Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton

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Die Goldminen von Midian - Richard Francis Burton

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endet. Nach zwei Stunden langt man an der Basis des Felsplateaus an, welches die Ghizeh-Pyramiden trägt, die letzten Wohnstätten von Khúfú (Cheops) und Kháfrá (Chephren).

      Es herrscht ein Mangel an Schicklichkeit auf dieser zurechtgestutzten, modernen Chaussee, die zu jenen Gebäudekomplexen von kolossaler alter Majestät führt, zu den ersten Früchten und den besten unter den klugen Arbeiten Ägyptens, zu dem Vermächtnis einer Rasse, die auf die Griechen wie auf vorlaute und starrsinnige kleine Kinder herabschaut. Aber jetzt bricht ihr Geist in offene Revolte aus.

      Diese Rampe aus Steinmetzarbeit, bereits halb begraben unter den Sanden von Typhon – von ihm, der in Philae schläft – was macht sie hier?

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       Cheopspyramide und Sphinx

      Und dieses Cockney-Gartenhäuschen, welches am unmittelbaren Fuß der Großen Pyramide sitzt, es entweiht den kühlen violetten Abendschatten und verdirbt jede Fotografie – ist es ein grober Scherz über das neunzehnte Jahrhundert? Oder ein Maß für den Unterschied zwischen uns Würmern des Jahres 1877 und den Riesen und Halbgöttern von 3700 v. Chr.?

      Der nächste Schritt wird gewiss in »Verbesserungen« an »Khut« (dem Herrlichen, Prächtigen) und an »Ur« (dem Großen) bestehen. Wir werden an Khúfús und Kháfrás Wunderwerken eine Flucht komfortabler Stufen vorfinden, die sich im Zickzack an den nördlichen Fassaden hinauf- und an den südlichen hinabschlängeln, gesichert durch ein ordentliches eisernes Geländer von M. M. Cérisy et Cie. de Lyons, aus Gründen der Ästhetik und der Wirtschaftlichkeit in kräftigem Erbsengrün angemalt. Der Vermessungspunkt auf der obersten Plattform wird einem schmucken Kaffeekiosk Platz machen, wo neben anderen Dingen Pelel und Kaffee mit Zichorie konsumiert werden können, ganz zu schweigen von der ehrenwerten und genialen »Saturday Review«. Und vielleicht dürfen wir auch damit rechnen, dass das Gartenhäuschen zu einem »Hôtel des Pyramides« verschandelt wird, mit Küchenchef und Kellermeistern und Kellnern – angetan mit dem alten Gewand von Kemi, dem Schwarzen Land.

      Diese Modernisierungen werden wahrlich einen bemerkenswerten Kontrast zu den Grundsätzen des Neuen Glaubens mit den von den Pyramidisten Filopanti, John Taylor, Abbé Moigno und C. Piazzi Smyth enträtselten Symbolen bilden, in dem »größten, ältesten, am besten gebauten, höchst mathematisch ausgerichteten und in geographischer Hinsicht zu den Ländern der ganzen Erde am zentralsten gelegenen Gebäude (30° nördlicher Breite)«.

      Währenddessen behandelt der gelehrte Ägyptologe Herr H. Brugsch-Bey, der ein solch verheerendes Chaos mit der erhaltenen Version des Exodus angerichtet hat, die Pyramiden auf seine eigene neuartige und einfallsreiche Weise. Da er kein hieratisches Wort findet, um »Pyramide« darzustellen, kann er nur eine Metathesis von Abumer vorschlagen (eine »große Gruft«), verfälscht zu Aburam, Buram, und Buram-is. Gewöhnlich gehen wir davon aus, dass sich in dem unter Arabern noch immer populäre koptische »Piramis« das Wort Haram verbirgt, wobei ihm das ägyptische Pi, Pui oder Pa vorangestellt und mit einem griechischen Suffix annehmbar gemacht wird: Pe-haram-is = Pyramis. Andere hingegen finden das Wort in Pi-re-mit, das »Zehnte an Zahlen«. Er rehabilitiert zudem nach der Mode des Jahrhunderts das Gedenken an Cheops und Chephren, die seit 450 v. Chr. die Muster-Tyrannen repräsentiert haben: Herodot, so scheint es, wurde von seinem Dragoman ebenso getäuscht wie jede ältere Jungfer des neunzehnten Jahrhunderts, die die malerische Schönheit einer goldbetressten Jacke und großer Reisetaschen bewundert.

      Inschriften – die in Ägypten nicht lügen, selbst wenn sie den Per’aoh, de Pharao, betreffen – versichern uns offiziell, dass die Taten und die Tapferkeit dieser beiden Könige wahrlich Vergöttlichung verdienten. Infolgedessen muss sich die Rhetorik, einmal mehr von der Geschichte in die Flucht geschlagen, wohl oder übel von einem ihrer bevorzugten und ehrwürdigsten Gemeinplätze – den »enormen schrecklichen Wundern« von »Cheops’ Torheit« – und dem eitlen Pomp und Hochmut dieser alten Despoten verabschieden. Der Bau der Steinhügel war augenscheinlich die religiöseste unter den gottesfürchtigen Arbeiten, eine Lektion und ein dauerhaftes Beispiel für die Lehnspflichtigen von Tescher, dem Roten Land.

