Soft Skill für Young Professionals. André Moritz
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Der Familienmensch denkt bei umfassenden Entscheidungen primär stets an die Familie. Wichtigste Frage ist für ihn, wie weit Kinder und Partner davon beeinflusst werden. An Wochenenden oder an anderen freien Tagen werden auch schon mal gegen den Willen der Familie Aktivitäten zum Zweck des Zusammenseins durchgeführt. Dies gibt dem Familienmenschen das Gefühl, Zeit mit der Familie zu verbringen, für sie da zu sein und mit ihr Spaß zu haben. Personen in dieser Rolle sollten auf keinen Fall zu stark von dieser Rolle abgedrängt werden. Eine kritische Anmerkung kann schnell dazu führen, dass die Person sich in Bezug zum vermeintlich Einzigen in ihrem Leben nicht verstanden oder sogar verstoßen fühlt. Bleibt jedoch das berufliche Engagement des Familienmenschen unter einem akzeptierbaren Niveau und reichen deshalb beispielswiese die Einkünfte nicht, muss an der Rolle als Familienmensch gearbeitet werden.
Motivation von „Workaholics“
Die Rolle des Arbeitstieres hat eine beträchtliche emotionale Motivation und ist zwar leicht zu identifizieren, jedoch außerordentlich schwer zu bearbeiten. Warum leben so genannte „Workaholics“ für Arbeit, Anerkennung und für eine positive Aufgabenlösung? Arbeitstiere finden in der Arbeit einen eigenen Lebenssinn und motivieren und bestätigen sich damit mit den beruflichen Aufgaben. Eine bessere Position im Unternehmen wird gleichbedeutend mit einem besseren Leben. Die Motivationen für ein Arbeitstier können Ziele und Wünsche – bzw. Ehrgeiz – oder Verdrängung sein. Im ersten Fall denkt das Arbeitstier nicht direkt an die Arbeit oder die Aufgabe an sich, sondern vielmehr, was diese Aufgabe für sein Fortkommen bedeutet oder wie sie ihn einem fokussierten Ziel näherbringt. Der zweite Fall, die Verdrängung, ist ein häufiger Beweggrund von Arbeitstieren, wird jedoch weder einer Person zugesprochen noch sich selbst zugestanden. Diesen Personen fehlt es an Orientierung. Sie wissen nicht, wie sie ohne Arbeit leben würden. Die direkte Frage, was sie ab dem Tag machen würden, ab dem sie finanziell so unabhängig wären, dass sie nie wieder arbeiten müssen, können sie meist nicht eindeutig beantworten. Die Personen werden es sich und anderen nicht eingestehen, aber sie sind privat ziellos. Diese Ziellosigkeit wird durch Arbeit kompensiert. Sie nutzen die Arbeit als Motiv, um sich nicht der privaten Langeweile hinzugeben. Noch aktiver wird bei emotionalen Ereignissen auf die Arbeitsrolle eingegangen. Arbeit lenkt ab, Arbeit ist ein Anlass, um Sachen nicht tun zu können oder zu müssen.
Abbildung 16: Stufenlosigkeit von Rollen und Rollenwechseln
Vernünftig versus spaßgetrieben
Der innere Konflikt zwischen Spaß und Vernunft
Zwei weitere Rollen, von welchen nahezu jede Person eine annimmt, sind die Rollen des Vernünftigen oder des Spaßmenschen. Diese Rollen unterscheiden sich meist nicht im Privat- und Berufsleben, wobei trotzdem stets versucht wird, beruflich vernunftorientiert zu erscheinen. Obwohl beruflich und privat eine gleiche Tendenz sichtbar ist, werden auch diese beiden Rollen nicht konstant eingehalten, sondern meist zielgruppengerecht angepasst. Unter Freunden, Sportkameraden, gut bekannten Kollegen oder in anderen vertrauten Kreisen wird eher die Rolle des Spaßmenschen gespielt. In beruflich wichtigen Kreisen adaptieren die gleichen Personen meist eher die Rolle des Vernunftmenschen. Im Privatleben möchten die meisten von uns ihrer Umgebung signalisieren, dass sie Spaß am Leben haben, dass sie im Leben erfolgreich sind und alles erreichen, was sie erreichen möchten.
