Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller

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Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller MM-Reiseführer

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bis zur Perfektion ausge­reift, die Mög­lich­kei­ten für sportlich-aktive Er­ho­lung ha­ben ein fast schon be­äng­sti­gen­des Aus­maß er­reicht. Wan­dern, Ski­lang­laufen, Bo­gen­schießen, Moun­tain­biken, Gleit­schirm­fliegen, Klet­tern, Schwim­men - jeder klassi­sche Frei­zeit­sport und bei­nah alle Trend­sport­arten sind ver­tre­ten. Hotels und Pensionen, dazu Res­tau­rants, Alm- und Berg­hüt­ten küm­mern sich um das Wohl der Gäste und erreichen hier ein Niveau, das in der gesamten Steier­mark sei­nes­glei­chen sucht. Angesichts dieses Booms ver­wun­dert es, dass die Ramsau sich selbst treu blieb: ein wunderbarer Fle­cken Erde, über­ragt von der Traum­ku­lisse des Dach­stein und frei von land­schafts­fres­sen­den Bau­sün­den. Die Lage über dem Ennstal vermittelt ein Ge­fühl der Weite, der Blick schweift in die Fer­ne und verliert sich am Kamm der Zen­tralalpenkette.

      Die Ramsau ist eine Streu­siedlung mit ei­nem erkennbaren Zentrum, Ram­sau-Ort, und abgelegenen Teil­orten. Den Namen erhielt die Aue von der Hohen Rams (2551 m), die zum Dach­stein­mas­siv gehört. In der Um­gangs­sprache hieß die Gegend früher „Ahorn­tal“. Hin und wieder tref­fen Spa­zier­gän­ger noch auf die ty­pi­schen Ahorn­rei­hen, die einst die Ge­mar­kungen zer­teilten und die Höfe gegen den West­wind schütz­ten. Auch Film- und Fern­seh­macher haben den Ort für sich ent­deckt: Seit Jahren wer­den hier die Staf­feln der TV-Serie „Die Berg­retter“ ge­dreht; wer mag, pilgert zu den Ori­ginal­dreh­orten und hält dabei nach den Lieb­lings­stars Aus­schau.

      Geschichte

      Das berühmte Lied „Die Gedanken sind frei“ steht symptomatisch für die wich­tig­ste Periode der Ortsgeschichte. Berg­leute aus Sachsen hatten im 16. Jh. neben ihrem beruf­lichen Know-how die lutherische Lehre in die Ostalpen ge­bracht. Im Zuge der Gegen­re­for­ma­tion wurde diese von den Habsburgern ve­r­boten, wo­raufhin man sich nach außen zum Katholizismus bekannte, in Wirk­lich­keit jedoch weiterhin protes­tan­tisch blieb. Dieser Geheim­protes­tan­tismus blieb bis zum Erlass des Toleranzpatents 1781 bestehen. Noch heute leben in der Ramsau 78 % Pro­tes­tanten und 18 % Katholiken. Und selbst­ver­ständ­lich handelt es sich beim Gotteshaus in Ramsau-Ort mit seinen hübschen Holzemporen um eine evan­ge­l­i­sche Kirche. Auch ein Kapitel der Al­pingeschichte wurde hier ge­schrie­ben: 1909 be­zwan­gen die Brüder Georg und Franz Steiner als Erste die Dach­stein-Südwand - mit einem Stock als einziges Hilfsmittel! Das Alpin­mu­seum in der Austria­hütte illustriert diese Episode. In die Win­tersporthistorie trug sich der Ort ein, als hier 1999 die nor­dische Ski­welt­meis­ter­schaft stattfand. Aus jener Zeit stammt auch die Sprung­schanze am Kulm. Die älte­s­ten Sied­lungsspuren stam­men übrigens aus rö­mi­scher Zeit. Sie befinden sich am Burg­stall ober­halb der Straße nach Wei­ßen­bach bei Haus. Ein Lehrpfad ver­mit­telt Wis­sens­wertes aus jener Epoche.

      Sehenswertes

      St. Rupert am Kulm: Wer auf direktem Weg von Schladming hoch zur Ramsau fährt, gelangt zunächst in den Ort­seil Kulm. Gegenüber dem 1610 erstmals urkundlich erwähnten Kulmwirt liegt die katholische Kirche St. Rupert. Es han­delt sich um den ältesten Sakralbau im Hochtal. Be­merkenswert im Innern sind spätromanisch-gotische Fresken im Chor und im Langhaus.

      Museum Zeitroas: Das ansprechend gestaltete Heima­tmuseum in Ramsau-Ort illustriert verschiedene As­pekte der Orts­geschichte. Eine wichtige Stellung nimmt der Protestantismus ein, weitere Themeninseln beschäftigen sich mit der Jagd, mit dem Alpinismus und mit der touristischen Erschließung des Ram­sauer Plateaus. Sehenswert ist über­dies das dreidimensionale Land­schafts­re­lief der Dachstein-Salzkam­mer­gut-Region aus den 1960er-Jahren.

