Goettle und der Kaiser von Biberach. Olaf Nägele
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Читать онлайн книгу Goettle und der Kaiser von Biberach - Olaf Nägele страница 14
»Die schwätzt mit einer Großtante vom Kaiser. Die hört a bissle schwer«, klärte Ernst Fritz auf. »Ich hab Kurt Seitz erreicht. Karlheinz Kaiser und er waret Sportkamerada. I schreib grad mein Bericht.« Angewidert wies er auf den Bildschirm.
Greta Gerber ließ sich eine Kurzfassung der Befragung geben. Nach Aussage von Kurt Seitz war Karlheinz Kaiser ein sehr engagierter Mensch gewesen, dem es am Herzen lag, den Sport und die Kultur in der Region voranzubringen. Er pflegte Verbindungen zu politischen Instanzen in der Region, sammelte eifrig Sponsorengelder, trieb die Geschicke des FV Biberach voran und entwickelte schließlich die Idee, dass es in Oberschwaben Bundesliga-Fußball geben müsse. Er hatte einen Architekten damit beauftragt, einen Plan für ein Stadion zu entwickeln, in dem 20.000 Menschen Platz finden, ohne zu wissen, wohin man den Fußballtempel bauen konnte. Er förderte eine Fußballschule in Laupheim, die es jungen Talenten ermöglichte, mehrere Stunden am Tag unter professionellen Bedingungen zu trainieren, ohne die Schulbildung zu vernachlässigen. Die Schützlinge bekamen Privatunterricht.
Er war es auch, der Spielern aus dem Ausland den Besuch der Fußballschule ermöglichte. Als er Siegfried Röder, Immobilienmakler und Spielervermittler von zweifelhaftem Ruf, kennenlernte, nahm die Vision Kaisers Gestalt an. Mit ihm hatte er den Partner an der Seite, mit dem er die professionellen Strukturen aufbauen konnte. Seitz habe hie und da ein Projekt unterstützt, aus diesem Grund war Karlheinz Kaiser zu Lebzeiten oft zu Gast, meist in Begleitung seiner Frau Ilka, die sich nach seinem Tod jedoch sehr zurückgezogen habe.
»Gute Arbeit, Herr Fritz, vielen Dank. Damit wäre also der Einbruch in der Villa Seitz geklärt. Karlheinz Kaiser hat die Pistole entwendet. Die Frage ist, wo ist die Waffe?«
Greta sah ratlos in die Runde.
Laura Behrmann hing erschöpft in ihrem Bürostuhl und starrte das Telefon an. »Wenn ich noch mal so ein Telefonat führen muss, bin ich ein Fall für den polizeipsychologischen Dienst«, schnaubte sie.
»Den gibt es in Baden-Württemberg gar nicht«, schnitt ihr Denis Schneider das Wort ab.
»Klugscheißer«, gab die junge Polizistin zurück.
»Leute, bitte! Gibt es Hinweise aus dem Freundeskreis? Hat sich Kaiser bei irgendjemandem gemeldet?«, fragte Greta.
Laura Behrmann verneinte. »Ich habe eine Liste von Namen angelegt, die mir sein Bruder genannt hat. Aber bislang gibt es keine Spur. Allerdings wissen wir jetzt, wo er hier in Biberach gewohnt hat. Die Rezeptionistin vom Parkhotel Jordanbad hat ihn auf unserem Bild erkannt. Allerdings hat er sich unter einem anderen Namen mit einem englischen Pass angemeldet. Als Jonathan Richman.«
»Herr Reichmann, wie originell. Habt ihr schon sein Zimmer durchsuchen lassen?«
Laura Behrmann nickte. »Ja, wir haben die Spusi hingeschickt, und Herr Fritz und ich waren auch vor Ort. Aber außer sehr aus der Mode gekommenen Klamotten und ein paar Habseligkeiten haben wir nur ein Flugticket gefunden. Von Singapur nach Stuttgart und zurück. Offensichtlich wollte er nur drei Tage bleiben, den Rückflug hätte er zwei Tage nach seinem Tod angetreten. Ansonsten haben wir weder Computer oder Handy noch die Waffe gefunden. So wie es aussah, hat er im Hotel keine Nacht zugebracht. Das Bett war unbenutzt.«
Greta starrte zum Fenster hinaus. Unendlich viele Fragen stoben durch ihren Kopf. Warum tauchte ein für tot Erklärter plötzlich wieder auf? Wen wollte er treffen? Für wen stellte sein Erscheinen eine Gefahr dar?
Ihr erster großer Fall in Biberach erwies sich als ziemlich harte Nuss.
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