Die Löwenskölds - Romantrilogie. Selma Lagerlöf

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Die Löwenskölds - Romantrilogie - Selma Lagerlöf

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Artur hatte sie schon wiederholt in ihrer ärmlichen Hütte aufgesucht, wo es von zerlumpten, schmutzigen Kindern wimmelte, die die Älteste vergeblich zu kleiden und zu ernähren versuchte.

      Karl Artur fühlte, wie ihm der Angstschweiß auf der Stirn ausbrach; aber dann faltete er die Hände und ging ruhig weiter.

      »Es geschieht ihretwegen, damit sie Hilfe bekommt«, murmelte er, während er ihr näher kam.

      Ach, ein wahres Märtyrertum tauchte vor Karl Arturs Seele auf! Aber er wollte in dieser Beziehung vor nichts zurückweichen. Vor diesem bettelarmen Mädchen fühlte er keinen so großen Widerwillen wie vorhin vor der Wirtstochter und der Stallmagd. Von dieser hatte er nichts als Gutes gehört.

      Doch siehe, als sie nur noch zwei Schritte voneinander entfernt waren, bog sie vom Weg ab. Irgend jemand hatte sie vom Wald her angerufen, und sie verschwand rasch in dem Gebüsch.

      Als die Häusler-Elis nun aus dem Spiel war, hatte Karl Artur doch die Empfindung, als sei ihm ein sehr schwerer Stein vom Herzen gefallen.

      Jetzt fühlte er neue Zuversicht, und er ging hoch erhobenen Hauptes weiter, ebenso stolz, wie wenn es ihm geglückt wäre, die Stärke seines Glaubens zu beweisen, indem er wie Petrus auf dem Wasser ging.

      »Gott ist mit mir«, sagte er. »Christus begleitet mich auf meinem Weg und hält seinen Schild über mir.«

      Diese Gewißheit trug ihn empor, und sie erfüllte ihn mit Seligkeit.

      »Jetzt kommt bald die Rechte«, dachte er. »Christus hat mich geprüft, und er hat gesehen, daß es mir ernst ist. Nein, ich weiche nicht zurück. Meine Erwählte ist im Anzug.«

      Eine Minute später hatte er die kurze Wegstrecke zurückgelegt, die die Propstei von dem Kirchdorf trennt, und er wollte eben in die Dorfstraße einbiegen, als sich die Tür eines kleinen Hauses öffnete und ein junges Mädchen heraustrat. Sie ging durch das Vorgärtchen, das sich auch hier, wie vor allen anderen Häusern der kleinen Ortschaft, ausbreitete, und von da gerade zu Karl Artur auf den Weg hinaus.

      Und so plötzlich war sie da aufgetaucht, daß nur noch zwei Schritte zwischen ihnen lagen, als Karl Artur ihrer ansichtig wurde.

      Er hielt jäh an, und sein erster Gedanke war: »Das ist sie, das ist sie! Hab’ ich es nicht gesagt? Gerade jetzt mußte sie mir in den Weg kommen, ich wußte es wohl.«

      Darauf faltete er die Hände, um Gott für seine große, wunderbare Gnade zu danken.

      Das Mädchen, das ihm entgegenkam, war nicht in diesem Kirchspiel zu Hause, sondern stammte aus einem der nördlichen Dörfer in Dalarne; sie zog umher und trieb einen Hausierhandel. Sie trug die Tracht ihres Heimatbezirkes, ihr Anzug war rot, grün, weiß und schwarz, und in Korskyrka, wo die alte Dorftracht längst abgeschafft worden war, leuchtete sie wie eine wilde Rose im Hag. Und im übrigen war sie selbst noch viel schöner als ihre Kleidung. Ihr Haar lockte sich um eine prachtvolle Stirn, die auch sehr hoch erschien, und die Gesichtszüge waren edel geformt. Aber vor allem waren es die tiefen traurigen Augen und die dichten schwarzen Brauen, die für das Antlitz entscheidend waren. Sobald man diese Augen sah, war man vollständig überzeugt, daß sie jeglichem Gesicht Schönheit verleihen würden. Dazu war ihre Gestalt groß, stattlich, nicht gerade schlank, aber gut gebaut. Ja, sie war gesund und frisch, darüber hätte niemand auch nur einen Augenblick im Zweifel sein können. Auf dem Rücken trug sie einen großen schwarzen ledernen Ranzen mit Handelswaren gefüllt, aber trotzdem schritt sie ganz aufrecht einher und bewegte sich mit einer Leichtigkeit, als wisse sie gar nichts von irgendeiner Last.