      ♦ Weihnachten bis Ostern und Mai bis Okt. Di/Mi 10-12.30, Mi−Fr 15-18 Uhr. 5 €, erm. ab 3 €. Ramsau 227, www.zeitroas.at.

      Der Kulmberg (1245 m) und der Rit­tis­berg (1565 m) trennen mit ihren be­wal­deten Kup­pen das Ram­sauer Plateau vom tie­fer gelegenen Oberen Enns­tal ab. Der Rit­tisberg präsentiert sich heute als Frei­zeit­park für Familien mit Kin­dern - mit Sessellift, Sommer­rodel­bahn, Wald­hochseilgarten, Barfuß- und E-Bike-Par­cours sowie einem Märchen­weg für die ganz Kleinen. Vom Aus­sichts­turm am Gip­fel­kreuz fällt der Blick auf Kalk- und Zentralalpen. Trotz Kommerz fin­den auch Natur­lieb­haber hier das eine oder andere ruhige Fleck­chen und an der Süd­seite des Bergs laden hinreißend gelegene Alm­hütten zur Mittagseinkehr und Kaf­fee­pause ein (Informationen im Internet: www.rittisberg.at).

      Paradeblick von der Neustattalm auf den Dachstein

      Die Ramsau liegt auf der südlichen Son­nenseite der Kalkalpen, die vom mäch­tigen Dachstein dominiert wer­den. Dabei unterscheidet man das ge­sam­te Bergmassiv vom eigentlichen „Hoh­en Dachstein“, der mit einer Gip­fel­höhe von exakt 2995 m zum Ver­druss vieler Einheimischen die 3000-Me­ter-Marke nur denkbar knapp ver­fehlt. Der Hohe Dachstein ist Teil eines Drei­gestirns von Gipfeln, die sich die Stei­ermark mit den Nach­bar­bun­des­län­dern Oberösterreich und Salz­burg tei­len muss. Ähnliches gilt auch für den Dach­steingletscher − den öst­lich­sten Glet­scher der Alpen! Alpine Pfa­de und Klettersteige verbinden die Ramsau mit dem Gletscherplateau und dem Haupt­gipfel. Die meisten Besucher wählen aller­dings die bequeme Va­riante und fah­ren mit der Gletscher­bahn nach oben. Diese katapultiert die Besucher in kür­zester Zeit nach oben und bewältigt ohne Stützstreben eine Höhendifferenz von ca. 1000 m. Rund­verglaste Gondeln − eine der beiden Gon­deln verfügt so­gar über einen durch­sichtigen Boden − und schwin­deln­de Abgründe sorgen für den Zu­satz-Thrill. Oben erwartet Gäste die Aussichtsplattform Skywalk, ein Bis­tro mit Selbst­bedienung, eine Hän­ge­brü­cke sowie der Eispalast, über des­sen Nut­zen und Schönheit man ge­teil­ter Meinung sein mag. Professionelle Eis­schnitzer aus China schufen den un­ter­irdischen Dom mit mystisch illu­mi­nier­ten Skulptu­ren in wochenlanger Ar­beit. Überdies kann man auf dem Glet­scher in einer Loipe in 45 Min. zur mo­dernen Seethalerhütte wandern und dort auf 2740 m Höhe am Rand des Gletschers einkehren. An der Fassade des fu­tu­ris­ti­schen ÖAV-Hauses klebt eine Foto­vol­tai­kanlage, im Keller be­fin­det sich ein Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl be­trieben wird. Neben dem Neu­bau steht die meist zur Hälfte unter Schnee- und Eismassen begrabene Dach­stein­war­te. Die 1929 erbaute Hüt­te drohte we­gen des Klimawandels ins Tal zu rut­schen, weshalb ein Neu­bau nötig wurde.

      ♦ Seethalerhütte: Juni bis Mitte Okt. und 25. Dez. bis Ende April geöffnet. Tel. 03687-81209, www.alpenverein.at/seethalerhuette.

      Eispalast, Hängebrücke und „Treppe ins Nichts“: Ende Juni bis Anfang/Mitte Sept. tägl. 8.30−16.30 Uhr, Anfang/Mitte Sept. bis Nov. 8.30−16.15 Uhr. 10 €, erm. ab 5,50 €. Em­pfo­h­len werden gutes Schuhwerk und warme Klei­dung. Tel. 03687-22042810, www.derdachstein.at.

      Gedenken, um zu vergessen: das Dachstein-Projekt von Ai Weiwei

      In einem Interview sagte der chinesische Künstler Ai Weiwei ein­mal, dass wir in einem „Zeitalter der Verrücktheit“ lebten (fünf Ta­ge danach wurde er in Peking von der Polizei festgenommen). Ver­r­ückt klingt auch die Ge­schich­te, die sich mit seiner Beteiligung im Som­mer 2010 am Dachstein zu­trug. Beim Kunstfestival Re­gio­na­le X ließ Ai Weiwei einen 4 t schweren Fels­bro­cken auf

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