Die Bambusstrategie. Katharina Maehrlein

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überfordert.“ Die besten Bamboo-Strategen sind nicht die Daueroptimisten, sondern diejenigen, die zwar grundsätzlich voller Hoffnung sind, sich aber trotzdem bewusst machen, dass etwas nicht klappen könnte, und auf diese Eventualität vorbereitet sind. Mit dieser Haltung wächst Ihr Bamboo. Und je kräftiger er ist, desto mehr kann er Ihnen den Rücken stärken.

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      Allen Stürmen standhalten

      „Wenn wir eine Situation nicht ändern können,

      müssen wir uns selbst ändern.“

      VIKTOR FRANKL,

      PROFESSOR FÜR LOGOTHERAPIE

      Gibt es ein Patentrezept dafür, wie man mit den Unsicherheiten und Unwägbarkeiten im Job und im Leben so zurechtkommt, dass man den Kopf oben behält? Nein, ein Patentrezept, das bei jedem in jeder Situation hilft, gibt es nicht. Aber es gibt Strategien, unseren Bamboo zu stärken. Strategien, die uns dabei helfen, wie der Bambus selbst heftigen Stürmen standzuhalten, ohne zu brechen. Das sind Fähigkeiten, Überzeugungen und Einstellungen, die besonders hilfreich dafür sind, auch große Krisen zu bewältigen.

      Diese Fähigkeiten lassen sich stärken, und die Überzeugungen und Einstellungen können wir uns aneignen und einüben. Wir sind, wie auch neue Erkenntnisse aus der Psychologie und den Neurowissenschaften gezeigt haben, keineswegs festgelegt, ein Leben lang in der gleichen Art und Weise zu denken, zu fühlen und zu handeln. Ganz im Gegenteil: Wir sind in der Lage, uns auf geradezu unglaubliche Art an alle erdenklichen Situationen anzupassen.

      Souveräner Umgang mit der Krise

      Vielleicht haben Sie sich gründlich organisiert, Prioritäten gesetzt, delegiert und sind immer noch im Stress. Sie haben Fortbildungen zum Thema Selbst- und Zeitmanagement besucht, aber es hilft alles nichts – manchmal wächst Ihnen alles über den Kopf. Sie wissen einfach nicht mehr, wie Sie die ständigen Veränderungen, das hohe Arbeitsaufkommen und die unterschiedlichen Anforderungen aus Positionen über, unter und neben Ihnen bewältigen sollen. Und es fällt Ihnen schwer, all die Ansprüche mit Ihren eigenen Bedürfnissen unter einen Hut zu bringen. Vielleicht haben Sie manchmal das Gefühl, gescheitert oder ein Versager zu sein. Egal, wie gut Sie alles planen oder wie hart Sie arbeiten, es ist anscheinend nie genug. Damit sind Sie nicht allein. Viele Menschen in Ihrer Lage fühlen sich häufig überrollt, ausgelaugt und stehen dauernd unter Stress, weil sie versuchen, mehr zu tun, als sie können. Wenn Sie das Gefühl haben, viel zu viel zu tun und viel zu wenig Zeit dafür zu haben, dann könnte es gut sein, dass Sie damit recht haben: Oft gibt es wirklich zu viel zu tun. Und nicht immer ist alles zu schaffen.

      Leiden gehört dazu

      Zu allen Zeiten versuchte die Philosophie zum souveränen Umgang mit Leid und Krisen zu erziehen. Die antike Schule der Stoa beispielsweise war eine einzige Suche nach Resilienzfaktoren. Den großen Gelassenheits-Lehrern von Epiktet über Seneca bis Marc Aurel ging es immer um den rechten Umgang mit dem Leiden und die Suche nach dem Seelenfrieden.

      Allerdings meint Resilienz nicht, dass alles Unangenehme künftig wie an einer Regenhaut an Ihnen abperlt! Das sollten Sie sich auch gar nicht wünschen: Neuropsychologen stellten vor einigen Jahren im Rahmen einer breit angelegten klinischen Untersuchung sogar fest, dass „die gänzliche Abwesenheit von Leiden bei einem Menschen als Indikator für einen pathologischen Zustand“ zu werten sei. Anders gesagt: Wer gar nie leidet, der hat sie nicht alle.

