Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane. A. F. Morland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sammelband 7 Schicksalsromane: Von ihren Tränen wusste niemand und andere Romane - A. F. Morland страница 25
Kann sie haben, dachte Walter Schmidt begeistert. Ich bin zu jeder Schandtat bereit. Sie braucht mich nicht einmal besonders lange zu bitten.
„Isst du mit mir?“, fragte Petra.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab’ schon gegessen. Aber du bist auf jeden Fall mein Gast.“ Sie wollte etwas sagen, doch er hob gebieterisch die Hand. „Keine Widerrede.“ Er bestellte Wein. Valpolicella – rot wie Stierblut.
Nach dem Essen, als sie bei der zweiten Flasche Valpolicella angelangt waren, schüttelte Petra lächelnd den Kopf. Sie war schon ein wenig beschwipst.
„Was ist?“, fragte Walter.
„Dich hier zu treffen, damit hätte ich am allerwenigsten gerechnet.“
„Denkst du, ich hätte geahnt, dass du in dieses Lokal reinschneien würdest?“, sagte Walter. „Zufälle gibt es, die dürfte es eigentlich gar nicht geben, was?“ Er achtete darauf, dass sie mehr trank als er. Petra leerte Glas um Glas.
„Kummer ist leichter als Wein“, belehrte Walter sie. „Du kannst ihn nicht ertränken. Selbst wenn du noch so viel Valpolicella in dich hineinschüttest, der Kummer wird immer obenauf schwimmen.“
Petra sah ihn traurig an.
„Du heißt jetzt Praetorius, nicht wahr?“, sagte Walter.
„Woher weißt du es?“, fragte Petra.
Er zuckte die Schultern. „Ich war zwar nicht zur Hochzeit eingeladen, aber ich hab’s in irgendeiner Zeitung gelesen.“
„Ja, ich heiße jetzt Praetorius. Petra Praetorius.“
Walter betrachtete sie mit schmalen Augen. „Aber Frau Praetorius scheinen nicht sehr glücklich verheiratet zu sein.“
„Doch, ich bin glücklich verheiratet, und ich liebe meinen Mann. Claus hat zwar seine Fehler, aber im Großen und Ganzen ist er ein wunderbarer Mensch.“
„Trotzdem“, sagte Walter Schmidt, „streunst du durch die Stadt wie ein herrenloses Kätzchen. Bist du auf der Suche nach einem Abenteuer? Entschuldige, wenn ich dich das so direkt frage.“
„Nein, ich bin nicht auf der Suche nach einem Abenteuer. Oder doch. Ach, ich weiß nicht. Es ist auf jeden Fall nicht so, wie du denkst.“
Er lächelte. „Woher willst du wissen, was ich denke? Kannst du neuerdings Gedanken lesen? Hat Claus Praetorius dir das beigebracht?“
„Ich möchte mich mit dir nicht über meinen Mann unterhalten, Walter.“
Er nickte. „Okay. Worüber möchtest du mit mir reden?“
,,Du siehst schlecht aus, bist mager geworden.“
Er strich mit der Hand leicht über seinen Magen. „Ich war krank, hatte ein Magengeschwür, bin in der Seeberg-Klinik operiert worden.“
„Ich war auch in der Seeberg-Klinik.“
Er sah sie überrascht an. „Weshalb? Warst du auch krank? Was hat dir gefehlt?“
„Nichts.“
„Wer legt sich ins Krankenhaus, wenn ihm nichts fehlt?“, fragte er verwundert.
„Ich wollte definitiv wissen, ob ich Kinder kriegen kann“, erzählte Petra.
„Eine Frau wie du, ich bitte dich, man braucht dich doch nur anzusehen, um absolute Gewissheit zu haben.“
Petra seufzte schwer. „Leider ist mein Vater nicht dieser Meinung. Er ist der festen Überzeugung, dass eine Schwangerschaft für mich tödlich enden würde.“
„Das ist doch Quatsch!“
„Das finde ich auch, und das finden auch die Ärzte, die mich so gründlich wie nur irgend möglich untersucht haben. Aber mein Vater lässt die umfassenden Untersuchungsergebnisse nicht gelten. Da meine Urgroßmutter, meine Großmutter und meine Mutter die Geburt ihres ersten Kindes nicht überlebt haben, verbietet mein Vater meinem Mann, mit mir ein Kind zu zeugen.“
Ungläubig riss Walter Schmidt die Augen auf. „Er tut – was? Ich hör’ wohl nicht richtig. Er verbietet deinem Ehemann ... Also bitte sei mir nicht böse, Petra, aber wenn Claus Praetorius sich das Verbieten lässt, ist er ein ganz jämmerlicher Waschlappen.“
„Das ist er nicht!“, verteidigte sie ihren Mann. „Er will es uns beiden recht machen, aber das ist leider nicht möglich.“
„Also schlägt er sich auf die Seite des Stärkeren, und das ist in diesem Fall zweifellos dein Vater.“
Tränen traten in Petras Augen. „Ich bin nicht länger bereit, mich damit abzufinden.“ Es war, als würde in ihr ein Damm brechen.
Der viele Wein machte es ihr leicht, ihm alles zu erzählen und auch über ihren trotzigen Entschluss zu reden. Walter Schmidt musterte sie ernst.
„Mädchen, bist du dir der Tragweite deines Vorhabens auch in vollem Umfang bewusst?“, fragte er gespannt.
„Ich habe mich entschlossen, diesen Weg zu gehen, und ich kehre ganz bestimmt nicht um!“, antwortete sie hart.
„Weißt du, dass du zu bedauern bist?“
Sie leerte abermals ihr Glas. „Willst du mit mir schlafen, Walter? Willst du der Vater meines Kindes sein?“
„Petra – ich ... Mach dich bitte nicht über mich lustig ...“
„Es ist mein voller Ernst. Geh mit mir ins Bett, nur dieses eine Mal.“
Er nagte an seiner Unterlippe und schwieg.
„Warum zögerst du?“, fragte sie. „Gefalle ich dir nicht?“
„Was soll die idiotische Frage? Selbstverständlich gefällst du mir.“
„Und begehrst du mich auch?“, wollte Petra wissen.
„Ich kann dir nicht sagen, wie sehr.“
„Dann“, meinte Petra nüchtern, „müsste es technisch also möglich sein ...“
„Technisch!“ Walter Schmidt schüttelte sich. „Mein Gott, du redest wie ein Ingenieur, der eine Maschine konstruiert hat und davon überzeugt ist, dass sie auch funktioniert.“
„Du weißt, was ich will, kennst meinen Wunsch. Ich habe nicht die Absicht, meinen Mann zu betrügen, ihm Hörner aufzusetzen.“
„Aber genau das tust du, wenn du mit mir schläfst“, sagte Walter Schmidt, in dem plötzlich ein Plan zu reifen begann.
„Ich hole mir nur von dir, was ich brauche. Es wird eine rein körperliche Angelegenheit sein, ohne Herz, ohne Gefühl. Es wird keine Vaterschaftsklage geben, du brauchst dich vor keinen Unterhaltszahlungen zu fürchten ... Ist das nicht geradezu der Idealfall für einen Mann?