Die 5 Rollen einer Führungskraft. Wladislaw Jachtchenko

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Die 5 Rollen einer Führungskraft - Wladislaw Jachtchenko

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      Und gerade als Führungskraft prägen Sie die Stimmung in Ihrer Abteilung. Allein schon deswegen, weil Sie Weisungen und Richtungen vorgeben – und das täglich. Es sollte für eine gute Führungskraft also von größtem Interesse sein, bewusst mit der eigenen Stimme umzugehen. Hier die wesentlichen Dimensionen der Stimme, die in Ihrer Macht liegen.

      a) Enthusiasmus

      Stellen Sie sich vor, Sie halten eine kleine Rede vor Ihrer Belegschaft. Klingt Ihre Stimme lebendig? Ist sie voller Bewegung, vital oder eher ruhig, vorsichtig und sachlich? Jedenfalls ist es für mich als Coach eine fast tägliche Aufgabe, jungen und erfahrenen Führungskräften das enthusiastische Sprechen anzutrainieren.

      Worin liegt denn eigentlich das Problem bei den meisten? Führungskräfte arbeiten häufig mehr als alle anderen. Auf Dauer führt das zur chronischen Müdigkeit und Ausgelaugtheit. Wie soll man denn da bitte vital klingen?

      Arbeitsbelastung und Stimmklang hängen also bei den meisten Menschen direkt miteinander zusammen. Dabei muss „viel tun“ nicht immer auch „viel schaffen“ bedeuten. Wie Sie Ihre Produktivität steigern – dazu mehr im nächsten Kapitel „Effizienz- und Effektivitätstechniken“. Doch zunächst geht es um eine Status-quo-Analyse der Stimme.

      Sie müssen kein Stimmexperte und auch kein Opernsänger sein, um zu hören, welche Laune beim Sprechen transportiert wird. Das hat den Vorteil, dass Sie sich mit nachfolgender Übung selbst ein Stimm-Coaching geben können.

      ÜBUNG #4: Die selbstgemachte Tonaufnahme

      Stellen Sie sich vor, Sie haben einen neuen Mitarbeiter und wollen ihm in einem Zweiergespräch kurz ein Briefing geben über die aktuellen Aufgaben Ihrer Abteilung und sich kurz bei ihm vorstellen. Halten Sie hierzu eine kleine fiktive Rede (Rededauer: 2 – 3 Min.). Diese Rede zeichnen Sie mit dem Voice-Recorder Ihres Smartphones auf. Ein Stimmaufnahmeprogramm ist meist bereits vorinstalliert. Falls Sie es nicht finden können, laden Sie sich einfach eine kostenlose Audio-Aufzeichnungs-App herunter. Das dauert 30 Sekunden.

      Anschließend hören Sie sich Ihre Aufnahme an und analysieren: Reden Sie engagiert? Haben Sie eine angenehme und motivierende Stimmmelodie? Sprechen Sie zu schnell? Zu langsam? Betonen Sie die wichtigen Informationen? Und die alles entscheidende Frage: Hören Sie sich selbst gerne zu? Oder wollen Sie am liebsten die Aufnahme stoppen, weil es sich alles etwas müde und langgezogen anhört?

      Sollte Letzteres der Fall sein, ist das gar kein Problem. Probieren Sie es einfach noch mal. Bei den meisten ist die zweite Aufnahme gleich viel besser als die erste, weil sie merken, dass sie zu wenig Stimmung in der Stimme haben. Wenn Sie keine eigenen Reden halten wollen, können Sie auf der Aufnahme auch gern einen Meinungsartikel aus der Süddeutschen oder der FAZ laut vorlesen und auf Ihre Stimmführung achten. Am Ende ist es wie mit dem Joggen: Je häufiger Sie es tun, desto besser werden Sie!