      Wahre Lebenskunst kann eben nicht darin liegen, das Leid zu verleugnen, die Unzufriedenheit zu unterdrücken. Leiden gehört einfach dazu. Wie resilient ein Mensch ist, bemisst sich allerdings auch daran, ob der Mensch an der Leiderfahrung wächst, und vor allem, ob er für künftige Schicksalsschläge etwas dazulernt.

      Merkmale des Bamboo-Strategen

      Es sind vor allem folgende Indizien, die dafür sprechen, dass jemand eine starke Fähigkeit zur Stress- und Krisenbewältigung besitzt, resilient und ein guter Bamboo-Stratege ist:

      1. Der Bamboo-Stratege ist gut verwurzelt

      Wir Menschen bewerten Situationen unterschiedlich: Die gleiche Situation kann, abhängig vom Typ und vom Maß der individuell ausgeprägten Widerstandskraft, entweder als harmlos oder als bedrohliche Krise und irgendwo dazwischen eingestuft werden. Dieser Umgang mit Situationen zeigt, wie stark die einzelnen Bestandteile des Bamboo ausgebildet sind.

      Der Bamboo-Stratege ist gut verwurzelt, indem er Unabänderliches akzeptiert, in Verbundenheit mit sich selbst, mit seinem sozialen Netzwerk und dem großen Ganzen lebt und dem Leben mit einer positiven Einstellung gegenübersteht. Er macht sich die Umstände zum Freund, hat Humor, sieht auch in dunklen Zeiten die Sonnenseiten des Lebens und ist in der Lage, sich aus eigener Kraft in einen guten Zustand zu versetzen.

      ■ Der Bamboo-Stratege stellt sich einer schwierigen Situation, schaut den Tatsachen nüchtern ins Auge und kann sie einschätzen.

      ■ Er setzt sich bewusst mit seinen Fehlern und Misserfolgen auseinander und lernt daraus.

      ■ Er macht weiter und gibt nicht auf, so lange, bis er sein Ziel erreicht hat, oder gibt es nach gründlicher Überlegung ohne Groll auf und setzt sich ein neues Ziel.

      ■ Er akzeptiert Unabänderliches.

      ■ Er ist im guten Kontakt mit sich selbst und seinen Gefühlen, mit anderen und der Welt.

      ■ Er folgt seinem persönlichen Leitstern und findet Sinn in seinem Tun.

      ■ Er spürt Überlastung rechtzeitig und kann sie abwehren.

      ■ Sein soziales Netzwerk gibt ihm Kraft und Ermutigung, wenn sie gebraucht wird.

      ■ Er kann aber auch gut Unterstützung annehmen und anderen geben.

      ■ Er hat Humor, kann auch einmal über sich selbst lachen.

      ■ Er ist überwiegend Optimist und hat das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben.

      2. Der Bamboo-Stratege verfügt über ein starkes Ich

      Der Bamboo-Stratege hat einen starken, dabei biegsamen Stamm – seinen von allen äußeren Umständen unabhängigen Kern oder sein Selbst – ausgebildet. Er ist sich seiner Stärken bewusst, achtet gut auf sich selbst und hält sich auch dann für „Okay“, wenn es gerade nicht so gut läuft. Er folgt seinem persönlichen Leitstern und richtet sich an seiner Vision, seinen Werten und Zielen aus. Er sieht den Sinn in seinem Tun und vertraut auf seine Kraft. Herausforderungen sieht er als Chance und er nutzt sie wie eine Art Sportgerät, um sich an neuen Lernaufgaben zu stretchen und aus der ihm vertrauten Homezone über sich selbst hinauszuwachsen.

      ■ Er wird schneller wieder aktiv, richtet sich nach Enttäuschungen und Phasen großer Belastung wieder auf und beginnt von Neuem.

      ■ Er hat ein positives Bild von sich, geht davon aus, dass er „Okay“ ist, und zweifelt auch dann nicht an seinem Wert, wenn er große Misserfolge verkraften muss. Er kommt nach Fehlschlägen schnell wieder mit sich ins

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