Agrarwende jetzt! (Telepolis). Susanne Aigner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Agrarwende jetzt! (Telepolis) - Susanne Aigner страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Agrarwende jetzt! (Telepolis) - Susanne Aigner

Скачать книгу

dabei eigene Patentanmeldungen.

      Gentechnik unter dem Deckmantel des Artenschutzes

      Mit immer neuen Patentanträgen und Produkten wollen Biotechnologen die CRISPR/Cas-Methode voranbringen. Neuerdings auch unter dem Vorwand, gefährdete Arten schützen zu wollen. So erschien im Februar 2019 in Südkorea eine Studie, in der ein Verfahren vorgestellt wurde, bei dem mithilfe von CRISPR/Cas die Entwicklung von Bienen-Königinnen erforscht und beeinflusst werden kann.

      In einem anderen südkoreanischem Experiment sollen Bienen per CRISPR resistent gegenüber dem bienengiftigen Insektizid Spinosad gemacht und somit die Bestäuber vor Insektengiften "geschützt" werden. Ähnliche Experimente gab es bei einer Wespenart, deren Augenfarbe mit Hilfe von CRISPR/Cas gentechnisch verändert wurde.

      Bienenvölker sind eine Art Superorganismus und als solche höchst komplex aufgebaut. Vielfältig interagieren sie mit ihrer Umwelt und beeinflussen über die Nahrung die Genaktivität ihrer Nachkommen. Greift man in das Genom der Insekten ein, sind nicht nur einzelne Bienen, sondern ist das ganze Volk betroffen. Wie sich die Eingriffe auf biologische Kommunikation der Bienen unter sich oder mit ihrer Umwelt langfristig auswirken, ist völlig unklar. Wenn genveränderte Organismen in der Umwelt überdauern und sich vermehren, können die biologischen Eigenschaften der Nachkommen ganz andere sein, als ursprünglich beabsichtigt, schreibt Christoph Then in einem Fakten-Check vom Juli 2019.

      Vor dem Hintergrund der komplexen Biologie der Bienen und ihrer vielfältigen Interaktionen mit der Umwelt seien Eingriffe in ihr Erbgut nicht zu verantworten, betont der promovierte Tierarzt, der sich seit rund 20 Jahren mit aktuellen Fragen der Gen-und Biotechnologie auseinandersetzt. Gemäß dem Vorsorgeprinzip dürfe es keine Freisetzungen genveränderter Organismen geben, vor allem dann nicht, wenn deren Ausbreitung nicht zuverlässig kontrolliert werden kann.

      Nicht das Erbgut muss sich ändern, sondern unser Umweltverhalten

      Unterdessen wird in den USA über die Freisetzung von Esskastanien diskutiert, die gegen eine Pilzerkrankung gentechnisch resistent gemacht wurden.

      Mit Hilfe von Gene Drive wurden in einem Londoner Labor weibliche Mücken derart verändert, dass sie binnen weniger Generationen unfruchtbar wurden. Ziel ist es, den Überträger der lebensgefährlichen Krankheit Malaria auszurotten.

      Die Anwendung desselben Prinzips wird auch an Mäusen erforscht, wenn auch bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Mittlerweile haben Wissenschaftler sogar ein Verfahren entwickelt, ausbleichende Korallen gegen den Klimawandel resistenter zu machen. Und in China soll die Gen-Schere ja bereits an Menschen ausprobiert worden sein.

      Mit einigen der neuen Verfahren, die in einem aktuellem Bericht der International Union for Conservation of Nature (IUCN) erwähnt werden, setzen sich die Autoren von Testbiotech e. V. in einem Kommentar kritisch auseinander. In dem Bericht werde erschreckend einseitig das Potential von gentechnischen Eingriffen gepriesen, heißt es, während offensichtliche Risiken kaum erwähnt würden.

