Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019 - A. F. Morland страница 17
„Weshalb fahren Sie denn nachts?“
„Vermutlich aus Tarnungsgründen. Aber auch das ist nicht ungewöhnlich. Ich war schon öfter im Ausland und habe in dieser Beziehung einiges erlebt.“
„Mister Petrow, an Ihren Absichten hat sich nichts geändert?“
Der Wissenschaftler schüttelte nur den Kopf.
„Okay. Mein Auftrag lautet, Sie aus dem Land zu bringen und sicher den amerikanischen Behörden zu übergeben.“
Petrow unterbrach seine Tätigkeit kurz. „Ich will einen anderen Pass, eine neue Identität und ausreichenden Schutz. Der Arm des KGB ist lang.“
„Das können Sie alles mit den zuständigen Leuten regeln. Ich bin sicher, dass Sie zufrieden sein werden. So etwas hat schon früher funktioniert. Aber unser Problem ist zunächst mal, Sie aus dem Land zu schaffen. Dazu ist es notwendig, dass Sie sich strikt nach meinen Anweisungen richten. Sie wissen so gut wie ich, dass wir verdammt aufpassen müssen. Und deshalb muss klar sein, wer hier das Kommando hat.“
Petrow runzelte die Stirn. So ganz passte ihm das wohl nicht. Aber Steve hatte keine Lust, große Auseinandersetzungen über das Wie und Was zu führen. Er wollte von Anfang an die Spielregeln bestimmen.
Nach einer kurzen Pause nickte Petrow. „Na schön. Was soll ich also tun?“
„Ich muss meinen Plan ändern, denn ich konnte nicht ahnen, dass Sie schon heute Nacht Damaskus verlassen. Sie werden also ganz normal in Ihren Bus steigen und zu Ihrer geheimen Anlage fahren. Ich kenne das Ziel und werde Ihnen folgen. Es hat keinen Sinn, jetzt schon die Flucht zu ergreifen, denn wir kommen aus Damaskus nur schwer heraus. Entweder werden wir unterwegs improvisieren, oder ich unternehme erst etwas, wenn Sie an der Küste sind.“
Petrow sah ihn starr an. „Ich habe schon einfallsreichere Pläne gehört. Aber Sie sind ja der Fachmann. Ich hoffe nur, Sie wissen, was Sie tun.“
„Ich denke schon, Mister Petrow. Es ist besser, wenn Sie nicht zu viel wissen. Sie werden schon merken, wenn es soweit ist.“
Petrow holte einen Koffer aus dem Schrank und packte seine Sachen unordentlich hinein. „Ich lasse mich also überraschen. Aber ich werde bereit sein, wenn Sie mir das Zeichen geben.“
Steve McCoy lächelte. „Sie können sich auf mich verlassen.“ Er trat auf ihn zu und drückte ihm die Hand. „Und jetzt gehen Sie auf den Gang und lenken Sie den Posten ab, falls dort einer steht.“
„Normalerweise sitzt einer vorn an der Treppe. Von dort aus kann er die Zimmertür nicht sehen.“
Petrow schloss die Tür wieder und ging nach draußen. Er winkte, Steve drückte ihm wortlos die Hand und glitt schattengleich auf den Gang. Die trübe Beleuchtung erleichterte sein Vorhaben.
Lautlos bewegte er sich zur Treppe. Bevor er den Posten sah, roch er den schweren, süßlichen Geruch der russischen Papirossa. Unerkannt kam er an dem Posten vorbei, der ihm den Rücken zuwandte. Steve verschwand um die Biegung des Ganges und war damit außer Sicht. Hier gab es eine zweite Treppe, über die er zu seinem Zimmer gelangte.
Aber vorher musste er noch telefonieren. Er hatte keine Zeit mehr, sich eine komplizierte Geschichte auszudenken, sondern musste sofort mit Mike Andrews in der Botschaft sprechen. Das Risiko des Abhörens musste er in Kauf nehmen.
Im Erdgeschoss des Hotels gab es Telefonzellen. Sie waren alle unbesetzt. Man konnte Stadtgespräche selbst wählen. Die Nummer der Botschaft hatte er im Kopf.