Präferenz des Vernunftmenschen in der Arbeitswelt
Der Spaßmensch wird allerdings von den Führungsverantwortlichen in Unternehmen eher nicht so gern gesehen. Spaßmenschen stellen Nachhaltigkeit, Qualität oder Schnelligkeit in den Hintergrund und stehen damit für eine nicht vollständig konzentrierte Mitarbeit. Der Vernunftmensch ist professionell und kalkulierend. Er verzichtet auf zeitweiligen Spaß, um einem fortwährenden Ansatz nachzugehen. Diese Vernunftmenschen werden im Büro gern gesehen und werden gelegentlich sogar aktiv gesucht. Sie zeichnen sich meist nicht durch hochgradige Kreativität und Initiative aus, sorgen jedoch für qualitativ hochwertige und besonders zuverlässige Arbeitsergebnisse. Im Privatleben werden Vernunftmenschen oft als Langweiler abgetan, da sie nicht bereit sind, größere Risiken einzugehen, und oftmals wenig spontan sind. Meist wälzen diese Personen entsprechende Vorwürfe jedoch relativ leicht ab oder fühlen sich nicht einmal tangiert. Ein Vernunftmensch handelt aus Überzeugung, demzufolge können Sie ihn nicht mit Verspottungen oder Hinweisen umorganisieren.
Beide Rollen haben ihre Existenzberechtigung
Ebenfalls kann das Einnehmen einer dieser Rollen zur parallelen Kompensation durch die andere Rolle führen. Eine vernunftorientierte Person möchte gern beweisen, dass sie kein Langweiler ist, und ebenso möchte eine spaßorientierte Person suggerieren, dass sie gleichwohl äußerst durchdacht und systematisch handelt bzw. handeln kann. Meist können Sie die eigene Adaption einer diesen Rollen schnell vornehmen. Beide Rollen haben ihre Existenzberechtigung und sollten demnach auch ausgelebt werden. Dabei sollten Sie aber fortwährend darauf achten, dass Sie sich nicht zu stark auf ein Extrem polarisieren. Ein vollständiges Leben können Sie nur mit Besonnenheit erfolgreich angehen. Gleichzeitig sollten Sie aber nicht auf Spaß verzichten und sorgfältig sich selbst Zeit einräumen, um diesen gebührend auszuleben. Folglich sollten Sie Freiraum für beide Rollen einplanen und die Zeit auch genauso nutzen, wie vorgesehen.
Wie Sie mit Personen umgehen, welche Vernunft- oder spaßorientiert sind, hängt von der Beziehung zu dieser Person ab. Als unmittelbarer Partner dieser Person sollten Sie eine Polarisierung in einen Bereich, egal welchen, versuchen abzuwenden. Dies können Sie vor allem durch die aktive Planung der gemeinsamen Freizeitgestaltung erreichen.
Wohlhabend versus ausgabenbewusst
Wenn Geiz als erstrebenswerte Eigenschaft beworben wird …
Die folgenden Lebensrollen sind keine neuen Erscheinungen unserer Gesellschaft, die Abgrenzung der beiden zeigt sich jedoch zunehmend offensichtlich. Diese Rollen sind die einer wohlhabenden und die einer ausgabenbewussten Person. Typische Beispiele für die gezielte Ansprache ausgabenbewusster Menschen sind Werbekampagnen mit Top-Designern bei Billigmode-Anbietern oder Slogans, welche zum Geiz anregen. Demgegenüber steht die Rolle des Wohlhabenden, welcher dem sozialen Umfeld suggerieren möchte, er wäre finanziell vollkommen unabhängig. Diese Unabhängigkeit soll dabei als Symbol für individuellen Erfolg und Kompetenz gelten. Die ausgabenbewusste Person hingegen versucht, jede Ausgabe zu evaluieren: Ist die Höhe des Preises angemessen? Wie weit lassen sich Vorteile durch andere Umstände erwirken, beispielsweise durch die Veränderung von Kaufort und Kaufzeitpunkt?
Wenn Sie sich selbst dem Kreis der Wohlhabenden zuordnen möchten, sollten Sie sich bewusst werden, dass gerade diese Rolle in einem Kreis, in welchem Sie Aufmerksamkeit erregen möchten, eher auf Ablehnung stoßen könnte. Gut situierte Personen reden nicht über Geld, sie prahlen nicht – vorwiegend genießen sie zurückgezogen.
Ausgabenbewusste Menschen können sich durchschnittlich sogar mehr Luxus leisten als die Wohlhabenden, welche ihr Geld in großer und unkoordinierter Aktion unter die Menschen bringen, um Eindruck zu machen. Es geht nicht darum, stets sein Geld zu horten, denn Geld ist ein Tauschmittel. Ohne einen konkreten Austausch gegen materielle oder immaterielle Güter ist es nur wertloses Papier. Dieser Austausch muss nicht gegen materielle Güter stattfinden, sondern kann auch die Finanzierung einer Ausbildung oder eines Urlaubs sein. Gerade in der modernen Marktsituation können Sie weitgehend homogene Güter zu unterschiedlichen Preisen erwerben. Es ist demnach nur clever, den günstigeren Preis für das gleiche Produkt zu wählen.
DISG-Modell
Vielfalt existierender