      Immer umfassender wird weltweit an Genen geforscht, letztlich mit dem Ziel, in bestehende Ökosysteme einzugreifen. Allerdings werden sich die Probleme des Artensterbens oder des Klimawandels dadurch nicht lösen lassen. Unter den Umweltveränderungen leiden nämlich nicht nur Bienen, sondern alle Insekten, Wildtiere und -pflanzen auf dem Planeten. Wollen wir wirklich alle Lebewesen gentechnisch verändern, um sie resistent gegenüber Chemikalien, Schädlingen oder dem Klimawandel zu machen? Das wäre kaum machbar.

      Außerdem wir das Herumschneiden an Genen die Ursachen der Probleme nicht aus der Welt schaffen. Um Flora und Fauna zu retten, gibt es nur einen Weg, auch wenn der nicht gerade leicht wird: Die in der Natur vorhandenen Populationen und Ökosysteme müssen vor Umweltgiften geschützt werden - und das mit allen Konsequenzen.

      Corona: Reisebeschränkungen für Bienen

      Nicht nur Menschen litten in den vergangenen Wochen unter Corona-Maßnahmen. Auch Bienen kommen wegen des Lockdown nicht zu ihren Bestäubungsplätzen. Ein Beitrag zum Weltbienentag am 20. Mai 2020

      Jedes Jahr werden in den USA Tausende Bienenstöcke zu weit entfernt gelegenen Plantagen transportiert, wo sie in Obst- und Gemüsekulturen Nektar von den Blüten sammeln und die Blüten mit Pollen bestäuben. In diesem Jahr jedoch liegen die Imker mit der Bestäubung im Zeitplan weit zurück. Wegen der Reisebeschränkungen standen nicht genügend LKW-Fahrer zur Verfügung und es gab Probleme mit dem Transporten. So konnten die Bienenstöcke nicht wie um diese Zeit üblich durchs Land gekarrt werden.

Bild

      Großimker Kelvin Adee nennt 75.000 Bienenstöcke sein Eigen. Damit ist er auf Wanderarbeiter aus Süd- und Mittelamerika angewiesen. Zwar war es ihm gelungen, rechtzeitig zur Bestäubung der kalifornischen Mandelblüte genügend Arbeitskräfte einzustellen. Doch wollten die Wanderarbeiter mit den Bienen zu anderen Standorten fahren, mussten sie sich jedes Mal selbst unter Quarantäne stellen, klagte der Präsident der American Honey Producers Association (Amerikanische Vereinigung von Honigproduzenten) im April 2020 gegenüber der Financial Times. Und weil Flüge gestrichen und Flughäfen geschlossen wurden, konnten Imker aus den USA und aus Kanada nicht wie sonst üblich regelmäßig Bienenköniginnen und andere Bienen aus Australien, Neuseeland, Mexiko und Chile importieren lassen. Norberto Garcia vom Internationalen Imkerverband Apimondia befürchtet, dass sich die Reisebeschränkungen rund um Corona negativ auf die Ernte auswirken könnten.

      Mehr tote Bienen durch Pestizide

      In China, dem weltweit größten Honigproduzenten, stellen rund 300.000 Imker jedes Jahr rund 500.000 Tonnen Honig her. Das entspricht etwa einem Viertel der Weltproduktion. Mehr als 100.000 Tonnen davon werden nach Europa und in die USA exportiert. Rund 250.000 Imker, die mit ihren Bienenvölkern in Lastwagen unterwegs sind, legen im Schnitt 3.000 Kilometer zurück. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Tausende Imker durften im Frühjahr nicht zu ihren weit entfernt liegenden Bienenstöcken. Nachdem die Reisefreiheit wochenlang eingeschränkt war und sie die regional und saisonal bedingten Blütephasen verpasst hatten, waren ihnen viele Bienen weggestorben.

      Die Arbeit chinesischer Imker ist hart, oft müssen sie in Zelten schlafen. Auch deshalb will keiner der jungen Leute mehr als Wanderimker durch die Gegend ziehen. Neben fehlendem Nachwuchs bedrohen Klimawandel und der übermäßige Einsatz von Pestiziden die Honigproduktion. So werden die Bienen normalerweise mit Zuckerwasser durch den Winter gebracht und von Milben zu befreit. Wird die eingesetzte Säure allerdings falsch dosiert, können sie sterben. Warum in diesem Frühjahr

Скачать книгу