Robust!. Gerald Moser
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Meine Reise zur Robustheit
Ich habe lange geglaubt, dass ich robust bin. Bis zu dem Tag, an dem ich den Konkursantrag für mein Unternehmen unterschrieben habe. In diesem Moment platzte meine Robustheitsseifenblase, und ich schlug in der kargen, harten Wirklichkeit des Scheiterns auf. Damals wurde mir klar, wie einfach es ist, robust und stark zu sein, wenn alles perfekt funktioniert und die Geschäfte laufen.
Zwölf Jahre davor stand ich mit sieben Herren in dunklen Maßanzügen, jeder ein Glas Sekt in der Hand, in einer eleganten Anwaltskanzlei. Gerade hatte ich mit feuchten Händen den Kaufvertrag für das Unternehmen, bei dem ich bisher als Geschäftsführer angestellt war, unterschrieben. Die Situation fühlte sich seltsam surreal an. Noch nie hatte ich einen so hohen Geldbetrag überwiesen. Nach einem zweiten Glas Sekt jedoch konnte ich meiner Euphorie freien Lauf lassen. Mit dem heutigen Tag konnte eine denkwürdige Erfolgsgeschichte beginnen. Ich stellte mir bereits vor, wie ich in ein paar Jahren Zeitungsinterviews zu unserem großartigen Geschäftsverlauf geben und darüber in Vorträgen vor anderen Unternehmern und Studenten berichten würde.
Zwölf Jahre später habe ich meine Geschichte tatsächlich erzählt. Jedoch anlässlich einer »Fuck‐up‐Night«. Da erzählen Unternehmer vor großem Publikum von ihren Erlebnissen des Scheiterns, damit andere Menschen davon lernen und daraus Inspiration gewinnen können. Es kostete mich damals große Überwindung, eine Bühne zu erklimmen und mein gigantisches Scheitern zu schildern. In diesem Augenblick wurde mir klar, was unternehmerische Robustheit tatsächlich bedeutet und dass wir erst in wirklich prekären Momenten erkennen können, ob wir darüber in ausreichendem Maß verfügen oder nicht. Dieser Moment hat mein Leben verändert, und ohne diesen Moment würden Sie, geschätzte Leser, dieses Buch nicht in Händen halten.
Da Sie es aber in Händen halten, sind Sie wahrscheinlich einer von rund vier Millionen Kleinst‐ oder Kleinunternehmern im deutschsprachigen Raum. Oder einer von drei Millionen Einzelunternehmern, die ihre unternehmerische Tätigkeit entwickeln und im Sinne von Wachstum ausbauen wollen. Damit sind Sie das Rückgrat der Wirtschaft Ihres Landes oder auch der Motor der Wirtschaftsleistung! Das sagen zumindest Politiker und Wirtschaftsforscher – und es trifft ja auch zu.
Aber bemerken Sie etwas davon, dass Sie das Rückgrat der Wirtschaft sind? Erhalten Sie die Aufmerksamkeit der Politik? Bekommen Sie das Interesse von Ausbildungsinstitutionen in Form von passenden Angeboten für Ihre Anliegen und Nöte? Finden Sie viele Bücher, die Ihnen helfen können, Ihre speziellen und zahlreichen Anforderungen besser zu verstehen und zu meistern?
Also ich bemerke wenig davon!
Dabei würden Sie sich als tapferer mehr oder weniger »Einzelkämpfer« wirklich mehr Aufmerksamkeit verdienen. Abgesehen davon, dass Sie ein offensichtlich wichtiger Bestandteil Ihrer Volkswirtschaft sind, ist Ihre Aufgabe als Unternehmer sehr viel komplexer und schwieriger, als es von außen oft wahrgenommen wird. Aber nicht nur das. Die Anforderungen an Sie als Unternehmer sind in »normalen« Zeiten schon um einiges herausfordernder, als Sie es sich vielleicht selbst eingestehen würden oder