VISIONEN & WIRKLICHKEIT. Группа авторов

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VISIONEN & WIRKLICHKEIT - Группа авторов

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zum einen Generalmajor Walter Dornberger (1895–1980), zuständig im Heereswaffenamt für das Raketenwaffen-Programm, und sein 1952 erschienenes Buch »V 2 – Der Schuss ins Weltall« sowie Albert Speer (1905–1981), Architekt und ab 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition und seine 1969 erschienenen »Erinnerungen«.

      Während Speer offen über die unmenschlichen Bedingungen im unterirdischen Mittelwerk bei Nordhausen sprach, über das Elend der KZ-Häftlinge, die als Zwangsarbeiter die V-Waffen fertigen mussten, erwähnte dies Dornberger mit keinem Wort. In deutschen und amerikanischen Archiven fand Eisfeld genügend Material, um Wernher von Braun, dem von Walter Ernsting so verehrten Raketenpionier, und einige seiner Mitarbeiter als aktive Mittäter des braunen Terrors markieren zu können. Erste Publikationen führten dazu, dass Eisfeld nach der Wiedervereinigung in das »Kuratorium KZ-Gedenkstätte Mittel-Dora« berufen wurde.

      Und es entstand eine Monografie: »Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei« erschien 1996 und erregte internationales Aufsehen. Das Buch zerstörte so manche Schwärmerei von den idealistischen Zielen und dem Wirken der deutschen Raketenpioniere. Die Monografie wurde 1997 von der Jury der Zeitschrift »Bild der Wissenschaft« unter die Wissenschaftsbücher des Jahres gewählt.

      In der deutschen Presse erlebte das Buch breitgestreute Beachtung – von der »Frankfurter Allgemeinen« bis zur »taz«. Die Reaktion im deutschen SF-Fandom ist zunächst eher ungläubig, ehe die Fakten vorhandene Zweifel ausräumen: Die Archivfunde eines Rainer Eisfeld belegen alles genauestens. Und sie zeugen von der Akribie des Autors dieses Enthüllungsbuches. Alles nach der Devise: als Wissenschaftler (und zeitgeschichtlicher Forscher) stets der Wahrheit verpflichtet!

      Dies zeigt sich auch anhand anderer Veröffentlichungen Eisfelds, in denen er auf die Verantwortung der Wissenschaft, insbesondere in seinem Fach der Politikwissenschaft, gegenüber der Gesellschaft (und damit auch im Sinne der Wahrheit) hinweist und gnadenlos mit manchen Kollegen abrechnet.

      Bereits im Jahre 1991 hatte Eisfeld die Rolle der deutschen Politologen während des Dritten Reichs hinterfragt und sich nicht gescheut, in »Ausgebürgert und doch angebräunt« auf Sympathisanten und Unterstützer der Nationalsozialisten hinzuweisen. Dass ihm das von gewissen Seiten keinen Beifall eintrug – verständlich. Insbesondere da er in einer Aufsatzsammlung 2006 die Aufgabenstellung seines Faches verdeutlichte: »Streitbare Politikwissenschaft. Studien zu Demokratisierung, politischer Kultur und wissenschaftlicher Verantwortung«. Das war deutlich und zeugte davon, dass Eisfeld keineswegs geneigt war, Diskussionen oder gar Kontroversen zum Thema aus dem Weg zu gehen.

      Den bisherigen Höhepunkt bei Eisfelds Beschäftigung mit dem brisanten Thema »Deutsche Politologie und Nationalsozialismus« bildeten seine Recherchen zu Theodor Eschenburgs Vergangenheit. Zahlreiche deutsche Politikwissenschaftler waren und sind Schüler dieses akademischen Lehrers (bzw. der von ihm ausgebildeten Professores), dessen Verhalten während der braunen Zeit bislang als untadelig galt. Bis Eisfeld in den »Vierteljahresheften für Zeitgeschichte« (2014) unter dem Titel »Theodor Eschenburg und der Raub jüdischer Vermögen 1938/39« offenbarte, dass dem nicht so war. Ein ausgesprochen brisantes Thema also, was sich anhand durchaus kontroverser Diskussionsbeiträge dazu leicht belegen lässt.

      Die »Neue Osnabrücker Zeitung« würdigte diese Rechercheleistung des Politologen der einheimischen Universität nicht ohne Stolz auf die wissenschaftliche Bedeutung mit der Artikelüberschrift »Osnabrücker entlarvt Politikwissenschafts-Pionier als Nazi« und brachte es damit auf den Punkt. In einem Sammelband »Mitgemacht. Theodor Eschenburgs Beteiligung an ›Arisierungen‹ im Nationalsozialismus« (2016) stellte Eisfeld als Herausgeber den gesamten Themenkomplex in geballter Form der breiteren Öffentlichkeit vor.

      Indes beschränkte sich Eisfeld Arbeit während der ganzen Jahre durchaus nicht auf politisch-soziologische Untersuchungen. Sein Verbundensein mit der Science-Fiction wie auch sein Interesse für abenteuerliche Unterhaltungsliteratur im Allgemeinen führte zu etwas lockerer gestalteten, sprich: flotter geschriebenen Monografien, die man einem deutschen Ordinarius nicht so unbedingt zugetraut hätte. Umso mehr sind sie hier ausdrücklich zu loben.

