Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019. A. F. Morland
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„Okay“, sagte er, „probieren wir es aus.“
Der Motor röhrte auf, und der Abstand wurde wieder größer. Steve McCoy war bereits schweißüberströmt. Sein Hemd klebte am Sitz. Er musste aufpassen, dass ihm das Steuer nicht aus den nassen Händen glitt.
Die nächste Kurve war haarnadel-scharf.
„Jetzt!“, rief sie.
Steve trat mit aller Gewalt auf die Bremse und riss das Steuer herum, in einer Staubwolke verlor der Wagen augenblicklich seine Fahrt, schleuderte zur Seite und blieb quer zur Straße stehen. Er hatte das Manöver genau berechnet. Bis zur Felswand waren es noch etwa zwanzig Zentimeter.
„Aussteigen!“, rief Leila.
Steve war schon draußen, als sie am Türschloss fingerte. Er rannte um den Wagen und riss die Tür auf ihrer Seite auf. Sie rollte heraus und rannte gleich ein paar Meter weiter in Deckung.
Obwohl er das Dröhnen der Motorräder schon aus der Nähe hörte, ließ Steve sich Zeit. Er erkannte auf den ersten Blick, was das für eine perfekte Falle war. Die beiden Verfolger hatten keine Chance. In der winzigen Zeitspanne, in der sie die Gefahr sahen, würden sie nicht mehr reagieren können.
Steve zog die Beretta aus dem Holster und wartete.
Es geschah alles blitzschnell. Die beiden Motorräder donnerten hintereinander um die scharfe Ecke und prallten fast gleichzeitig gegen den Wagen, der durch den heftigen Stoß ein Stück herumgerissen wurde.
Das Kreischen des gequälten Metalls und die entsetzten Schreie der Verfolger bildeten eine seltsame Geräuschkulisse in der friedlichen Gegend.
Einer der Polizisten wurde aus dem Sattel gehoben und flog im weiten Bogen über den Wagen hinweg. Mit hartem Aufschlag klatschte er seitlich neben der Straße auf die Grasnarbe unmittelbar neben dem nackten Felsen.
Steve warf dem Mann nur einen kurzen Blick zu. Mit ein wenig Glück überlebte der Mann den Sturz.
Der zweite war voll gegen den Wagen geknallt. Steve McCoy hörte den Sturzhelm gegen eine Scheibe schlagen, die prompt zersplitterte. Eines der Motorräder hatte sich selbständig gemacht und rollte auf den Abhang zu. Steve war mit zwei Schritten heran und beförderte das Vehikel in den Abgrund, der hier ziemlich steil nach unten abfiel.
Es brach noch durch die Büsche, als der Agent schon um den Wagen herum war und sich den Erfolg der Aktion ansah.
Das zweite Motorrad hätte nur noch einem Schrotthändler Freude bereitet, aber auch die Seite des Wagens sah böse aus. Trotzdem würde man damit noch fahren können.
Er beugte sich zu dem Polizisten hinunter, der zwischen Wagen und Motorrad eingekeilt war. Sein Gesicht war blutüberströmt, aber der Mann lebte. Die Verletzungen waren äußerlich. Schrammen und Abschürfungen. Er würde eine Zeit lang nicht Motorrad fahren können.
Steve steckte seine Waffe wieder ein und zerrte den Mann unter seinem Motorrad hervor. Der Polizist stöhnte und schlug die Augen auf. Er schien nicht ganz zu begreifen, was vorgefallen war. In seiner Erinnerung würde er das Gefühl haben, von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein.
Steve packte ihn unter den Achseln und schleifte ihn zur Seite. Danach nahm er den Revolver aus dessen Hüfttasche und schleuderte ihn im weiten Bogen in den Abgrund.
Er ging wieder auf die andere Seite des Wagens, wo Leila sich über den zweiten Polizisten beugte. „Er lebt“, sagte sie.
