Lost & Dark Places Oberbayern. Anne Dreesbach
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In den Wintermonaten werden vom Gasthof Bogenrieder in Waidhofen Führungen zum Tatort angeboten. Diese bestehen aus einer kleinen Wanderung mit Laternen – denn natürlich findet das alles im Dunkeln statt, um die richtige Stimmung zu erzeugen –, zahlreichen Infos von Experten, die die Tour begleiten, und einem leckeren Mehrgänge-Menü im Gasthof. Das Ganze ist zwar nichts für schwache Nerven, aber für jeden Hobbyermittler ein Muss!
Den Hof gibt es schon lange nicht mehr – heute erinnert an selber Stelle ein Mahnmal an seine einstigen Bewohner.
2 Die Pestkapelle von Pollingsried
Spuk am Starnberger See?
Das einsame Gotteshaus, umgeben von schaurigen Brunnen, lädt als Ziel eines schaurig-schönen Spaziergangs zum Gruseln ein.
Pollingsried, Seeshaupt, Landkreis Weilheim-Schongau, Oberbayern Ort 82402 Seeshaupt GPS 47.794538, 11.268305 Anfahrt Mit dem Auto auf der A95, Ausfahrt Seeshaupt, weiter auf St.-Heinricher-Straße, Bahnhofstraße und Hohenberger Str. bis zum Wanderparkplatz zur Pollingsrieder Pestkapelle
Schauerromantik in Bayern Versteckt im Lauterbacher Wald südwestlich des Starnberger Sees liegt die Pollingsrieder Kapelle. Pollingsried ist einer von 18 Gemeindeteilen von Seeshaupt im Landkreis Weilheim-Schongau und besteht tatsächlich nur aus besagtem Gotteshäuschen und fünf Brunnen, die in der unmittelbaren Umgebung zu finden sind. Was zunächst unspektakulär klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Ort, an dem sich gleich mehrere Ereignisse zugetragen haben sollen, die man eher bei Bram Stoker und Sir Arthur Conan Doyle anstatt in der oberbayerischen Idylle erwarten würde. Es beginnt schon bei der Anordnung der Brunnen, die verschiedenste Überlieferungen als Pentagramm beschreiben, das durch den sogenannten unterirdischen Teufelsbrunnen komplettiert wird. Aber wovor wollten die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend sich schützen, hält ein Pentagramm doch das Böse fern und Dämonen in Schach? Selbst der mächtige Mephisto muss sich in Goethes Faust diesem Symbol geschlagen geben. Und zu welchem Zweck wurde der Teufelsbrunnen direkt unter der Kapelle errichtet? Fragen, über die man besser nicht allzu lange nachdenkt.
Ein schwarzer Hund und der schwarze Tod Auch die Geschehnisse, denen Kapelle und Brunnen als Schauplätze und stumme Zeugen dienen, sind allesamt schauriger Natur. Im Jahr 1625 beispielsweise soll dort ein junges Mädchen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen und anschließend in einem der Brunnen »entsorgt« worden sein. Der Täter konnte jedoch nicht ahnen, dass sein Tod schon wenige Tage später gerächt werden würde, und zwar von einem großen schwarzen Hund, dem treuen Gefährten des Mädchens. Dieser positionierte sich so lange heulend vor dem Brunnen, in dem der leblose Körper seiner Besitzerin lag, bis er den Täter erneut zu Gesicht bekam: Es war der Pfarrer auf dem Weg zur Kapelle, die er nun aber nicht mehr erreichte, da ihm der Hund vorher an die Kehle sprang. Wohl um sein Gewissen zu erleichtern, beichtete der Geistliche den Mord nur wenige Augenblicke vor seinem Tod, und das grausame Verbrechen konnte aufgeklärt werden. Das Mädchen ist allerdings nicht der einzige Mensch, dessen letzte Ruhestätte der Brunnen ist. Auch etliche Opfer der Pest soll man dort hineingeworfen haben, als der Schwarze Tod in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besonders stark in der Region wütete. Es ist die Rede von so vielen Leichen, dass sie den Brunnen quasi zum Überlaufen brachten, sodass man letzten Endes doch dazu überging, die Toten um die Kapelle herum zu vergraben.
