Feenders. Jürgen Friedrich Schröder
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IX. Das Umrechnungsverhältnis beträgt:
für die Niederlande: 1 niederländischer Gulden = 1,50 RM
für Belgien: 1 Belga = 0,50 RM
für Luxemburg: 1 luxemburgischer Franken = 0,10 RM
Die Anwendung eines anderen Umrechnungskurses ist strafbar. Für deutsche und landeseigene Währung besteht Annahmezwang.
X. Die Truppe und ihre Angehörigen werden ihre Käufe und ihre Arbeitsaufträge usw. bar bezahlen. Nur bei Verträgen über 500,-- RM werden anstelle der Barzahlung Leistungsbescheinigungen ausgestellt und von der deutschen Militärverwaltung eingelöst werden.
Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe
*
Diese Anschläge wurden in Deutsch und der jeweiligen Landessprache in allen besetzten Gebieten ausgehängt.
Arthur Seyß-Inquart, der nach seinem nur zwei Tage dauernden Gastspiel als österreichischer Bundeskanzler verschiedene andere Ämter innehatte, wurde am 18. Mai 1940 von Hitler zum Reichskommissar für die besetzten Niederlande ernannt.
13 Posten der »Koninklijke Landmacht« am westlichen Kopf der Brücke über die Aa um halb vier am Morgen.
12 – Sinneswandel eines Beamten
Leer, August 1940
Zunächst hatte er wohl zu zaghaft an die Tür des Amtszimmers geklopft. Er versuchte es erneut, diesmal etwas energischer.
»Herrrein!«, erscholl es laut und deutlich.
Zögerlich drückte er die Klinke herunter, öffnete die Tür. Mit den Vertretern der Obrigkeit mochte er nur ungern etwas zu tun haben. Aber nun hatte eben diese Obrigkeit ihn in die Situation gebracht, die ihm keine andere Wahl mehr ließ.
»Moin!« Er nickte dem Beamten zu. Dieser sprang zackig auf und riss den rechten Arm hoch.
»Heil Hitler, heißt das!«, brüllte der Staatsdiener. »Oder kennen Sie den deutschen Gruß nicht?«
»Doch, doch, natürlich«, beteuerte der Getadelte und beeilte sich, ein halblautes »Heil Hitler« hinterherzuschicken, das bei ihm eher wie »Heitler« klang.
»Wer sind Sie, was wollen Sie?«
»Helfried Feenders ist mein Name, ich bin Bauer aus Rheidersum.« Verlegen drehte er seine Mütze in den Händen.
»Aha, Sie gehören also dem Reichsnährstand an! Und was wollen Sie? Mann, nun reden Sie schon, wir haben hier nicht den ganzen Tag Zeit!« Der Beamte schaute zu seinem Kollegen hinüber, der grinsend nickte.
»Ja, also das ist so – man hat mir in den vergangenen Monaten die letzten jungen Landarbeiter eingezogen, zum Militär …«
»Höre ich da Kritik an den Beschlüssen unserer Regierung, unseres Führers gar?«
»Nein, nein, aber mit der Familie und den beiden älteren Arbeitern alleine ist die Arbeit nicht mehr zu bewältigen. Zuerst war ich bei der Kreisleitung, die haben mich zu Ihnen geschickt. Ich hoffe, dass ich hier beim Arbeitsamt richtig bin.«
»Bei uns sind Sie immer richtig!«, antwortete der Beamte und schickte ein dröhnendes Lachen hinterher, in das sein Kollege einstimmte. »Sie brauchen also Fremdarbeiter14?«
»Ja, so ist es. Am liebsten Holländer, von denen hatten wir vor dem Krieg einige. Da gibt es keine Sprachprobleme.«
»Die haben wir nicht zu vermitteln. Nach dem siegreichen Westfeldzug wurden die kriegsgefangenen Holländer gleich wieder nach Hause geschickt. Schließlich handelt es sich um ein germanisches Brudervolk, dessen Regierung sich nur in seiner Verblendung unseren Gegnern angeschlossen hatte. Holländer, wenn überhaupt, beschäftigen wir derzeit überwiegend als zivile Facharbeiter in der Industrie.«
»Ja … und nun?« Helfried Feenders wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
»Polen können Sie haben und Franzosen!«
»Franzosen, das geht auch. Wegen der Sprache, meine ich.«
»Wieso? Sprechen Sie französisch?«
»Nee, ich nicht, aber meine Mutter!«
»Wie das? Kommt sie aus Frankreich?«
»Nein, sie hat es in der Schule gelernt.«
»Eine Bauerntochter?«, warf der zweite Beamte ein.
»Meine Mutter ist keine Bauerntochter. Sie war auf einem Internat in der Schweiz.«
»Wollen Sie uns einen Bären aufbinden?«
»Nein, keineswegs. Als höhere Bürgerstochter, so sagte man damals, hat ihr Vater sie dorthin geschickt.« Mit einem gewissen Stolz in der Stimme setzte er hinzu: »Sie ist immerhin eine geborene Capellarius!«
»Was? Aus der Apothekersfamilie? Und dann hat sie einen Bauern geheiratet?« Die beiden Beamten schauten ihn ungläubig an.
»Na, erlauben Sie mal!« Bei aller Obrigkeitshörigkeit kam Helfried Feenders langsam die Wut hoch. »Wie reden Sie über meine Mutter und unsere Familie? Uns gehört einer der größten Milchviehbetriebe in Ostfriesland! Und meinen Kindern lasse ich eine gute Erziehung angedeihen!« Bei den letzten Sätzen war er – eher ungewollt – immer lauter geworden. »Wie heißen Sie überhaupt?« Woher er den Mut, und vor allem den entsprechenden Tonfall, für diese Frage genommen hatte, wusste er später nicht mehr.
Aber siehe da! Der eben noch auftrumpfende Beamte schrumpfte plötzlich auf Normalmaß zurück. »Schon gut. Reinders ist mein Name, Obersekretär.« Der Beamte hob beschwichtigend die Hand. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es ist doch etwas ungewöhnlich – das mit Ihrer Mutter, meine ich. Eine geborene Capellarius. Nicht zu fassen!«
Helfried Feenders schmunzelte ein wenig, nicht nur über den Beamten, sondern auch wegen seiner ungewöhnlichen Familiengeschichte. Die Sache hatte damals, lange vor dem Weltkrieg, in Leer und Umgebung für Aufsehen gesorgt. Die junge, recht ansehnliche Apothekerstochter und Gottfried Feenders hatten sich auf einem Tanzvergnügen kennengelernt. Der alte Capellarius war zunächst außer sich gewesen. Schließlich hatte er die Zukunft seiner Tochter an der Seite eines der Honoratioren der Stadt gesehen und nicht bei einem Bauern. Er drohte zunächst mit Enterbung, worüber seine Tochter nur lachte. Gottfried Feenders mit seinem großen Hof und als Vorsitzender der Sielacht stellte schließlich etwas dar.
»Kind, Melitta, sei vernünftig! Du als Bäuerin?«
»Traust du mir das etwa nicht zu?«
»Doch, leider!«
»Außerdem liebe ich ihn!«
»Auch das noch!«
Der Pharmazierat