Die Bambusstrategie. Katharina Maehrlein
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Alle Menschen kennen das Gefühl, enttäuscht und niedergeschlagen auf das nicht so tolle Ergebnis ihrer Arbeit, ihrer Anstrengungen und Bemühungen zu reagieren. Gerne halten wir allerdings die Fassade der Unfehlbarkeit nach außen aufrecht und grämen uns lieber heimlich. Wer redet schon gerne laut über seine Fehler oder zeigt deutlich seine düsteren Gefühle nach verpassten Chancen und Misserfolgen? Wer gibt schon im Kollegenkreis zu, dass er sich überlastet und ausgelaugt fühlt? Dass er Sorge hat, bald einfach nicht mehr zu können? Dass ihm alles zu viel ist? Niemand, denn es gilt nach wie vor als Tabuthema, sich selbst schwach zu zeigen, und macht sich nicht gut im Berufsleben. Höher, schneller, weiter ist die Devise. Dazu passt das Zugeben von Schwäche nicht. Schließlich wollen wir unser Gesicht wahren und unseren Ansprüchen an Perfektion gerecht werden. Und manchmal hoffen wir auch, dass sich die ganze Situation einfach in Luft auflöst, dass wir uns an das Arbeitspensum noch gewöhnen oder die Situation noch besser in den Griff bekommen, wenn wir uns nur genug anstrengen. Häufig mag man die Gefühle von Überlastung nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen – es passt nicht in das Bild von uns selbst, schließlich sind wir Führungskraft und haben tough zu sein.
Viele Menschen in verschiedenen Positionen glauben nach lang anhaltenden Perioden mit heftigem Arbeitsaufkommen und nicht enden wollender Belastung, in einer Sackgasse gelandet zu sein, und wissen keinen Ausweg. Sie fühlen sich verunsichert, erleben sich machtlos und spüren einen massiven Energieverlust.
Krisen bedeuten Veränderung
Krisen haben oft mit Veränderungen zu tun: Veränderungen bei mir selbst – Werte oder Lebensumstände ändern sich und plötzlich scheint der Job nicht mehr zu uns zu passen und Frust macht sich breit. Oder es geht um Veränderungen der Arbeitsbedingungen und wir hätten es lieber anders, als es ist.
Außer plötzlich auftretenden Krisen, die einem Schockerlebnis gleichkommen, wie beispielsweise eine fristlose Kündigung oder der Tod eines geschätzten Kollegen, gibt es aber häufig auch die Art von Krise, die sich über einen längeren Zeitraum anbahnt. Sie tritt so schleichend in unser Leben, dass wir sie zunächst nicht einmal kommen sehen: Die Firma, in der wir arbeiten, baut Stellen ab. Wir hoffen, nicht dabei zu sein, und machen erst einmal einfach so weiter wie bisher. Die Beziehung zu einem Mitarbeiter verschlechtert sich zusehends und wir warten noch ein wenig länger mit einem klärenden Gespräch. Unser Chef beginnt uns zu mobben und wir hoffen monatelang, dass sich das von alleine wieder ändert. Das Unternehmen fusioniert mit einem ehemaligen Konkurrenten, Konflikte zwischen der alten und der neuen Mannschaft werden zum täglichen Belastungsfaktor und wir gehen erst einmal davon aus, dass unser Team schon alleine klarkommt, obwohl wir durchaus mitbekommen, dass die Stimmung schon länger auf dem Nullpunkt ist.
Veränderungen in den Arbeitsbedingungen haben immer eine Vorgeschichte und zeichnen sich oft schon monatelang ab, bevor wir uns dieser bewusst werden. Sie können sich selbst und Ihren Mitarbeitern eine Menge an unnötigem Stress ersparen, wenn Sie auf die Vorboten und Warnzeichen achten.
Anzeichen einer Krise
körperliche Symptome
Oft sind körperliche Symptome wie häufige kleinere Erkrankungen, ständig wiederkehrende Spannungskopfschmerzen, Schwindelgefühle, Rückenschmerzen und Magen- oder Verdauungsstörungen die ersten Indizien, dass Sie auf eine Krise zusteuern, die gesundheitliche Folgen wie beispielsweise Burn-out für Sie haben kann. Bamboo flüstert Ihnen erst einmal liebevoll zu: „Hey Du, es ist Zeit zum Akku-Aufladen.“
psychische Symptome
Doch nicht nur der Körper, auch die Psyche gibt uns oft Hinweise darauf, dass etwas aus der Balance gerät: Ihre Kollegen, Kunden und Chefs gehen Ihnen zunehmend auf die Nerven und Konflikte bahnen sich an oder Sie sind nervöser, reizbarer oder auch vergesslicher, als Sie es sonst von sich kennen. Vielleicht erleben Sie auch Angstgefühle, ohne zu wissen, wovor Sie eigentlich Angst haben, oder sind schnell erschöpft. Alles Zeichen einer schon fortgeschrittenen Überforderung, die weder durch ein verlängertes Wochenende noch durch Entspannungsübungen verschwinden. Auch Schlafstörungen oder dauernde Müdigkeit sind deutliche Hinweise darauf, dass etwas in Ihrem Leben nicht mehr stimmt.
