Robust!. Gerald Moser
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Ich selbst wurde wirklich gut ausgebildet. Bevor ich Unternehmer wurde, hatte ich eine erfolgreiche Karriere in zwei Konzernunternehmen hinter mir. Ich habe enorm viel Fachliteratur gelesen. Mein eigenes Unternehmen war ausgezeichnet strukturiert und gut geführt. Unsere Pläne waren ordentlich ausgearbeitet und wohlformuliert. Wir haben viel Geld verdient, und das auch zur großen Freude der Banken, Förderstellen, unserer Investoren und unserer Mitarbeiter. Ich war in meiner Branche und in der Region hoch angesehen und wurde, wie am Tag des Kaufes erträumt, tatsächlich eingeladen, anderen Unternehmern zu erzählen, wie man ein kleines Unternehmen in schwierigen Zeiten führt. Im Nachhinein ist mir das etwas peinlich. Da stand ich vor meinen Zuhörern und meinte, ihnen nahebringen zu können, wie erfolgreiches Unternehmertun funktioniert. Dabei hatte ich, wie mir später schmerzhaft bewusst wurde, auch sehr viel Glück gehabt.
Und eines Tages, wie das Leben eben so spielt, verließ mich das Glück. Das Projekt war eigentlich viel zu groß für mein Unternehmen. Aber, keck geworden von den lückenlosen Erfolgen der letzten Jahre und im tragenden Glauben an meine große Robustheit, nahm ich es an. Schließlich war das Projekt wieder gut ausgearbeitet und wohldokumentiert, genau wie im Lehrbuch. Auch die Banken glaubten weiterhin an mich und meine Kollegen und liehen mir umfangreiche finanzielle Mittel. Nur – dieses Mal hatte ich kein Glück. Das Projekt ging spektakulär schief. Meine Kollegen und ich konnten uns noch zwei Jahre lang tapfer gegen die Insolvenz wehren. Aber irgendwann kam, was kommen musste.
Jetzt sagt man zwar, dass der Weg zum Erfolg ein oftmaliges Scheitern sei. Aber musste es gleich ein ganzer Konkurs sein? Diese Erfahrung hätte ich mir, meinen Mitarbeitern und meiner Familie wirklich gerne erspart, und ich wünsche niemandem, dieses Lehrgeld jemals zahlen zu müssen.
Nachdem ich mich von dieser bitteren Erfahrung so einigermaßen erholt hatte, begann ich intensiv über meine Zukunft zu reflektieren. Ich sah zum Beispiel alle die klugen Bücher, die ich bereits gelesen hatte, noch einmal durch.
Keines dieser Bücher konnte jedoch die Problemstellungen, die ich am Ende vorgefunden hatte, lösen. Ich hatte im Laufe meiner unternehmerischen Karriere alle anstehenden Themen wie im Lehrbuch bearbeitet. Das hat den Banken und Geldgebern auch ausnehmend gut gefallen. Als die Krise anklopfte, funktionierte es nur leider nicht mehr.
Deswegen machte ich mich auf die Suche nach Kursen, die die speziellen Herausforderungen der Kleinst‐ und Kleinunternehmen zum Thema hatten. Davon gab es einige wenige. Die Dozenten hatten jedoch entweder noch niemals selbst ein Unternehmen geführt oder waren Führungskräfte aus großen Unternehmen oder kamen von der Universität. Alles gescheite, ehrenwerte und bemühte Menschen. Aber niemand von ihnen hatte je am eigenen Leib erlebt, was es heißt, ein kleines Unternehmen zu führen. Was sollten sie also praxisnah berichten können?
Dann suchte ich nach Literatur, die sich mit den speziellen Problemstellungen der kleinen Unternehmen beschäftigt. Ich habe mehrere zehntausend Bücher zum Thema Management gefunden. Um aber jene Bücher zählen zu können, die sich mit den Problemstellungen kleinerer Unternehmen beschäftigen, brauchte ich nicht einmal die Finger einer Hand! So sieht es also mit der Unterstützung für das Rückgrat der Wirtschaft aus, dachte ich fassungslos. Da stimmt doch etwas nicht. Diese so wichtigen kleineren Unternehmen finden einfach nicht statt, bekommen in keiner Weise die ihnen zustehende Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Inzwischen hatte ich auch mein »Scheitern« neu einordnen können. Ich habe in den ersten 12 Jahren als Unternehmer nicht alles falsch gemacht, wenn auch am Ende meiner ersten unternehmerischen Karriere ein Konkurs stand. Schließlich waren wir lange und kontinuierlich erfolgreich und hatten gutes Geld verdient. Wir waren besser, deutlich besser als der Durchschnitt ähnlicher »großer« Unternehmen. Wir konnten lange Zeit durchaus als ein »best practice« Beispiel dienen.
In der Zeit seit meinem Konkurs konnte ich bereits zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern helfen, jene Fehler zu vermeiden, die ich gemacht hatte, und habe gemeinsam mit ihnen Methoden und Zugänge entwickelt, die zum Erfolg führen können.
