Blaulichtmilieu. Stefan Mühlfried
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Blaulichtmilieu - Stefan Mühlfried страница 15
»Ich fahre nicht wie –«
»Aber du lässt es nicht an den Patienten aus. Niemals.«
»Hör mal, der Typ hat’s verdient.«
»Bestreite ich nicht. Trotzdem ist das nicht deine Art. Macht dir der Einsatz am Flughafen zu schaffen?«
Tim zuckte die Schultern. »Nee. Nicht direkt.«
»Das klingt nicht überzeugend. Brauchst du wen zum Reden?«
»Quatsch. Alles im Lack. Aber irgendwie lässt mich die Sache nicht los.«
»Was für eine Sache? Der Einsatz? Deine Frau Kommissar?«
Tim schüttelte den Kopf und rieb sich die Schläfen. »Das ist es nicht. Ich komme einfach nicht drauf.«
»Dass die Notärztin dich angeflirtet hat?«
»Hat sie?«
»Ich bitte dich!«
»Nein, es ist … Kennst du dieses Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt, aber du weißt nicht, was?«
»Du meinst, außer dass ein Terrorist sich und das halbe Terminal 1 in die Luft gesprengt hat?«
Etwas machte »klick« in Tims Kopf. »Doch. Genau das.«
»Was willst du damit sagen?«
»Wenn du ein Islamist wärst und Ungläubige mit in den Tod reißen wolltest, wo würdest du das machen?«
»Na ja, Flughafen ist schon mal –«
»Turkish Airlines?«
Mark dachte kurz nach. »Eher nicht.«
Tim setzte sich kerzengerade auf. »Warum ist mir das nicht vorher aufgefallen? Das ist doch total widersinnig!«
»Bist du jetzt unter die Detektive gegangen? Vielleicht ist was schiefgelaufen. Terminal verwechselt oder Bombe zu früh explodiert.«
»Aber …«
»Ich bitte dich, Miss Marple, meinst du nicht, die von der Polizei kommen da von selbst drauf? Oder die vom Verfassungsschutz? Das sind Profis.«
»Und wenn nicht?«
»Und wenn doch? Tim, Selbstmordattentäter sind Idioten! Wer, der bei klarem Verstand ist, sprengt sich selbst in die Luft? Wie klar könntest du denken mit zehn Kilo Sprengstoff um den Bauch?«
Tim dachte nach. »Wahrscheinlich hast du recht.« Er drückte den Knopf für die Statusmeldung »wieder einsatzbereit« am Funkgerät.
Fast augenblicklich meldete sich die Leitstelle: »23 Berta für Florian Hamburg.«
Tim nahm den neuen Einsatz an, froh darüber, nicht weiter über das Thema reden zu müssen. Womöglich wäre das Gespräch erneut auf Marie gekommen, und darauf hatte er gar keine Lust.
Kapitel 5
22. Mai
Marie und die anderen Mitglieder der Mordbereitschaft – Harald, Johannes und Markus – saßen im Besprechungsraum und warteten auf ihren Chef. Es war 16.37 Uhr, auf 16.30 Uhr hatte Thewes eine Besprechung angesetzt.
»Hat Arthur gesagt, dass er später kommt?«, fragte Johannes.
Harald schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
»Komisch. Ist doch sonst nicht seine Art.«
Die Tür flog auf und Arthur Thewes stürmte herein. »Sorry«, keuchte er, »bin zu spät.«
»Macht nichts«, sagte Johannes. »Kaffee?«
»Lieber ein Wasser. Danke!« Er nahm das angebotene Glas und trank es in einem Zug aus. »Wie sieht’s aus, was gibt’s Neues?«, fragte er.
»Es ist jetzt gesichert, dass die Bombe in dem Koffer war«, berichtete Markus. »Die Experten haben den Typ des Sprengstoffs ermittelt: Triacetontriperoxid, kurz TATP. Spitzname: ›Mutter des Satans‹. Hauptzutaten sind Nagellackentferner und Haarbleichmittel – einfach zu beschaffen, simpel in der Herstellung und hochwirksam. Es wurde bei den Terroranschlägen in London 2005 und Paris 2015 benutzt.«
»Also eine Substanz, mit der Islamisten Übung haben«, fügte Johannes hinzu.
»Nachteil: Der Sprengstoff ist höchst instabil. Erschütterung, Hitze oder Reibung reichen, und das Zeug fliegt einem gnadenlos um die Ohren.«
»Nichts für Amateure«, sagte Arthur.
»In der Handhabung nicht, in der Herstellung schon.«
»Was sagen die Kollegen vom Staatsschutz? Spricht das für Islamisten?«
»Bedingt«, antwortete Markus. »Wie Johannes sagte: Es wird gerne vom IS verwendet, aber die haben kein Copyright darauf. Der Tatmodus ist nicht sehr typisch für Islamisten, doch wir wissen ja, dass die in Europa eher lose organisiert sind. Es gibt, sagen die Staatsschützer, kein verbindliches Handbuch für Sprengstoffanschläge. Abweichungen im Vorgehen sind zu erwarten.«
»Wie steht es mit dem Zünder?«
»Noch nichts. Die Kriminaltechnik arbeitet daran, zusammen mit einigen Spezialisten vom BKA.«
»Gut. Was machen die Vernehmungen?«
»Marie und ich waren bei der Familie des Gemüsehändlers Ibrahim Kabaoglu«, sagte Harald.
»Hat sich der Verdacht auf seine Täterschaft erhärtet?«
»Nicht wirklich.« Marie und Harald berichteten von ihren Vernehmungen und der Suche nach Altay Kabaoglu.
»Scheint, als wäre der Sohn eine heiße Spur«, sagte Arthur. »Was meint ihr?«
»Kann sehr gut sein«, sagte Marie. »Es ist auf jeden Fall vielversprechender als alles, was wir bisher hatten. Ibrahim Kabaoglu können wir nicht hundertprozentig ausschließen, aber wenn du mich fragst – ich glaube nicht, dass er’s war.«
»Was sagt POLAS über den Sohn?«
POLAS, das Polizei-Auskunftssystem, enthielt zu allen polizeilich bekannten Personen Daten wie Anschrift, Straftaten, verbüßte Haftstrafen und mehr. Das digitale Kerbholz jedes Sünders, den die Polizei in die Finger bekommen hatte.
»Nichts. Wir gehen gleich hoch zu den Kollegen vom Staatsschutz, vielleicht wissen die mehr.«
»Gut, macht das.« Arthur Thewes schabte sich mit der Hand über die Bartstoppeln am Kinn. »Ich schätze, ich schulde euch eine Erklärung, warum ich mir ausgerechnet heute den halben Tag freigenommen habe.«
Harald winkte ab. »Du wirst deine Gründe haben.«
»So