Niedergetrampelt von Einhörnern. Maelle Gavet
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Niedergetrampelt von Einhörnern - Maelle Gavet страница 11
8 8 Nathan Ochunge, US Government extends funding for Tusome program, The Standard, 8. September 2019, https://www.standardmedia.co.ke/education/article/2001341132/us-government-extends-funding-for-tusome-programme
9 9 In poor countries technology can make big improvements to education, The Economist, 17. November 2018, https://www.economist.com/international/2018/11/17/in-poor-countries-technology-can-make-big-improvements-to-education
10 10 Stefan Dercon, Is technology key to improving global health and education, or just an expensive distraction?, World Economic Forum, 31. Mai 2019, https://www.weforum.org/agenda/2019/05/technology-health-education-developing-countries/
11 11 Casey Newton, The Verge Tech Survey 2020, The Verge, 2. März 2020, https://www.theverge.com/2020/3/2/21144680/verge-tech-survey-2020-trust-privacy-security-facebook-amazon-google-apple
12 12 William Davidow, Forget STEM, Study Sociology, LinkedIn, 22.Juni 2020, https://www.linkedin.com/pulse/forget-stem-study-sociology-william-davidow/
13 13 Kashmir Hill, Facebook Manipulated 689003 Users Emotions for Science, Forbes, 28. Juni 2014, https://www.forbes.com/sites/kashmirhill/2014/06/28/facebook-manipulated-689003-users-emotions-for-science
2 Die Kulturblase
Bei einer Führung am Hauptsitz eines Tech-Riesen im Silicon Valley wurde ich begleitet von einem Kombucha-schlürfenden Senior Engineer, der wahrscheinlich ein jährliches Einkommen von mehreren Millionen Dollar (einschließlich Aktienoptionen) hat. Als wir an einer Büroküche vorbeikamen, deren Menge an Süßigkeiten es durchaus mit Charlie und die Schokoladenfabrik aufnehmen konnte, nahm unser Gespräch eine sehr seltsame Wendung. Er erklärte mir allen Ernstes, die über 30 verschiedenen, dort verfügbaren Snacks würden ihn »dick machen«. Als wir etwas später an einer der diversen Cafeterien auf dem Campus entlanggingen, sagte er mir ohne einen Hauch von Selbstreflexion, dass die vom Küchenchef in Restaurantqualität zubereiteten Mahlzeiten – ganztägig bis spät in den Abend auf Abruf verfügbar – »ein wenig eintönig seien«. Danach wechselte er das Thema.
Am meisten betroffen gemacht hat mich die unbekümmerte Wegwerfmentalität hinter diesen Aussagen – geäußert im Epizentrum der weltweiten Tech-Branche. Nur ein paar Blocks entfernt von Menschen, die nicht wissen, ob sie an diesem Tag überhaupt etwas zu Essen haben werden, in Bezirken, in denen erschütternde 27 Prozent der Bevölkerung in einer Studie als »nahrungsmittelunsicher«1 eingruppiert wurden. Sein gefühltes Recht auf kostenlose Süßigkeiten, Kartoffelchips und Gourmetspeisen war so unverfroren, dass er glaubte, sich darüber beschweren zu müssen (was, wie ich leider feststellen musste, bei Menschen, die noch nie ein anderes Arbeitsumfeld erlebt haben, recht häufig vorkommt). Im Laufe der Jahre als Führungskraft in der Tech-Branche sind mir ähnlich respektlose Klagen zu den befremdlichsten Themen begegnet, vom »Stresstest für den Bauchumfang« durch »Frozen Yogurt«-Flatrates über den »überfüllten Meditationsraum« bis hin zu der Frage, warum die diesjährige Gehaltserhöhung »nur« bei 10 Prozent läge (in einer Branche, in der das mittlere Gehalt bereits bei etwa 200 000 Dollar liegt).2 Es gibt sicherlich wenig, was den Unterschied zwischen dem »Leben im Schlaraffenland« der Angestellten vieler Tech-Einhörner (und tatsächlich auch kleinerer Firmen) und dem der großen Mehrheit noch deutlicher veranschaulichen könnte.