      Was Karl Artur betrifft, so fühlte er sich beinahe geblendet.

      »Das ist der Sommer, der mir entgegenkommt«, sagte er zu sich selbst. Ja, der reiche, warme, blühende Sommer war’s, der in diesem ganzen Jahr schon geherrscht hatte. Wenn er ihn hätte malen können, so hätte das Bild genauso ausgesehen wie dieses Mädchen.

      Aber wenn es der Sommer war, der ihm da entgegenkam, so war es wahrlich kein Sommer, vor dem er sich zu fürchten brauchte. Im Gegenteil! Gottes Absicht war, daß er ihn an sein Herz nehmen und sich über dessen Schönheit freuen solle. Er brauchte keine Besorgnis zu hegen. Diese, seine Braut, so farbenprächtig und schön sie auch war, sie kam aus fernen Gebirgsgegenden, aus Armut und Niedrigkeit. Sie wußte nichts von den Verlockungen des Reichtums oder von der seltsamen Liebe für die irdischen Dinge, durch die die Leute im flachen Land den Schöpfer über der Schöpfung vergessen. Sie, diese Tochter der Armut, würde nicht zaudern, sich mit einem Mann zu verbinden, der sein ganzes Leben lang arm zu bleiben gedachte.

      In Wahrheit, nichts ging über die Weisheit Gottes. Er wußte, was ihm, Karl Artur, vonnöten war. Nur mit einem Wink seiner Hand stellte ihm Gott dieses junge Mädchen in den Weg, das besser für ihn paßte als jedes andere.

      Der junge Geistliche war so in seine eigenen Gedanken versunken, daß er nicht die leiseste Bewegung machte, um sich dem schönen Mädchen aus Dalarne zu nähern. Aber sie, die wohl merkte, wie er sie mit den Augen verschlang, konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken.

      »Du starrst mich ja an, als sei dir ein Bär in den Weg gelaufen«, sagte sie.

      Jetzt lachte Karl Artur auch. Merkwürdig, wie leicht es ihm plötzlich geworden war!

      »Nein«, sagte er, »nein, ein Bär war es nicht, den ich zu sehen meinte.«

      »Dann war es am Ende die böse Waldhexe; die Leute sagen, die Männer würden von ihrem Anblick so gebannt, daß sie sich nicht mehr vom Fleck rühren könnten.«

      Sie lachte und zeigte dabei die schönsten, blendend weißen Zähne. Dann wollte sie an Karl Artur vorbeigehen, aber rasch hielt er sie zurück.

      »Du darfst noch nicht gehen, denn ich muß mit dir reden. Setz dich hier mit mir auf den Grabenrand!«

      Bei dieser Aufforderung sah sie ihn höchst verwundert an, glaubte aber, er werde ihr wohl einiges von ihren Waren abkaufen wollen.

      »Aber hier auf der Landstraße kann ich meinen Ranzen nicht aufmachen«, wandte sie ein.

      Doch gleich darauf ging ihr ein Licht auf.

      »Aber bist du denn nicht der Pfarrer hier im Kirchspiel? Ich meine doch, ich hätte dich gestern auf der Kanzel gesehen.«

      Karl Artur fühlte sich sehr beglückt, weil sie ihn predigen gehört hatte und wußte, wer er war.

      »Gewiß war ich der Prediger, der gestern in der Kirche predigte, ich bin jedoch nur der Hilfsgeistliche, verstehst du?«

      »Aber du wohnst doch wohl in der Propstei? Ich bin gerade auf dem Weg dahin. Komm dann nur in die Küche heraus, da kannst du mir meinen ganzen Sack voll abkaufen.«

      Sie meinte, nun werde er sich zufriedengeben; aber noch immer blieb der junge Mann ihr hindernd im Weg stehen.

      »Ich will keine von deinen Waren kaufen«, sagte er, »sondern ich will dich fragen, ob du meine Frau werden willst.«

      Er brachte die Worte nur mühsam heraus, denn er war in starker Erregung. Es war ihm, als sei sich die ganze Natur ringsum, die Vögel, das rauschende Laub der Bäume, das weidende Vieh, vollständig bewußt, welch ein feierliches Ereignis hier vor sich ging und als verhielte sich alles in Erwartung der Antwort des jungen Mädchens ganz, ganz ruhig.

      Das Mädchen aus Dalarne wendete sich ihm hastig zu, wie um zu sehen, ob es

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