      Und noch ein letzter Hinweis: Selbst wenn Sie sich nicht perfekt gelaunt oder energiereich fühlen, versuchen Sie dennoch, so viel Enthusiasmus wie möglich herauszuholen. Denn Sie wissen: Im Job gibt es manchmal Situationen, in denen Sie einfach gut „funktionieren“ müssen und unser „ehrliches Gesicht“ den Kunden oder das Team eher abschrecken oder demotivieren würde. Der schöne Nebeneffekt: Wenn Sie enthusiastisch klingen, können Sie damit andere anstecken und die anderen werden mit ihrer nun verbesserten Laune auch Sie mit ihrem Enthusiasmus anstecken!

      b) Richtige Betonung

      Es ist schon erstaunlich, wie stark eine unterschiedliche Betonung die Bedeutung eines Satzes verändern kann. Nehmen wir beispielsweise den folgenden Satz. Betonen Sie bitte jeweils das hervorgehobene Wort:

      Sie sehen, diese vier Sätze sind identisch. Doch durch die unterschiedliche Betonung legt der Sprecher immer einen völlig anderen Fokus. In Satz 1 betonen wir, dass gerade unsere Abteilung (in Abgrenzung zu anderen Abteilungen) glaubt, dass es funktionieren kann. In Satz 2 liegt der Schwerpunkt auf dem Wort „glaubt“. Hier kann der Sprecher das Wort enthusiastisch aussprechen und unterstreichen, dass die Abteilung es zwar nicht sicher weiß, aber überzeugt ist, dass es funktionieren könnte. Mit einer skeptischen Betonung des Wortes „glaubt“ können wir hingegen den Fokus darauf lenken, dass die Abteilung es bloß glaubt, sich aber nicht sicher ist. In Satz 3 heben wir das Wort „könnte“ hervor und legen damit besonderes Gewicht auf den Konjunktiv (also die Möglichkeitsform). Hier wird der Zuhörer denken: „Könnte. Könnte aber auch nicht!“

      Und dieser Satz ist keine spezielle Ausnahme. Diese Bedeutungsverschiebung durch Betonung gibt es bei jedem Satz, den wir im Alltag sprechen. Als Führungskraft sollten Sie sich daher immer bewusst überlegen, was Ihre Hauptbotschaft sein soll. Davon abhängig setzen Sie dann die Betonungen in Ihren Sätzen.

      c) Bewusste Pausen

      Natürlich haben Sie schon mal gehört, dass Pausen beim Sprechen wichtig sind. Das ist nichts Neues. Doch was glauben Sie: Wie viele Menschen setzen beim Reden bewusste Pausen? Sind es 50 %? 20 %? Meine Erfahrung ist: Es sind sogar weniger als 10 %.

      Wie kann es sein, dass alle wissen, wie wichtig Pausen sind, aber kaum jemand macht sie? In Wirklichkeit haben die meisten das mal irgendwo gelesen, sind sich aber in der Regel nicht im Klaren, warum sie Pausen machen sollen und lassen sie deshalb einfach weg.

      Dabei gibt es für rhetorische Pausen gleich drei gute Gründe: Erstens wirkt eine Führungskraft, die bewusste Pausen macht, viel souveräner, wenn sie den Inhalt nicht schnell durchrattert. Zweitens gibt die Pause den Zuhörern Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Denn den Inhalt hören die Mitarbeiter zum ersten Mal und brauchen Zeit zum Verdauen der Informationen. Drittens gibt die Pause den Mitarbeitern die Möglichkeit, etwas zu fragen oder zu ergänzen.

      Und Letzteres ist wohl auch ein heimlicher Grund, warum die Pause von so vielen Menschen gefürchtet wird. Die Angst vor Fragen und vor Kritik verleitet viele dazu, lieber gar keine Pausen zu machen, denn dann kann auch nichts eingeschoben werden. Und das betrifft nicht nur Führungskräfte. Viele Professoren sprechen durch und lassen keine Fragen zu. Von Politikern und ihrem schnellen Verschwinden nach ihrem Statement bei einer Pressekonferenz brauche ich gar nicht erst zu sprechen.

      Doch gerade die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder seine Gedanken einzubringen, schafft erst eine offene Kommunikationskultur im Unternehmen! Und die Pause hilft Ihnen dabei! Wenn Sie also Ihren Mitarbeitern bei einem Meeting etwas mitteilen, machen Sie bewusste Pausen nach einem Sinnabschnitt und schauen Sie fragend in die Runde. Vielleicht hat jemand eine wertvolle Ergänzung oder sogar eine bessere Idee. Machen Sie Ihren Mitarbeitern auch ganz explizit klar, dass Sie abweichende Ideen gerne hören. Und um genau diese offene Kommunikationskultur geht es auch im nächsten Kapitel.

      Wenn Sie gerne noch mehr Rhetorik-Tipps hätten, dann empfehle ich Ihnen meinen Online-Kurs „Rhetorik: Selbstbewusst kommunizieren und überzeugen“ und den Online-Kurs „Rhetorik für Fortgeschrittene“.

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