Der beispiellose Reichtum solcher Konzerne führt dazu, dass die Mitarbeiter in überprivilegierten Blasen leben und arbeiten, in denen auf jede Laune eingegangen und jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Nach Recherchen, unter anderem von ABC News3 bietet beispielsweise Google nicht nur kostenlose Mahlzeiten in den mehr als 30 Kantinen am Stammsitz in Mountain View an (Mitbegründer Sergey Brin soll einmal gesagt haben: »Niemand sollte mehr als 60 m von etwas zu Essen entfernt sein.«), sondern es gibt auch Ruhebereiche, kostenlose Massagen und einen Concierge-Service im Stil eines Luxushotels für anstehende Botengänge. Berichten zufolge werden Airbnb-Mitarbeiter für ihre Freiwilligenarbeit bezahlt und können von diesen Einkünften bis zu 2000 Dollar jährlich für den Aufenthalt an einer der weltweit gelisteten Unterkünfte geltend machen. Mitarbeiter von Spotify können in ihrer Mittagspause umsonst Konzerte besuchen und erhalten bei Bedarf Unterstützung bei Kinderwunschbehandlungen (oder Geld, um ihre Eier einzufrieren, falls sie nicht vorhaben, in absehbarer Zeit eine Familie zu gründen). Das Biotech-Unternehmen Genentech bietet seinen Beschäftigten offenbar vor Ort Autowäschen, Haarschnitte, Wellnessanwendungen und sogar einen Zahnarzt. Stirbt ein Haustier, können Mitarbeiter bei VMware zwei Tage frei bekommen. Die Tatsache, dass COVID-19 zu einem deutlichen Anstieg des mobilen Arbeitens führte, wird wahrscheinlich in all diesen Unternehmen neue Vergünstigungen und Bonus-Leistungen hervorbringen.
Lassen Sie mich eines klarstellen: Ich habe weder ein Problem mit den Vergünstigungen noch mit den zusätzlichen Leistungen an sich. Die meisten sind höchst attraktiv, und in einer idealen Welt könnten alle Unternehmen Ähnliches anbieten - nicht nur finanzstarke Tech-Firmen. Ich selbst habe einige dieser gehalts-unabhängigen Anreize bei Compass unterstützt, vom kostenlosen Mittagessen bis hin zu längerem Mutter-/Vaterschaftsurlaub, kostenloser Gesundheitsfürsorge und Studienbeihilfen. Aber für die große Mehrheit der Unternehmen gehört dies ins Reich der Fantasie. Ich würde auch trotz der vielleicht undankbaren Adressaten das zugrundeliegende Prinzip nicht von vorneherein ablehnen. Die Vergünstigungen waren ursprünglich dazu gedacht, einige sehr spezifische Probleme zu lösen – von der Anwerbung und Bindung von Talenten bis hin zur Effizienz am Arbeitsplatz in einer explosionsartig wachsenden Branche. Allerdings hätten wahrscheinlich die wenigstens, die sich den Reigen an Bonusleistungen ausgedacht haben, mit einigen der exotischeren Modelle gerechnet, die wir heute sehen.
Die Meinungen gehen auseinander, wo genau diese Vergünstigungskultur ihren Ursprung hat. Eine sehr plausible Theorie besagt, dass das moderne Valley einfach die traditionelle Interpretation einer amerikanischen »Firmenstadt« übernommen hat. Der Gründer Milton Hershey baute beispielsweise um die Jahrhundertwende in Pennsylvania die Stadt Hershey für seine Schokoladenfabrikarbeiter - mit bezahlbarem Wohnraum, öffentlichen Schulen, Vereinen, einem Vergnügungspark und sogar einem Zoo.4 Man geht davon aus, dass die Vorteilskultur in ihrer jüngsten Form von Google eingeführt wurde – zumindest in der San Francisco Bay. Als die beiden Google-Gründer 1996 im Menlo Park in einem Forschungsprojekt ihre erste Suchmaschine Backrub entwarfen und entwickelten, waren Larry Page und Sergey