Der Schuh. Gabriela Bock

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Der Schuh - Gabriela Bock

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bin nur für euch da und liebe nur dich«, sagte er.

      »Vielleicht hast du ja eine andere!« Ich war außer mir.

      »Meine Güte«, sagte er, »das eine Mal mit Gabi.«

      »Wie mit Gabi?«

      »Der Abschiedsfick an unserer Hochzeit. Ich war besoffen und es war mehr ein Joke.«

      Ich griff nach dem nächstbesten Gegenstand, es war ein Kochtopf, und schleuderte ihn in seine Richtung. Dann rannte ich nach draußen. Er kam hinterher, aber ich hatte Vorsprung. Erst als ich auf einem Parkplatz kurz vor Hannover anhielt und auf den steinigen Boden trat, fiel mir auf, dass ich keine Schuhe trug. Unter der Bank hinten im Bus fand ich Badelatschen und eine verfilzte grüne Strickjacke, die ich immer trug, wenn ich zu Morgenstern fuhr. Einige Flaschen Bier fand ich auch noch, die nahm ich mit nach vorne und öffnete sie. Dabei war ich noch nicht mal wütend auf Gabi. Die nahm alles, was sie kriegen konnte.

      Ich war von Henry enttäuscht. Es war keine offene Schlacht zwischen uns. Wenn er mich schon behandelte wie einen Teil der Wohnungseinrichtung, sollte er wenigstens fair und ehrlich zu mir sein.

      Nach langem Umherfahren fand ich einen Parkplatz in Hannover in der Fridastraße. Drei leere Bierflaschen lagen auf dem Beifahrersitz. Leicht durchgefroren und wütend stand ich vor Roberts Tür.

      Robert sah gut aus – wie immer, war braun gebrannt, die Haare trug er wieder länger. Er nahm mich in den Arm, als müsste er mich vor etwas abschotten. Ich war so fertig, dass ich mir einredete, beide Männer würden mich nicht mehr lieben, weder Henry noch er. Mit meiner Fassung war es zu Ende. Ich heulte und klammerte mich an ihn. Er zog mich in die Wohnung, die perfekt aufgeräumt war, was würde man auch sonst von ihm erwarten.

      »Henry behandelt mich wie einen Hund«, heulte ich und fragte: »Warst du im Urlaub, du bist so braun?«

      Er hätte einen guten Freund, der in seiner Sportschule eine große Höhensonne stehen hat, da würde er sich ab und zu vorsetzen. Dann sah ich die Frau, die nackt auf seinem Bett lag. Eine Hübsche, so um die dreißig, mit kurzen, hellroten Haaren. Er nahm die Sachen von der Frau vom Stuhl und gab sie mir.

      »Ihr tauscht«, sagte Robert und zu ihr: » Ich gehe mit Emi aus und du lässt dich abholen. Wenn ich wiederkomme, bist du weg.«

      »Wo wollen wir hin?«, fragte ich.

      »Das siehst du dann«, sagte er.

      Ich zog mich bis auf die Unterhose aus und legte meine Sachen aufs Bett. Robert konnte nicht wegsehen.

      »Habe ich mich sehr verändert?«, fragte ich unsicher.

      »Du bist noch schöner geworden«, sagte er.

      Die Frau stülpte sich mein rotes Kleid über und ging in die Küche.

      »Er müsste gleich da sein«, meinte Robert zu ihr. Sie war schnippisch und zuckte abweisend mit den Schultern.

      »Beeil dich!«, drängte Robert ungeduldig.

      »Lass uns hierbleiben«, bat ich.

      Er zog mich etwas grob aus dem Haus auf die Straße. Ich stakste auf den Pfennigabsätzen zum Bus. Das schwarze Kleid war mir am Busen zu eng. Wir durchquerten Hannover und hielten vor einem italienischen Restaurant. Er gab mir seinen Mantel, weil ich so fror. Ich heulte ihm einen vor wegen Henry und lachte, als ich von meinen Kindern erzählte. Er bestellte Wein, den ich beinah alleine trank. Er strich wie früher über mein Gesicht und meinen Hals und ich hätte mich am liebsten auf den Boden des Restaurants gelegt. Als ich ihn immer wieder küsste und darum bat, zu ihm nach Hause oder in ein Hotel zu gehen, meinte er, das würde nicht in Ordnung sein. Ich kam sich vor wie am Rande des Nervenzusammenbruchs und wusste, dass ich genug Alkohol getrunken hatte. Er bestellte immer wieder nach, und ich fand kein Ende.

