Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Wanderung 2: Rundweg im Schatten der Dachstein-Südwand
Almen, Hütten und faszinierende Ausblicke auf schroffe Kalksteinwände
Schladming
Das renommierte Wintersportzentrum im Ennstal ist nicht zuletzt dank mehrerer sportlicher Großereignisse einer der bekanntesten Orte der Steiermark. Zwischen dem Dachstein im Norden und den Tauern im Süden gelegen, ist Schladming ein exzellenter Ausgangspunkt für Bergtouren.
Morgenstimmung in den Tauern
Während oberhalb in der Ramsau die nordischen Disziplinen beheimatet sind, hat sich Schladming den alpinen Abfahrtsläufen verschrieben. Der erste Wintersportverein wurde 1908 gegründet und 1973 fand hier das erste Weltcuprennen statt. Zweimal, 1982 und 2013, war Schladming Austragungsort der alpinen Skiweltmeisterschaft. Die Stadt ist Sitz einer Skihandelsschule und hat im Lauf ihrer Geschichte mehrere Sportgrößen hervorgebracht. Sepp Walcher, Weltcupsieger und dreifacher österreichischer Meister, ist ebenso ein Schladminger wie der Skirennläufer Charly Kahr, der nach dem Ende seiner aktiven Karriere die österreichischen Nationalmannschaften betreute. Heute betreibt er einen Skiverleih und zwei gastronomische Betriebe.
Das aufälligste Gebäude im Zentrum ist ausnahmsweise kein Gotteshaus, sondern die Planai-Talstation, die vor der letzten Weltmeisterschaft 2013 feierlich eröffnet wurde. Im Winter wie im Sommer bringt die Kabinenseilbahn die Gäste direkt vom Stadtzentrum auf die 1906 m hohe Planai. Der Schladminger Hausberg ist den Tauern vorgelagert und Teil der „Schladminger Skischaukel“, einem Zusammenschluss vier benachbarter Skiberge zu einem Mega-Wintersportgebiet. Zu den Vorzügen Schladmings zählt zweifellos der Umstand, dass sich auch außerhalb der Schneesaison einiges abspielt. Der Hauptplatz strahlt reichlich Atmosphäre aus, an sonnigen Tagen stellen die Cafés und Restaurants hier Tische und Stühle nach draußen. Viel gibt es hier ansonsten nicht zu tun, sieht man einmal vom Stadtmuseum in der beschaulichen westlichen Vorstadt ab: Die Ausstellung über Bergbau und Volkskultur im Ennstal befindet sich im denkmalgeschützten Haus der „Bruderlade“. Das 1661 errichtete Haus diente ursprünglich der Unterbringung erkrankter Bergleute und den Witwen in den Stollen (→ Geschichte) verunglückter Knappen (Juni, Sept./Okt. Di-Do 9-12, Di/Do 14-16 Uhr; Juli/Aug. Di-Fr 9-12, Di/Do 13-16 Uhr. 3 €, erm. 2,50 €. Talbachstr. 110, museum.schladming.at).
Geschichte
Dass Schladming im 14. Jh. das Stadtrecht erhielt, hatte man dem Bergbau zu verdanken. Abgebaut wurde hier so ziemlich alles, was damals von Wert war, außer Gold. Eine überregionale Bedeutung erlangte 1408 der Schladminger Bergbrief, der die Rechte der Knappen schriftlich fixierte und sogar einige Spurenelemente demokratischer Selbstverwaltung enthielt. Der Vertrag diente anderen Bergbaugemeinden in Europa als Vorbild. Nichtsdestotrotz wurde der Abbau in Schladming im Verlauf des 19. Jh. eingestellt.
1525 war das Jahr der Bauernkriege und wirkte sich auf Schladming verheerend aus: Um den Aufstand der Landarbeiter und Bergleute zu unterdrücken, machte Erzherzog Ferdinand I. die Stadt dem Erdboden gleich. Anschließend entzog er den Bürgern noch das Stadtrecht, ein Denkmal auf dem Hauptplatz verweist auf diese Episode. Die Reste der Stadtbefestigung, v. a. das Salzburger Tor an der katholischen Kirche, stammen aus dem 16. Jh., als Schladming wieder aus den Trümmern erstanden war.