      Kairo hat auch ein Sanatorium in kleinerem Maßstab in Angriff genommen. Es wird hauptsächlich von Rheuma-Patienten frequentiert sowie von Fremden in der kalten Jahreszeit, insbesondere als Schlafplatz für diejenigen Gäste, welche Sakkára besuchen. Helwán (die Bäder), fünfzehneinhalb Meilen südlich von Kairo auf dem rechten Ufer des Niltales und etwa zweieinhalb Meilen vom Fluss gelegen, hat eine eigene Eisenbahnanbindung und widerwärtige Schwefelbäder mit einer Temperatur von 86 Grad (F) zu bieten. Überdies liegt es 120 Fuß über dem Strom, was ungefähr der Höhe des größten Minaretts in der Zitadelle entspricht; deshalb wird seine Luft als wohltuende Veränderung empfunden. Einige entlegene Bungalows führen zum Établissement, einem großen leeren Gebäude mit einem zentralen Hofraum, welcher – völlig ohne Diwane und Sofas – die Vorstellung eines hübschen Queen’s Bench (obersten Gerichtshofes – d. Ü.) erweckt, wenn es für die Nacht geschlossen wird. Das Speisenangebot indessen ist annehmbar; der Geschäftsführer ist gesittet, und es gibt dergleichen Annehmlichkeiten wie ein Post- und ein Telegrafenamt.

      Das Hauptinteresse an Helwán hegen die Archäologen. Die Ebene steigt vom modernen Nilbett in Richtung der östlichen Hügelkette an, welche das alte Flusstal begrenzt, und beherbergt zwei Zentren der Feuersteinproduktion, welche möglicherweise eine prähistorische Herstellung suggeriert, zumal dort drei Fuß und tiefer unter der Oberfläche bearbeitete Feuersteine gefunden wurden. Eines der Zentren liegt bei dem letzten Brunnen nördlich des Helwán-Hotels und westlich der Eisenbahnlinie. Hier haben die von Dr. Reil geführten Herren Braun von der Geologischen und Hayns von der Numismatischen Gesellschaft eine Feuersteinsäge und zahlreiche Abschläge aufgesammelt. Das andere Zentrum befindet sich etwa zwei Meilen südlich des Hotels auf den Abhängen eines Bassins, das in Richtung eines großen und offenen Wadis entwässert wird und nach Regenfällen seine Wasser zum Nil transportiert. Hier findet man wieder reichlich Fragmente, und ihre Formen unterscheiden sie sofort von den ringsum verstreuten dunklen Kalksteinen.

      Ich wurde von Herrn Lombard, dem Manager des Helwán-Hotels, mit feinen Exemplaren von Sägen und gezahnten Feuersteinen versorgt; aber – Reisende, hütet euch! – sie werden jetzt von den Ägyptern »nachgemacht«. Auf der westlichen Seite des Nils, in Záwiyat el-Uryán, fand Professor Lewis von der Londoner Universität eine Säge, und Herr Hayns kurz danach einen Kratzer. Die gelehrte Welt ist wie so oft in zwei Lager gespalten. Der kompromisslose Ägyptologe, der – Herodot zum Trotz – meint, dass diese »Kunst keine Kindheit in Ägypten hatte«, und hegt eine persönliche Abneigung gegen ein prähistorisches Steinzeitalter; und er akzeptiert bereitwillig die Theorie von Dr. Schweinfurth, Herrn G. Rohlfs und Dr. Zittel, wonach plötzliche und übermäßige Temperaturveränderungen das produziert haben sollen, was frühgeschichtlicher Handarbeit zugeschrieben wurde. Auf der anderen Seite betrachtet der Naturforscher die Frage als gelöst. Sir John Lubbock und weitere entdeckten paläolithische Feuerstein-Artefakte an mehreren Stellen, insbesondere in Theben und Abydos.

      Dr. Gaillardot erwähnt auch Assouan (Syene), Manga und die Felsspalten von Dschebel Silsileh, und dieser große Wissenschaftler findet keinen Grund, warum der Mensch nicht zugleich mit der mächtigen quartären Vegetation des Niltales existiert haben sollte. Der hoch angesehene Herr Auguste Mariette-Bey verhält sich diesem Thema gegenüber reserviert, weil er nur von dem sprechen will, was er beim Bearbeiten des Bodens selbst gesehen hat. Herr Arcelin hat im Correspondant von 1873 »La Question Préhistorique« (Die prähistorische Frage) aufgeworfen und auf Einwendungen in »L’âge de la pierre et la classification préhistorique d’après les sources Égyptiennes« (Das Steinzeitalter und die prähistorische Einteilung nach den ägyptischen Quellen – d. Ü.) geantwortet. Die Feuerstein-Dolche der alten Ägypter sind wohlbekannt: Sie werden von Wilkinson in zwei Arten eingeteilt, eine breitflächig, die andere schmal-spitzig; und er übersetzt »äthiopischer Stein«

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