Steve nickte. „Er wird sich ein paar Knochen gebrochen haben.“
Auch ihm nahm er die Waffe ab und warf sie weg. „Wir müssen weiter, man wird die beiden schon finden. Sie werden sich nicht genau erinnern können, was eigentlich passiert ist.“
Sie nickte, und gemeinsam stiegen sie ein.
„Es ist am besten, wenn wir den Weg zurückfahren“, sagte Leila, als er den Motor angelassen hatte. „Wir müssen schnell weg aus dieser Gegend.“
„Der Ansicht bin ich allerdings auch.“ Die Abfahrt den Berg hinunter ging leichter, aber das lag sicher daran, dass sie diesmal keine Verfolger im Nacken hatten.
Wieder begegnete ihnen kein Mensch. Erst am Anfang der kleinen Straße sahen sie eine Eselskarre, auf der ein Araber saß. Aber der Mann achtete überhaupt nicht auf das Auto.
Steve deutete auf den Mann. „Er will sicher in die Berge. Er wird die Polizisten finden.“
Einige Zeit später waren sie wieder auf der Straße, die nach Damaskus führte. McCoy war hundemüde, aber er wollte weiter. Jeder Kilometer war wertvoll und brachte ihn seinem Ziel näher.
Leila schloss die Augen und lehnte sich zurück. Auch ihr stand die Anspannung der letzten Stunden im Gesicht.
Sie erreichten den Stadtrand von Damaskus erst am Nachmittag, ohne angehalten zu werden.
Leila setzte eine Sonnenbrille auf, die in der Ablage lag. Sie sah zwar unmöglich aus, veränderte ihr Gesicht aber sofort. Im Handschuhfach fand das Mädchen ein sauberes buntes Tuch, das sie in arabischer Weise um den Kopf schlang. So leicht würde man sie jetzt nicht erkennen.
Steve fuhr langsam an das Hotel heran. Es schien nicht bewacht zu sein. Er fuhr in eine Seitenstraße und stellte den Wagen ab. Die zerschrammte Seitenflanke fiel nicht so sehr auf. Hier gab es eine ganze Menge Autos, die weitaus schlimmer aussahen.
Niemand achtete auf sie, als sie ausstiegen. Steve hatte nicht vor, den Wagen ein zweites Mal zu benutzen, man konnte ihn auch nicht damit in Verbindung bringen.
Er ging langsam zum Hoteleingang des „New Semiramis“, Leila dicht hinter ihm. In der Halle herrschte Betrieb, sodass die beiden überhaupt nicht auffielen. Steve McCoy holte seinen Schlüssel, und sie gingen die Treppe hinauf.
Als er die Tür aufgeschlossen hatte, überprüfte er sofort seine Sicherheitsvorkehrungen, aber in der Zwischenzeit war niemand hier gewesen. Er deutete auf die Tür zum Badezimmer. „Sie können sich dort in Ruhe frisch machen. Und dann schlafen Sie am besten, um wieder fit zu werden.“
Leila nickte wortlos. Sie wirkte erschöpft.
12.
Die Maschine der Aeroflot rollte im scharfen Bogen von der Landebahn und folgte dem Jeep mit dem „Follow me“-Zeichen. Der Flughafen von Damaskus lag unter brütender Hitze, obwohl die Sonne ihren höchsten Stand schon lange überschritten hatte.
Mit wippenden Tragflächen rollte die Tupolew langsam aus und blieb stehen, als der Lotse seine Kellen kreuzte.
Die Triebwerke verstummten, eines nach dem anderen. Eine Gangway wurde herangefahren, die Luke öffnete sich. Eine Stewardess erschien in der Öffnung und wartete, bis die Gangway ganz heran war. Danach gab sie den Weg frei.
Da die Maschine in einer entfernten Ecke des Flughafens ausgerollt war, gab es keine unerwünschten Beobachter, die bemerkten, dass aus der riesigen Düsenmaschine nur sechs Männer stiegen.
Ein paar Meter entfernt stand ein einzelner Mann, die Hände auf dem