Auf den ersten Blick macht das kleine Gotteshaus einen friedlichen Eindruck, aber dieser täuscht …
Alles nur Märchen? Diese beiden Geschichten sind wohl die bekanntesten, die sich um die Pollingsrieder Kapelle und ihre fünf Brunnen ranken. Und ja, es sind tatsächlich nur Geschichten, auch wenn sie durchaus ihren Reiz haben und sich der ein oder andere fragt, ob sie nicht vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit enthalten könnten. Die Fakten sprechen jedoch (leider) eine andere Sprache: Die fünf Brunnen sind bei genauer Betrachtung nur vier, für die Existenz des Teufelsbrunnens konnten bisher keinerlei Beweise gefunden werden, genauso wenig für etwaige Pestopfer, die dort in großer Zahl versenkt worden sein sollen. Und um in der Form der Brunnen jetzt noch ein Pentagramm erkennen zu können, braucht es doch sehr viel Fantasie. Ein Ausflug zur Kapelle von Pollingsried lohnt sich aber auf jeden Fall, denn zu besagten Geschichten kommt noch eine spannende Geschichte des Ortes hinzu: Das Gebäude wurde bereits 1162 urkundlich erwähnt. Und natürlich gab es vor einigen Jahrhunderten auch Bewohnerinnen und Bewohner in der Gegend, insgesamt standen dort sechs Höfe, die sich weitestgehend im Besitz des Klosters Polling befanden. Im Zuge der Säkularisierung wurden die Anwohner nach 1803 allerdings umgesiedelt, die Häuser abgetragen und das Gebiet aufgeforstet, sodass heute nur noch ein Hof in einiger Entfernung übrig ist. Das erklärt aber, wieso die Kapelle aus heutiger Sicht so abgelegen scheint: Es gibt sie schlicht und ergreifend schon länger als den Wald, der sie mittlerweile versteckt. Und wer weiß, vielleicht ist an den ganzen Mythen doch irgendwas dran?
Das besondere Erlebnis
Um den Geschichten, die sich um die Kapelle ranken, mal genau auf den Grund zu gehen, sollte man einen ausgedehnten Spaziergang dorthin unternehmen. Und das am besten nachts – da sind nämlich nicht nur alle Katzen grau, sondern auch alle verlassenen Orte im Wald besonders gruselig!
3 Der Rüstungsbunker Weingut I
Kein Vergeben, kein Vergessen – Konfrontation mit unserer Geschichte
Von dem einstigen Großprojekt ist heute nur noch ein Bruchteil erhalten, dennoch hinterlässt ein Besuch im Mühldorfer Hart einen bleibenden Eindruck.
Mühldorfer Hart, Landkreis Mühldorf am Inn, Oberbayern Ort Maxlinie, 84453 Mühldorfer Hart GPS 48.224185, 12.436402 Anfahrt Mit dem Auto auf der A94 Ausfahrt Richtung Mühldorf Zentrum/Mettenheim/Ampfing-Ost/Neuhaus nehmen, weiter auf Kraiburger Straße
Umzingelt von den Alliierten Im Landkreis Mühldorf am Inn befindet sich ein über 1000 Hektar großes Waldgebiet, das Mühldorfer Hart, das während des Zweiten Weltkriegs Schauplatz unsäglicher Gräueltaten des Nazi-Regimes war. Es handelt sich hierbei um einen besonders düsteren Ort, weil er uns in aller Deutlichkeit vor Augen führt, wozu die Spezies Mensch fähig ist. Wir schreiben das Jahr 1943 und Adolf Hitler sieht sich mit einer kontinuierlich größer werdenden Überlegenheit der alliierten Luftmächte konfrontiert, die in der Zerstörung zahlreicher deutscher Rüstungsfabriken und Fertigungsanlagen resultiert. Um die Flugzeugproduktion zu schützen, reift der Plan, mehrere bombensichere Bunker am Rhein, im Sudetenland, in Landsberg am Lech sowie Mühldorf am Inn zu errichten. Die endgültige Entscheidung für das Projekt fällt im Frühjahr 1944, verantwortlich für die Umsetzung zeichnet die Organisation Todt, eine paramilitärische Bautruppe, die vorwiegend Bauten in den von Deutschland besetzten Gebieten realisiert.
Ein Ort mit dunkler Vergangenheit
Auch heute lauern hier noch so einige Gefahren.
Gräueltaten