Blaulichtmilieu. Stefan Mühlfried

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Blaulichtmilieu - Stefan Mühlfried

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er den Kopf und blickte geradewegs in den Scheinwerfer eines Kamerateams. Auch das noch. Der Reporter deutete auf das Polizeipräsidium und sagte irgendwas von »hoch qualifizierten Spezialisten, die jedem Hinweis aus der Bevölkerung sorgfältig nachgehen«. Tim schnaubte unwirsch und drehte zum Fußgängerausgang ab, der Reporter eilte ihm hinterher.

      Draußen auf der Straße sprach er Tim an. »Sie haben kein Vertrauen in das Ermittlerteam, wie es scheint«, stellte er fest.

      Tim blickte rasch zum Kameramann, aber der hatte die Kamera von der Schulter genommen. »Na ja«, sagte er, »sagen wir mal so: nicht in jedes Mitglied.«

      »Sind Sie selbst dabei?«

      Tim lachte. »Gott bewahre, nein!«

      »Aber Sie sind mit der Sache befasst.«

      Eine Idee keimte in Tim auf. »Ich war bei den Einsatzkräften, die gestern Morgen am Flughafen waren.« Was ja nicht gelogen war.

      »Großartig.« Der Reporter winkte seinen Kameramann heran. »Ich würde Ihnen gerne für unsere Zuschauer ein paar Fragen stellen.«

      »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen etwas erzählen kann, das Sie noch nicht wissen.«

      »Schauen wir mal. Was haben wir zu verlieren außer fünf Minuten für das Interview?«

      Tim kratzte sich am Kopf. »Also, ich weiß nicht.«

      »Meinen Sie nicht, dass Sie mir das schulden, nachdem Sie mir die letzte Aufnahme versaut haben?«

      »Habe ich? Oh, das tut mir leid.«

      »Das ist Ihre Chance, es wiedergutzumachen.« Er gab dem Kameramann ein Zeichen, ohne auf eine Antwort von Tim zu warten. Der Mann hatte Biss.

      Er hob das Mikro und schaute in die Kamera. »Ich befinde mich hier vor dem Polizeipräsidium, nur wenige Kilometer vom Hamburger Flughafen entfernt, wo gestern Morgen ein schreckliches Attentat Deutschland erschütterte. Neben mir steht Herr …«, er hielt Tim das Mikrofon hin.

      »Ähm … Tim Roth.«

      »Herr Roth war unter den ersten Einsatzkräften, die den Ort der Tragödie erreicht haben. Was können Sie uns zum Hergang des Anschlags sagen?«

      »Es gab eine Explosion in Terminal 1, in der Nähe des Check-in von Turkish Airlines.«

      Er versuchte, die letzten Worte besonders bedeutsam klingen zu lassen. Wenn Marie schon nicht auf ihn hörte, dann vielleicht die Presse. »Wir stellen uns die Frage, ob das von Bedeutung ist«, ergänzte er.

      Aber der Reporter überging den Satz. »Gibt es Erkenntnisse, wo die Bombe untergebracht war? Handelt es sich um einen Selbstmordattentäter?«

      »Das … Also, das entzieht sich meiner Kenntnis.«

      »Es soll angeblich ein Überwachungsvideo geben, auf dem zu sehen ist, dass zwei Männer um einen Koffer kämpfen. Können Sie uns dazu etwas sagen?«

      Das war Tim neu. Aber ihm fiel ein, was Lars über seinen Patienten, diesen Boskop, gesagt hatte: »Der war genau da, wo’s geknallt hat.« Und Boskop hatte etwas von einem Koffer und einem Streit gefaselt. Die Puzzleteile passten.

      »Möglich wäre das«, sagte er langsam.

      »Können Sie uns Genaueres zum Ablauf sagen? Hat eventuell einer der Männer versucht, den Anschlag zu verhindern? Sind die beiden Männer unter den Toten?«

      »Wir vermuten stark, dass einer der Männer zwar schwer verletzt ist, aber überlebt hat.«

      »Obwohl er so nahe bei der Explosion war?«

      »Also … Ja.«

      »Wie können Sie sich das erklären?«

      »Er … er hätte tot sein müssen.«

      »Aber er lebt.«

      Tim schüttelte nachdenklich den Kopf. »Er hätte tot sein müssen«, murmelte er mehr für sich.

      Der Reporter drehte sich zur Kamera. »Was für eine spektakuläre Wendung. Es scheint, dass ein unmittelbarer Zeuge der Tat überlebt hat. War er der Attentäter? Oder hat er versucht, den Anschlag zu verhindern?«

      Die nächste Frage richtete er wieder an Tim. »Schwebt er noch in Lebensgefahr? Glauben Sie, dass er bald vernommen werden kann?«

      Tim hob die Hände. »Da bin ich überfragt.«

      »Vielen Dank, Herr Roth.« Der Reporter gab dem Kameramann einen Wink und beendete das Interview.

      »Und Sie meinten, Sie können mir nichts Neues erzählen.« Er zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche seines Hemds und reichte sie Tim. »Falls Sie noch mal nichts zu erzählen haben.«

      Tim las die Karte. Martin Kolditz, freier Journalist. Er steckte sie ein. »Beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte er. »Von dem Video wusste ich noch nichts.«

      »Nicht? Bei welchem Dezernat arbeiten Sie denn?«

      »Feuerwehr.« Tim grinste.

      »Feuer…« Kolditz schüttelte den Kopf, dann lachte er. »Sie haben mich ganz schön verladen.«

      »Habe ich das? Ich habe nicht gelogen!«

      »Nein, das haben Sie nicht. Mal sehen, vielleicht kann ich die Informationen trotzdem gebrauchen.«

      »Machen Sie damit, was Sie wollen.«

      Das hätte Tim nicht sagen sollen.

      Kapitel 6

      23. Mai

      Der nächste Morgen brachte einige Überraschungen.

      Marie besuchte die Kollegin Zander im Dezernat für Staatsschutz im vierten Stock, um die neuesten Erkenntnisse mit ihr auszutauschen.

      »Schön, dass du vorbeikommst«, sagte Zander und reichte Marie die Hand. »Ich bin Elke.«

      »Marie. Sag mal, hast du den Sohn des Gemüsehändlers in deiner Kundenkartei? Er heißt Altay.«

      »Altay Kabaoglu?«, fragte Elke Zander. »Moment. Den Namen habe ich schon mal gehört.«

      Sie drehte ihren Bürostuhl zum PC und tippte. Dann wartete sie und klickte etwas an. Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, sagte sie: »Wusste ich es doch. Altay Kabaoglu, 24 Jahre, deutsche Staatsbürgerschaft. Wir haben ihn bei einer als Drogenrazzia getarnten Großkontrolle in einem Lokal erwischt, das uns als Treffpunkt radikaler Moslems bekannt ist. Das war … Moment … vor einem Dreivierteljahr, im letzten August.«

      »Mit wem hat er sich dort getroffen?«

      »Hier steht nichts. Das ist seltsam … Ach, ich erinnere mich: Er war gerade auf der Toilette, als wir den Laden stürmten. Sicher war er im Lokal mit anderen Leuten verabredet, aber wir wissen nicht mit wem.«

      »Und danach? Habt ihr ihn nicht im Auge

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