Tod eines Jagdpächters. Thomas Sutter

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Tod eines Jagdpächters - Thomas Sutter

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am besten, du setzt dich mit den Kollegen vom Raubdezernat wegen diesem Bankraub in Rurberg in Verbindung«, wandte sich Beltel an Stochau. »Hans und ich waren heute in Schweinheim, wo Martiniak und seine Schwester gearbeitet haben, aber aufgrund des Vorfalls im Waldhotel mussten wir dort nach kurzer Befragung wieder weg«, fuhr Beltel fort. »Joachim, du fährst heute noch mal in Schweinheim vorbei und befragst alle, die Martiniak kennen. Vor allem den Erdbeerbauern. Versuche etwas über den Diebstahl herauszufinden. Höre dir so viele Meinungen wie möglich über den Polen und seine Schwester an. Außerdem haben wir noch den Namen eines Polen, der Martiniak angeblich ein gestohlenes Motorrad untergeschoben hat. Darek heißt dieser Mann. Leider haben wir nur den Vornamen, aber vielleicht kannst du auch etwas über ihn in Erfahrung bringen.«

      Beltel schrieb Klötschs Namen auf das Flipchart. »Herrmann Klötsch ist der Bauleiter der Firma, die seit einiger Zeit Nirbachs Frau gehört. Bei Klötsch sehen wir zwar noch kein Motiv und außerdem scheint irgendjemand es nun sogar auf ihn abgesehen zu haben, aber ich möchte, dass auch Klötsch unter die Lupe genommen wird. Wir wissen, dass Klötsch und auch Nirbach früher im Kölner Milieu angesiedelt waren. Da wäre es doch interessant zu erfahren, inwieweit da heute noch Kontakte bestehen. Möglich, dass unser Täter aus diesen Kreisen kommt. Ich habe da noch ein paar Quellen in Köln. Hans und ich werden dort nachhaken. Irgendwie schwant mir, dass die beiden einigen Dreck am Stecken haben, entweder immer noch im Milieu, oder in anderen Bereichen. Und da sind wir bei unserem nächsten Punkt. Gedicht Nummer zwei: Die Anspielung auf Betrügereien im Baugewerbe. Konnten wir diesbezüglich schon etwas herausfinden?«

      Dirk Wagner meldete sich zu Wort. »Gegen Nirbach wurde ein Betrugsverfahren eingeleitet. Anscheinend hat er für Arbeiten an Eigenheimen Gelder im Vorfeld bekommen und dann die Arbeiten nicht geleistet. Die Geschädigten haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam eine Klage eingereicht. Das Verfahren läuft noch.«

      »Sehr interessant. Mein Instinkt sagt mir, dass wir damit der Bedeutung von Gedicht Nummer zwei schon sehr nahe gekommen sind«, sagte Beltel. »Dirk, du setzt dich mit den Geschädigten in Verbindung und bringst in Erfahrung, was da gelaufen ist. Unser anonymer Gedichtschreiber könnte eventuell einer der Geschädigten sein.«

      Beltel schrieb Viola Nirbachs Namen auf das Flipchart. »Was wissen wir über diese Dame? Da sie zum Zeitpunkt des Mordes in Urlaub war, kommt sie wohl nicht in Frage. Aber wir wollen auch über sie so viel wie möglich wissen. Ist das Alibi Spanien wasserdicht? Kommen wir an Zeugen aus dem Hotel ran, die aussagen können, dass Frau Nirbach tatsächlich dort war? Aber vor allem möchte ich wissen, hätte auch sie ein Motiv gehabt? Als Täterin möchte ich sie an und für sich ausklammern, aber sie könnte einen Auftrag erteilt haben. Einen Killer, der den Mord für Geld erledigt hat. Meine Kontaktquelle in Köln unterliegt zwar der Verschwiegenheit den eigenen Kreisen gegenüber, aber ich denke, ich kann da wenigstens ein paar oberflächliche Infos bekommen, die unser Puzzle vielleicht etwas vervollständigen. Ferdi«, sprach er den Kollegen Franzen an, »ich möchte dass du dich um Frau Nirbach kümmerst, sobald sie aus Spanien zurück ist. Dann möchte ich die Dame umgehend hier im Präsidium sehen. Überreiche ihr eine offizielle Einladung.«

      Jetzt umkreiste Beltel mit seinem Stift die Bezeichnung »Poet« auf dem Flipchart. »Kommen wir also noch mal zu unserem Schreiberling«, fuhr er fort. »Außer Viola Nirbach, die sich im Ausland aufhält, könnte praktisch jeder unserer Verdächtigen der anonyme Hinweisgeber sein. Aber auch sie könnte dahinterstecken, indem sie jemanden beauftragt hat. Fragen wir uns also, was mit diesen Hinweisen beabsichtigt ist.«

      »Ablenken?«, meldete sich Wagner zu Wort. »Für mich sieht es danach aus, dass uns da jemand verwirren will. Um uns so vom wahren Täter abzulenken.«

      »Mir kam gerade in den Sinn, dass es theoretisch auch mehrere Täter sein könnten. Was meint ihr: Ein Komplott gegen einen gemeinsamen Feind?«, fragte Dieter Stochau.