Nach dreimaligem Klingeln meldete sich eine leicht verschlafene Mädchenstimme. „Geben sie mir sofort Mister Andrews“, sagte Steve, ohne seinen Namen zu nennen. „Beeilen Sie sich, es ist wichtig!“
Es knackte mehrmals in der Leitung, dann war die Verbindung hergestellt. „Ja?“
Steve erkannte die Stimme seines Kollegen. „Hier ist ein alter Freund“, sagte er. „Wir haben uns neulich getroffen, aber ich habe einige wichtige Dinge vergessen, die wir unbedingt besprechen müssen.“
Andrews verstand sofort. „Wann wollen wir uns treffen?“
„So schnell wie möglich.“ Dann fügte er hinzu. „Es sind einige Bekannte angekommen.“
Andrews verstand auch diesen Hinweis. „Okay. Sind Sie dort, wo unsere Freunde auch sind?“
„Ja.“
„Verlassen Sie das Haus in genau einer halben Stunde und gehen Sie nach links die Straße entlang! Wir werden Sie aufnehmen.“
„Bis gleich.“ Steve McCoy legte auf.
Schnell hastete er die Treppe wieder hoch und gab an seinem Zimmer das vereinbarte Klopfzeichen. Leila öffnete, und er nahm das Schild „Bitte nicht stören“ von der Klinke. Sie sah ihm gespannt entgegen.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte er. „Wir fahren heute Nacht ab. Wir nehmen nur das Notwendigste mit. Die anderen Sachen bleiben hier, denn das Zimmer muss ich behalten, selbst wenn ich nicht mehr zurückkomme. Aber wir dürfen keine Spuren hinterlassen.“
Leila fragte nicht lange, sondern machte sich fertig. Sie hatte in der Zwischenzeit ihre Garderobe und auch ihr Aussehen soweit verändert, dass man sie nach Fotos nicht so schnell erkannte.
Steve warf ein paar Sachen in eine Reisetasche und zog den Reißverschluss zu.
Er beobachtete das Mädchen. Leila war konzentriert dabei, ihrem Aussehen den letzten Schliff zu geben. Sie hatte immer noch nicht gefragt, was eigentlich los war. Sie vertraute ihm. Irgendwie berührte ihn dieses Vertrauen, denn er selbst vertraute keinem Menschen. Und diese Einstellung würde sich auch nicht ändern …
Er warf einen Blick auf die Uhr. Es wurde Zeit! „Wir nehmen den Hinterausgang.“
Er ließ den Schlüssel stecken. Im Zimmer gab es weder Wertsachen noch andere Dinge, die ihn verrieten.
Unterwegs begegnete ihnen nur ein verschlafener Araber, der sie aber überhaupt nicht beachtete. Sie verließen das „New Semiramis“, schlichen über einen Hof voller Gerümpel und kehrten durch eine Nebenstraße wieder zum Haupteingang zurück. Auf der anderen Straßenseite gingen sie unbemerkt daran vorbei. Niemand hatte gesehen, dass sie das Hotel verließen.
Als sie etwa zweihundert Meter durch die immer noch belebte Straße gingen, spürte Steve, wie ein Auto heranrollte. Er wandte den Kopf und sah am Steuer eines dunkelblauen Chevrolet Mike Andrews, der ihm freundlich zuwinkte.
Er öffnete einladend die hintere Tür, und schnell schlüpften Leila und Steve auf den Rücksitz. Andrews verzog keine Miene, als er das Mädchen bemerkte.
Er wendete nur den Kopf und sagte: „Schön, dass Sie wieder da sind.“
Steve blickte durch das Rückfenster, aber bei dem Gewühl auf der Straße war nicht zu erkennen, ob ihnen jemand folgte.
„Keine Sorge“, sagte Andrews. „Einer von meinen Leuten ist Ihnen vom Hotel aus gefolgt. Wenn man Sie beschattet hätte, hätte er mir ein Zeichen gegeben.“
Steve