      Kommen wir zunächst – unter Auslassung der Science-Fiction, zu einem Themengebiet, das in Zusammenhang mit Rainer Eisfelds Namen so manchen SF-Fan überraschen mag: der Western. Zunächst erschien 1994 »Wild Bill Hickok. Westernmythos und Wirklichkeit«. Die historische Gestalt des Revolverhelden und zeitweisen Gesetzeshüters James »Wild Bill Hickok« Butler (1837–1876) hat viele Autoren inspiriert; die Mythen rund um seine Person und seine Zeit sind Legion. In gewohnt sorgsamer, ja akribischer Weise hat Eisfeld das Thema abgeklopft und manche Fantasieblase der Westernschreiber zum Platzen gebracht.

      Fast genau fünfundzwanzig Jahre später hat sich Eisfeld noch einmal des Themas angenommen, diesmal allerdings als Gesamtschau der schwerpunktmäßig von deutschen Autoren als angeblich »authentische Western« vorgelegten Romane und Romanzyklen. In »Hundert Jahre deutsche Westernmythen« (2019) sind von Armand über Karl May bis zu G. F. Unger so gut wie alle wesentlichen Namen des Genres im deutschsprachigen Raum vertreten. Eine überraschende Schau auf ein unerwartetes Interessengebiet des Professors Eisfeld.

      Fünf Jahre nach seinem »Wild Bill Hickok« näherte sich der Autor der ihn seit frühester Jugend faszinierenden Science-Fiction auch publizistisch wieder näher an, wenn man will, auf Umwegen. Denn zunächst erschien ein Band, in dem Eisfeld seine Erinnerungen an die eigene Teenagerzeit mit dem ganzen Drumherum zu Papier brachte: »Als Teenager träumten. Die magischen 50er Jahre« (1999), durchaus eine Art zeitgeschichtlicher Memoiren und für heutige Zeitgenossen desselben Jahrgangs ein enormes Stück Nostalgie.

      Eisfelds Leseerfahrung in der Science-Fiction und deren Vorläufer sowie seine Kenntnis der Entwicklung der Raumfahrttechnik, so gar nicht selbstverständlich für einen Geisteswissenschaftler, schon gar nicht für einen deutschen, erlaubten eine Zusammenarbeit mit Wolfgang Jeschke, dem verantwortlichen Herausgeber der SF-Programme im Münchener Wilhelm Heyne Verlag. Es entstand ein vorzügliches Gemeinschaftswerk: »Marsfieber. Aufbruch zum roten Planeten. Phantasie und Wirklichkeit« (2003). Gerade die Gegenüberstellung von Träumereien und Spekulationen zum Roten Planeten unseres Sonnensystems mit den inzwischen doch erstaunlichen Erkenntnissen über die Wirklichkeit auf diesem Himmelskörper, das Ganze mündend in eine zeitnah mögliche reale Erforschung des Mars geben diesem Buch eine Intensität, die zum wiederholten Lesen verführt. Und das ist, wenigstens was mich betrifft, nur äußerst selten der Fall. Ein rundum gelungenes Werk.

      Spielte beim »Marsfieber« die Science-Fiction bereits eine wichtige Rolle, so ist sie das hauptsächliche Thema bei den in Folge erscheinenden Titeln des Autors. Gleich bei »Die Zukunft in der Tasche. Science-Fiction und SF-Fandom in der Bundesrepublik. Die Pionierjahre 1955–1960« (2007; durchgesehene Neuausgabe 2012) kann Eisfeld tief in die Kiste seiner eigenen Erinnerungen greifen. Da werden Sehnsüchte und Hoffnungen offenbart, Illusionen beschrieben und die Enttäuschung über Fehlschläge und Fehlverhalten vorgeführt. Das klingt nicht nur authentisch, es ist authentisch. Ein ehrliches Buch und eine teilweise sehr subjektive Darstellung, dem gewiss mancher widersprochen hätte, der in dieser Monografie genannt wird. Doch viele der Gründerväter der deutschen Science-Fiction nach 1945 wie auch so manche ihrer Anhänger und Schüler gibt es nicht mehr. Das ist schade, denn – egal, wie man zu manchen Anmerkungen steht – lesenswert, ja sogar wichtig ist das Buch in jedem Fall.

      In den beiden Folgebänden »Abschied von Weltraumopern. Science Fiction als Zeitbild und Zeitkritik. Kommentare aus 25 Jahren« (2011) und »Zwischen Barsoom und Peenemünde. Von den eingebildeten ›Landschaften‹ des Mars bis zu den zerbröckelnden Mythen der V-2-Konstrukteure« (2014) bietet Eisfeld das breite Spektrum seiner Veröffentlichungen und enthebt den Interessenten der Aufgabe, in Magazinen, Zeitschriften und Sammelbänden sich die verschiedenen kürzeren Einzelarbeiten zusammensuchen zu müssen. Beide Bände haben die gewohnte Eisfeld-Qualität und dokumentieren ein für Science-Fiction

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