Häufige Niedergeschlagenheit und andauernde schlechte Laune sollten Sie ernst nehmen! Wenn Sie den Spaß an Dingen verlieren, die Ihnen sonst Freude gemacht haben, dann sollten Sie dies als Warnzeichen ansehen. Auch wenn Ihre Leistungsfähigkeit nachlässt und Sie sich schwerer konzentrieren können, wichtige Dinge vergessen, mehr Fehler machen als sonst oder wenn Ihnen die Ideen ausgehen und einfache Routinearbeiten Sie plötzlich anstrengen, können das S.O.S.-Rufe Ihres Bamboo sein, die nach Ihrer Aufmerksamkeit verlangen. Er hält es für seine Aufgabe, Sie zu beschützen – hören Sie auf ihn!
Gedankenkarussell
Weitere Zeichen sind ständige wiederkehrende Gedanken, die immer um dasselbe Problem oder um den immer gleichen Konflikt kreisen, ohne dass Sie zu einer Lösung kommen und ohne dass Sie den Stoppknopf dafür finden. Wenn diese Zeichen sich mehren und über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten, dann sind sie ziemlich sicher Signale einer persönlichen Krise. Sie einfach zu übergehen und zu glauben, das würde schon von alleine wieder gut werden, funktioniert nicht.
Je früher Sie eine sich anbahnende Krise bei sich oder Ihren Mitarbeitern erkennen, desto erfolgversprechender können Sie darauf reagieren. Die meisten Menschen neigen dazu, sich erst zu bewegen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Aber wir müssen viel Energie darauf verwenden, die Veränderungen nicht wahrhaben zu wollen. Das ist wie bei einem Stromgerät im Stand-by-Modus: Es tut sich scheinbar nichts und wir merken nicht einmal, dass das Gerät Strom frisst, aber genau das tut es. Verdrängen und sich selbst in den Stand-by-Modus schalten, kann uns Menschen richtig krank machen.
Verantwortung führt zum Verdrängen
Je höher in der Hierarchie Sie angesiedelt sind, umso mehr Verantwortung tragen Sie und umso selbstverständlicher werden 60- bis 80-Stunden-Wochen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, sich zu „outen“ und sich in einen Austausch mit Kollegen zu wagen: „Sag mal, geht es dir auch so? Ich bekomme Schwierigkeiten mit meinem Körper, schlafe nicht mehr gut …“ Wir neigen allzu bereitwillig dazu, erste Warnzeichen wegzuschieben und als persönliche Schwäche vor anderen zu verstecken.
Fallbeispiel
So wie Frau Flörri. Sie fühlt sich für ihre Mitarbeiter stark verantwortlich und glaubt deshalb, selbst immer stark sein zu müssen. Sie hat seit einem halben Jahr immer wechselnde „Wehwehchen“, wie sie das nennt. Mal sind es Kopfschmerzen, mal sticht das Herz, dann sind es Verdauungsbeschwerden und Magenweh oder ein Klingeln im Ohr und flatternde Augenlider. Sie ist jetzt über 40 und sie fragt mich im Seminar, ob das einfach die üblichen ersten Alterserscheinungen sind oder ob das Warnzeichen sein könnten, die sie auf einen drohenden Burn-out hinweisen. Sie hat das Gefühl, ein Schwächling zu sein, und fragt sich, ob andere Menschen in vergleichbaren Positionen ähnliche Probleme haben. Ja, das haben sie …
Und viele haben die berechtigte Sorge, mit niemandem im Unternehmen darüber sprechen zu können. Ich kann Ihnen leider nicht empfehlen, sich im Kollegenkreis zu outen. Tatsächlich ist es immer noch so, dass Sie befürchten müssen, dass man Ihnen nichts mehr zutraut, wenn Sie Schwäche zeigen. Aber Sie können Ihre Situation gründlich reflektieren, Ihrem Bamboo „Guten Tag“ sagen