      Beltel wartete auf weitere Wortmeldungen, aber es folgten keine. »Mehrere Täter? Interessant. Ja, interessant. Aber mir ist auch der Gedanke gekommen, ob uns da nicht jemand etwas über Nirbach und nicht unbedingt über den Täter sagen möchte. Das ist nur so eine Überlegung von meiner Seite, aber alle Gedanken sind wichtig. Wir sollten in alle Richtungen schauen. Welches Motiv hat der Poet für seine Hinweise? Lasst euch diese Frage durch den Kopf gehen, vielleicht kommen wir so weiter. Wir dürfen uns nicht von ihm oder vielleicht auch von ihr verwirren lassen, wir müssen das Spiel so schnell wie möglich durchschauen.« Beltel blickte in die Runde. Die Gesichter waren allesamt konzentriert. Offenbar ließ jeder Einzelne das Besprochene langsam in sich sacken.

      »Okay, wenn ihr jetzt nichts mehr habt, dann würde ich sagen: Genug der Theorie und ran an den Speck.«

      Den Anwesenden war die Erleichterung anzumerken, die Enge des Raums verlassen zu können.

      Niemand musste ins miefige Büro zurück, sondern hatte draußen seine Aufgaben zu erledigen. Beltel und Funk verließen das Präsidium zusammen mit den Kollegen Elze und Holters. Elze wies auf Funks Bäuchlein. »Hast gut zugelegt, was, Hans?«

      Funk schien ein wenig peinlich berührt. »Ja, stimmt. Joghurt ist so meine Leidenschaft. Vielleicht sollten wir gelegentlich mal wieder Squash spielen gehen?«, lenkte er ab.

      »Okay«, sagte Elze. »Sag Bescheid, ich bin dabei.«

      Im Hier und Jetzt

      Die Zigarette schmeckte genüsslich. Das Leben war genüsslich. Er hatte es sowieso immer ganz anders betrachtet als andere Menschen. Schon als junger Mann hatte er in der Nähe zum Tod gelebt und das hatte ihm die Freiheit von Sorgen beschert. Jederzeit konnte es zu Ende sein, also genieße den Moment, hatte er sich oft gesagt. Nun stand das Ende bald fest, aber er hatte keine Angst davor und er fühlte sich frei.

      Er hatte beobachtet, wie Beltel und Funk mit zwei anderen Männern das Präsidium verließen. Die Schnitzeljagd ging weiter. Beltel und Funk schlugen rechts ein, die beiden anderen Polizisten gingen zu einer Ampel und warteten, bis die Verkehrsanlage den regen Autofluss stoppte.

      Die Ermittler waren nicht seine Gegner. Sie waren seine Erfüllungsgehilfen. Sie waren die Helfershelfer bei seiner Mission. Und seine Mission lief wie am Schnürchen. Wie in einem Räderwerk hakte sich ein Zahn in den anderen und trieb das Geschehen voran. Es war eine Freude, die Männer losziehen zu sehen. Auf dem Weg zu den Fährten, die er gelegt hatte.

      In Kölle am Ring

      Bonn konnte an bestimmten Tagen grausig sein, aber Kölns Verkehrsdichte verursachte regelrechte Bauchschmerzen. Die Parkplatzsuche krönte das Ganze. Funk fuhr zwei Mal die Venloerstraße zwischen Friesenplatz und Innerer Kanalstraße hinauf und hinunter, bis er endlich eine Parklücke fand.

      Im »Grün Eck« war um diese Zeit nicht viel los. Eines der Fenster zur Palmstraße hin war zersplittert, vor dem Eingang Ecke Friesenwall lagen Scherben. Wahrscheinlich war es hier am Wochenende wieder mal rundgegangen. In den letzten Jahren war es in der Kneipe relativ ruhig geworden. Aber ab und zu krachte es immer noch mal und dann nicht zu knapp, wie man an dem zerborstenen Fenster erkennen konnte. Die Kneipentür stand weit offen, und Qualm zog auf die Straße.

      Beltel kam öfter hierher. Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Sein Blick fiel sofort auf Düres, der mit sich selbst zufrieden an der Theke saß. Die Zigarette in seiner Hand war bis zum Filter runtergeraucht. Vier jüngere Typen neben ihm knobelten verbissen und laut. Die Würfel wurden energisch auf das Brett geschlagen. Zwei Männer und eine Frau saßen am linken Eckrand der Theke zusammen. Aus Gesprächsfetzen entnahm Beltel, dass die Frau heute nicht genug verdient hatte, weswegen einer der Männer sauer war. Sie versuchte, ihn auf die Wange zu küssen, was er unwirsch abwies, und erklärte mit schmeichelnder Stimme, dass das Geschäft abends eben besser sei. Dann sahen die

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