Rund um Schladming
Viele übernachten nicht in Schladming, sondern in umliegenden Ortschaften: in der Ramsau am Dachstein, in Haus an der Enns und in Pichl-Preunegg. Ein im Winter überaus beliebter Standort ist Rohrmoos, ein ehemaliges Bauerndorf über dem Ennstal und inzwischen stark vom Tourismus überformt. Rohrmoos ist ein ausgezeichnetes Basislager für Touren in die Tauern. Nebenstraßen führen ins Unter- und Obertal sowie hinauf zur Ursprungalm. Kürzer ist der Weg mit der Gondelbahn auf die 1850 m hohe Hochwurzen. Wie von den anderen Gipfeln der Schladminger Skischaukel, ist von hier der Blick auf Dachstein und nördliche Kalkalpen fantastisch.
Preuneggtal und Reiteralm: Von Salzburg bzw. von Radstadt kommend ist Pichl der erste Ort im Ennstal auf steirischem Gebiet. Pichl ist Ausgangspunkt für Abstecher zur Reiteralm und ins Preuneggtal. Mächtig ragt am südlichen Ende des Tals die 2459 m hohe Steirische Kalkspitze auf. Sie ist bemerkenswert, weil der Kalk im Urgestein der Tauern eigentlich nichts zu suchen hat. Unterhalb liegt in einem romantischen Kessel die Ursprungalm, die 1988 Drehort für den Heimat- und Abenteuerfilm „Heidi auf der Flucht“ („Courage Mountain“) war. In der Tat entpuppt sich die Alm als echtes Idyll aus vergangenen Tagen und ist zudem Start- und Endpunkt für Wanderungen zu den Giglachseen in grandioser Landschaft auf ca. 2000 m Höhe. Ein zweiter Abstecher führt, per Seilbahn oder auf der Straße, zur Reiteralm hinauf. Meist steuern Besucher vom westlichen Ende der Schladminger Skischaukel sogleich den Spiegelsee an und genießen von dort den Paradeblick auf den Dachstein. Im Spätsommer allerdings, wenn der Pegel sinkt, verschwindet mit dem Spiegelbild des Berges auch der grandiose Effekt.
Obertal: Die Erzlager im Obertal waren für den wirtschaftlichen Aufstieg Schladmings im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verantwortlich. Bereits im 3. Jh. v. Chr. wurden Kupfererze gefördert, nach der Zeitenwende folgte der Abbau von Silber, Bleierz und Nickel. Die mit Abstand wichtigste Hinterlassenschaft ist ein Nickelschmelzofen. Bei dem Industriedenkmal aus dem Jahr 1840 handelt es sich um die einzige erhaltene Schmelzanlage für Nichteisenmetalle im Ostalpenraum.
Überdies kann man im Rahmen einer geführten Tour nach Voranmeldung über das Infobüro (→ S. 57) einen Silberstollen besichtigen (Juni bis Sept. jeweils Mi 13.45 und Fr 9.30 Uhr). Am hinteren Ende des Tals führen vielversprechende Einstiege in die höheren Regionen der Tauern: zum Duisitzkarsee, zu den Giglachseen oder via Keinprechthütte zum Hochgolling.
Wanderung 3: Zum Duisitzkarsee in den Schladminger Tauern
Hinreißend gelegener Bergsee mit Blick auf den Hochgolling
Der Riesachsee in den Schladminger Tauern
Untertal: Während es im Obertal eher beschaulich zugeht, kann sich das Untertal an guten Tagen vor Besuchern kaum retten. Grund für den Auftrieb sind die Riesachfälle, die als höchste Wasserfälle der Steiermark gelten, sofern man den kleinen und großen Riesachfall zusammenrechnet. Ziemlich spektakulär ist der Steig durch „die Höll“, ein gut ausgebauter Weg an den Wasserfällen entlang. Das Erlebnis komplettiert eine 50 m lange Stahlseil-Hängebrücke. Oben angekommen, weitet sich das Sichtfeld, bewirtschaftete Almen rund um den Riesachsee laden zur Rast ein. Der See wiederum ist Ausgangspunkt für Bergtouren zur Hochwildstelle und ins Naturschutzgebiet Klafferkessel. Der Kessel ist das eigentliche Herz der Schladminger Tauern, eine majestätische Urlandschaft mit zahlreichen eiszeitlichen Seen und kleinen Tümpeln auf 2000 m Höhe. Der Schladminger Höhenweg durchquert das Naturschutzgebiet