Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland

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Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland

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winkte ab. „Das können Sie später immer noch.“ Er kannte eine Kneipe, die sich gleich um die Ecke befand. Dort löschte Sven Kayser mit Bier seinen Durst.

      „Hat sich in Ihrem Leben irgend etwas geändert?“, erkundigte sich Sven.

      Walter Schmidt schüttelte verlegen lächelnd den Kopf. „Noch nicht“, sagte er. „Aber ich arbeite dran“, fügte er rasch hinzu, als wollte er dem Grünwalder Arzt eine Freude machen.

      „Die Umstände, die dazu geführt haben, dass Sie dieses Magengeschwür bekamen, existieren also noch immer.“ Sven wiegte den Kopf. „Sie sind sehr unvernünftig, Herr Schmidt.“

      „Ich werde mir schon noch den nötigen Ruck geben, Herr Doktor. Warten Sie’s ab. Ich schaff’ das bloß nicht von heute auf morgen. Die Latte liegt hoch, da komme ich nicht aus dem Stand drüber, verstehen Sie? Da muss ich schon einen kleinen Anlauf nehmen.“

      Sven hatte nicht den Eindruck, dass Walter Schmidt den festen Willen hatte, sein Leben besser in den Griff zu bekommen. Dieser Mann würde sich wohl ewig treiben lassen, weil das bequemer für ihn war. Und er würde weiterhin unzufrieden sein und all jene beneiden, die mehr erreicht hatten als er. Dass die, es aber mit ernsthaftem Fleiß, zäher Disziplin und eiserner Energie geschafft hatten, ließ er dabei selbstverständlich außer acht, um sich selbst keine wie immer gearteten Vorwürfe machen zu müssen. Er baute wohl auf die Vagusnerv-Operation, die der erneuten Bildung eines Magengeschwürs sowieso vorbeugte.

      17

      Am nächsten Morgen sah Dr. Yvonne Wismath nicht mehr schwarz. Über Trier spannte sich ein stahlblauer Himmel, und die Sonne schien angenehm warm. Yvonne ließ sich das späte Frühstück im Hotel gut schmecken. Sie saßen am Fenster, unter ihnen zog die Mosel vorbei, Schiffe fuhren schwer beladen stromaufwärts.

      „Donnerwetter, du verdrückst aber eine ganze Menge“, staunte Walter Schmidt.

      Yvonne blinzelte schelmisch. „Wir haben uns letzte Nacht so oft geliebt, ich habe dabei eine Menge Kalorien verbraucht. Die muss ich meinem Körper nun wieder zuführen.“

      Walter grinste. „Um fit zu sein fürs nächste Mal?“

      „Vielleicht“, gab sie verschmitzt zurück. „Verrätst du mir heute, wohin du mit mir fährst?“

      „Ganz sicher nicht. Du wirst es sehen, wenn wir da sind.“

      Sie verließen Trier und fuhren gemächlich nach Norden, und es stellte sich bald heraus, dass Walters Ziel in der Eifel lag. Sie kamen an einigen dunklen Maaren vorbei und erreichten schließlich einen Ort namens Gerolstein. Nach dem Mittagessen besichtigten sie den bekannten Adler- und Wolfspark Kasselburg, sahen Wildschweinrotten, Mufflons, Schafe, Zwergziegen und Wildpferde nahmen an der Fütterung des größten in Westeuropa lebenden Wolfsrudels teil und ließen sich bei einer freien Flugvorführung vom Falkner das unterschiedliche Flugverhalten und die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Greifvögel erklären.

      „Beeindruckt?“, fragte Walter Schmidt, als die Greifvogelschau zu Ende war.

      „Mächtig“, nickte Yvonne.

      Die rasanten Jagdflüge der Falken und der mächtige Flügelschlag des Steinadlers direkt über ihrem Kopf würden für sie ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

      „Hat die Fahrt ins Blaue sich gelohnt?“

      „Absolut“, antwortete Yvonne und sah Walter dabei glücklich an.

      Hinter ihm befand sich die Kasselburg, eine der schönsten Stauffenburgen des Landes, deren markanter Doppelturm urige Felsschluchten und weite Laubwälder eindrucksvoll überragt.

      Hand in Hand verließen sie den großen Park und kehrten zu ihrem Wagen zurück. Die Heimfahrt war weit. Sie kamen spät nach Hause, aber das reute Yvonne Wismath nicht.

      „Danke für dieses wunderschöne Wochenende, Liebster“, sagte sie, als sie sich von Walter verabschiedete.

      „Ich lass mir bald wieder so etwas Nettes einfallen.“

      „Dagegen hätte ich absolut nichts einzuwenden“, erwiderte Yvonne, beugte sich vor und gab ihm einen letzten Kuss. Er wollte sie sogleich in seine Arme ziehen, doch sie ließ es nicht zu. „Nein, Liebster, für heute muss es genug sein. Ich bin sehr müde, sehr glücklich, aber auch sehr müde. Ich muss ins Bett. Mich erwartet morgen ein anstrengender Tag in der Seeberg-Klinik. Den überstehe ich nur, wenn ich wenigstens einigermaßen ausgeruht bin.“

      „Versprich, dass du von mir träumen wirst.“

      „Das werde ich – ganz bestimmt.“

      Daheim trachtete Yvonne dann, so rasch wie möglich ins Bett zu kommen. Sie hatte das unbeschreiblich schöne Gefühl, auf Wolken zu schweben, und für diesen himmlischen Zustand war Walter Schmidt verantwortlich.

      Oh, ich liebe dich, Walter Schmidt, dachte Yvonne überschwänglich während sie unter die Bettdecke kroch, liebe dich so sehr, ganz irrsinnig liebe ich dich. Wenn das nur gutgeht!

      18

      Petra Praetorius war nicht so glücklich. Sie weinte. Es war nun schon die dritte Nacht, die sie allein – und ihr Ehemann im Gästezimmer – verbrachte.

      Ihrem Vater konnte das nur recht sein, denn wenn sie nicht mit ihrem Mann zusammen war, konnten sie kein Kind zeugen. Aber dieser Zustand war verrückt und ließ sich bestimmt nicht lange halten.

      Und was dann? Sollte sie klein beigeben, kapitulieren, sich mit ihrem Schicksal abfinden?

      Niemals, dachte sie trotzig. Ich will endlich ein Baby haben, und wenn Claus nicht Manns genug ist, mir diesen langersehnten Wunsch zu erfüllen, muss es eben jemand anders tun!

      Sie erschrak über diesen verwerflichen Gedanken. Sie war eine anständige Frau, verliebt in ihren Mann. Andere Männer interessierten sie nicht.

      Aber

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