am Leben blieb, bis sie den Ring fand!

      In ihrer Angst vergaß sie einen Augenblick, auf sich selbst achtzugeben. Als sie Adrians Hand niederlegte, liebkoste sie sie ganz sanft. Sie war sich dessen kaum bewußt, die Baronin aber bemerkte es.

      »Mon dieu!« dachte sie. »Armes Kind, steht es so? Vielleicht sollte ich ihr sagen ... Aber es ist ja einerlei, da wir ihn doch nicht behalten dürfen. Der General ist böse auf Adrian, und wem er zürnt, der muß sterben.« Als Jungfer Spaak in die Küche zurückkam, fragte sie die Mägde, ob es nicht in der Gegend jemand gebe, nach dem man bei solchen Unglücksfällen schicken ließe? Ob man denn durchaus warten müsse, bis der Doktor eintreffe?

      Jawohl, anderswo schicke man ja, wenn jemand etwas zugestoßen sei, nach Marit Erikstochter von Olsby. Sie könne Blut stillen und Gelenke wieder einrenken, und sie würde auch Baron Adrian aus dem Todesschlaf wecken können; aber hierher nach Hedeby würde sie wahrscheinlich nicht kommen wollen.

      Während das Hausmädchen und Jungfer Spaak über Marit Erikstochter miteinander redeten, stand die Köchin oben auf einer Leiter und guckte auf das hohe Wandbrett, wo sich einstmals die vermißten Löffel wiedergefunden hatten.

      »Ach«, rief sie, »hier finde ich etwas, was ich schon lange gesucht habe. Hier liegt ja Baron Adrians alte Zipfelmütze!«

      Jungfer Spaak war entsetzt. Welche Unordnung mußte hier in der Küche geherrscht haben, ehe sie nach Hedeby kam! Wie konnte Baron Adrians Zipfelmütze da hinaufgekommen sein!

      »Daran ist übrigens nichts Merkwürdiges«, fuhr die Köchin fort. »Sie war ihm zu klein geworden, und da gab er sie mir, damit ich mir ein Paar Topflappen daraus mache. Es ist wirklich gut, daß ich sie jetzt gefunden habe.«

      Jungfer Spaak nahm ihr hastig die Mütze aus der Hand. »Es ist schade, sie zu zerschneiden, man kann sie einem Armen geben.«

      Gleich darauf nahm sie die Mütze mit auf den Hof hinaus und begann den Staub davon auszuklopfen. Während sie noch dabei war, trat der Baron aus dem Hauptgebäude.

      »Wir meinen, es geht Adrian schlechter«, sagte er.

      »Gibt es denn niemand in der Nähe, der sich auf die Heilkunst versteht?« fragte Jungfer Spaak ganz harmlos. »Die Mägde reden von einer Frau, die Marit Erikstochter heißt.«

      Der Baron wurde steif und starr.

      »Natürlich würde ich nicht zögern, nach meinem ärgsten Feind zu schicken, da es sich um Adrians Leben handelt«, sagte er. »Aber dies würde nichts nützen. Marit Erikstochter kommt nicht nach Hedeby.«

      Jungfer

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