Einige meiner wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Zeit sind:
Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners! Dieses Zitat stammt nicht von mir. Es ist der Titel eines Buches von Heinz von Förster, einem österreichischen Physiker und Kybernetiker. Aber es deckt sich mit meiner Erfahrung. Es gibt ihn nicht, den EINEN richtigen Weg. Es gibt immer mehrere Wege, die nach Rom führen, und manchmal ist der Umweg der beste Weg. Hüten Sie sich daher vor Menschen, die Ihnen erklären wollen, wie die Welt funktioniert. Ich kann Ihnen nur empfehlen, dass Sie ein wenig Energie investieren, um Ihren eigenen, wohlüberlegten Weg zu finden. Mit diesem Buch mache ich Ihnen Mut, diesen Weg zu finden.
Für schwierige und komplizierte Fragestellungen gibt es keine einfachen Antworten. Das ist vielleicht keine gute Nachricht. Die gute Nachricht aber ist, dass es oft gar nicht so schwierig ist, »keine einfache« Antwort zu finden. Es hilft, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt und den einen oder anderen Kniff anwendet, um ein Problem wirklich zu verstehen. Versuch und Irrtum sind oft ein gutes Mittel der Wahl. Meist wird aber der zweite Teil der Aufgabe vergessen, nämlich die Reflexion. Unternehmer nehmen sich dann manches Mal leider zu wenig Zeit, um aus der gemachten Erfahrung zu lernen und die Dinge zu ändern, die geändert werden können oder gar geändert werden müssen. Wissen Sie eigentlich, wie man einen Elefanten isst? In diesem Buch zeige ich Ihnen mögliche Wege, den Elefanten in kleine, bekömmliche Stücke zu zerteilen.
Es hilft definitiv, fleißig zu sein. Es nützt aber nichts, wenn man Dinge tut, die das Unternehmen nicht weiterbringen. Darum hilft es, sich Zeit zu nehmen, um die Probleme und Aufgaben in der Tiefe zu verstehen. Das gelingt vermutlich nicht beim ersten Versuch, manches Mal auch nicht beim zweiten, oft braucht es mehrere Versuche. Dabei ist es empfehlenswert, sich mit Unternehmerkollegen, Mitarbeitern und anderen, vielleicht auch auf verschiedenen Gebieten erfahrenen Menschen auszutauschen. Und natürlich gibt es immer Experten, die weiterhelfen können. Wer hier spart, spart an der falschen Stelle. Ich habe gespart, und es war einer meiner größten Fehler. Üblicherweise stellt Ihnen ein Berater viele Fragen. In diesem Buch bemühe ich mich, Ihnen Geld zu sparen, indem ich Ihnen ldeen liefere, wie Sie sich selbst bessere Fragen stellen können. Darum werde ich in jedem Kapitel Reflexionsfragen einbauen, die Ihnen helfen werden, Ihr Unternehmen und vielleicht auch sich selbst besser zu verstehen.
Oft wird unser Handeln von der Devise geleitet, »das macht doch niemand, das geht sicher nicht, ich bin doch nicht verrückt …« Wir beschreiten lieber den Mittelweg. Dort fühlen wir uns sicher. ABER … in der Not führt der Mittelweg in den Tod! Das musste ich auf bittere Art und Weise lernen – und ich bin definitiv nicht der Einzige. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein kleines Unternehmen in Konkurs geht, ist nämlich höher als bei einem größeren. Wenn wir unsere Themen und Problemstellungen wirklich verstehen wollen, dann hilft es, wenn wir sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Und am meisten profitieren wir, wenn wir unsere Fragestellungen aus extremen Positionen heraus ansehen. Deshalb werde ich Ihnen in jedem Kapitel einen extremen Standpunkt präsentieren. Der soll Ihnen helfen, neue Blickwinkel einzunehmen.
Als Unternehmer war ich oft bis über die Ohren mit Tagesaufgaben beschäftigt. Ich hatte weder die Zeit noch die Energie, über mein Unternehmen in der notwendigen Tiefe nachzudenken. Außerdem hatte ich alle diese klugen Bücher gelesen und wusste ja, wie es geht. So arrogant war ich damals. Vermutlich haben Sie auch wenig Zeit. Deshalb wird es am Ende eines jeden Kapitels eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem jeweiligen Kapitel geben. Damit können Sie sich einen guten Überblick verschaffen und sehen, wie interessant das Kapitel für Sie ist. Das ist übrigens auch ein alter »Indianertrick«, wie Sie ein Kapitel schneller lesen und mehr davon behalten können. Sie lesen zuerst die Zusammenfassung und erst dann den vollen Text! Ich habe viel erlebt, viel erlitten, mich oft gefreut und auch geweint. Ich habe definitiv viel gelernt. Jetzt habe ich allen meinen Mut zusammengenommen und dieses