      »Bitte, lass uns zu dir gehen«, bat ich erneut.

      »Du bist das, was ich auf dieser Welt am meisten begehre. Aber es geht nicht. Ich kann nicht. Ich werde dir nicht dein Leben zerstören, und Henry ist so was wie ein Freund. Er hat eine Aufgabe zu erfüllen, nämlich dich zu behüten und glücklich zu machen.«

      »Das macht er aber nicht. Er will mich gar nicht«, schluchzte ich.

      Ich war etwas vom Stuhl gerutscht, Robert stand auf und setzte mich wieder gerade hin. Mir wurde ganz warm. Wie er mich anfasste. Ich stand auf und schmiegte meinen Rücken und mein Gesäß an ihn.

      »Bitte Robert.«

      Robert ließ mich sanft zurück auf die Sitzfläche gleiten.

      »Du musst es mal so sehen«, sagte er, »Henry ist wahrscheinlich mit der Situation zur Zeit völlig überfordert.«

      »Aber gerade dann muss er sich doch auf die gemeinsame Zeit mit mir freuen«, zeterte ich und kam mir kein bisschen blöd dabei vor.

      »Ich rufe ihn jetzt an!« Robert fragte den Wirt, ob er mal telefonieren könnte.

      Wir gingen nach draußen, in die ungemütliche Kühle.

      »Du wirst mir immer fehlen«, sagte ich und küsste die Innenflächen seiner Hände.

      Er strich immer wieder sanft über meinen Körper und mein Gesicht.

      »Irgendwie werde ich immer bei dir sein«, sagte er, »irgendwie.«

      »Du kommst doch aber noch zu uns?«

      »Natürlich werde ich das.«

      Henry kam mit Konstantin, um mich abzuholen. Sie hatten das Auto in einer anderen Straße geparkt und ich sah die beiden auf dem Bürgersteig entlangkommen. Mein Vater, groß, schlaksig, mit wehenden Locken und seinem typischen, schwungvollen Gang. Daneben Henry, kleiner, kräftig mit seinen engen Jeans und dem Kapuzenpullover, der ewige Jugendliche. Es war eine Übergabe. Ein kurzes »Hallo«, dann wurde die Ware mitgenommen. Ich konnte kaum noch gerade gehen. Im Bus wollte ich mir noch ein Bier aufziehen, aber Henry nahm es mir weg. Er sprach nicht mit mir und fragte auch nichts, während der gesamten Fahrt nicht und bis zum nächsten Abend. Auch nicht, als wir unter der Decke verschwanden. Hellstahlgrau fiel mir dazu ein.

      Am nächsten Tag war mir schlecht und Franziska erbarmte sich, indem sie sich um die Kinder kümmerte.

      Kurz darauf war der Schwangerschaftstest positiv. Ich machte mir Sorgen, weil ich das Kind im Alkoholrausch und aus einer so bedrückenden Stimmung heraus empfangen hatte.

      Robert kam Heiligabend vorbei und zelebrierte zu Mittag eine Spaghettisoße, die die Zwillinge beim Essen auf dem Küchentisch verteilten und die Jungs mit Genuss, zusammen mit den überlangen Spaghetti, durch die Luft schnippten. Er brachte Konstantin und Franziska auch noch jeweils eine Portion runter in den Laden, der ziemlich voll war. Viele Leute kauften Heiligabend noch schnell Geschenke ein. Nach dem Essen tranken wir zusammen Kaffee, danach drehten Robert und ich mit den Kindern eine Runde durch das weihnachtlich geschmückte Hameln. So hatte Henry genug Zeit und Ruhe, den Weihnachtsbaum zu schmücken, und die Kinder sahen ihn nicht vor der Bescherung. Daniel glaubte ja inzwischen nicht mehr an den

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