VISIONEN & WIRKLICHKEIT. Группа авторов

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VISIONEN & WIRKLICHKEIT - Группа авторов

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wollen, müssen wir richtig viel Geld in die Hand nehmen. Und wie es in den Kassen unseres Freunds Trompöl aussieht, wissen wir ja …«

      »Woher soll das Geld denn kommen?« Die W20-Vorsitzende Weyerberg schaltete sich ein. Als Familienministerin sorgte sie sich um die staatliche Unterstützung für berufstätige Männer, deren Frauen arbeiten gingen und die Familie vernachlässigten.

      »Kollege Soldi hat es doch schon gesagt! Eine Erhöhung des Sondersoli Usa!« Der Justizminister war leicht erregbar. Und nicht nur heute.

      »Das werden die Leute nicht schlucken, fürchte ich.« Nun meinte auch die Sektenbeauftragte Kentner, etwas sagen zu müssen. »Es gibt schon so viele Solis: Soli Ost, Soli Süd, Kirchensoli, Verteidigungsoli, Seuchensoli, Sektensoli, Antiimpfsoli, Soli Staatsfeindunterbringung, Soli …«

      »Bitte! Bitte! Das wissen wir doch alle«, mischte sich Chief Leader Lindehard wieder ein. »Ich bitte um konstruktive Vorschläge. Wo bleibt das Positive, Frau Kentner?« Gelegentlich spielte der CL nicht nur mit seinen Muskeln, sondern auch mit seiner Bildung.

      »Wir könnten das Personal in den staatlichen Pflegeeinrichtungen weiter ausdünnen …«

      »Und die Gehälter noch ein bisschen senken«, assistierte ihre Kollegin aus dem Verteidigungsressort. Frauensolidarität am Kabinettstisch. »Ganz im Sinne der Doktrin Palmer. Deren konsequente Umsetzung wir den Wählern ja auch versprochen haben.«

      Die Unruhe draußen war keineswegs abgeebbt. Sie schien sich im Gegenteil dem Regierungspalais zu nähern. Stimmen, Schüsse, das Jaulen der Wölfe und nun auch das Geräusch sich nähernder Turbodrohnen. Zwei oder drei Kabinettsmitglieder waren schon ans Fenster getreten.

      Der CL wollte sie gerade zur Ordnung rufen, als die Tür aufgerissen wurde. Einer der Bodyguards stürmte in den Raum: »Roter Alarm! Wir müssen evakuieren. Keine Zeit für Erklärungen. Alles raus hier, schnell!«

      Alle stürzten zu den beiden Türen des Saals. Eine war verschlossen. Kein Ausgang. Diese Tür nur Zutritt verkündete ein Hinweisschild. Offenbar stammte es noch aus der grauen Vorzeit der Wellen. An der Ausgangstür gab es ein Gerangel. Der Energieminister wollte der Sektenbeauftragten den Vortritt lassen, da drängte sich der CL dazwischen. »Arschloch!«, entfuhr es dem Energieminister, und diesmal nicht in gedämpfter Lautstärke. Der CL boxte ihn dafür im Rauseilen in den Magen. Der Bodyguard zog ihn weg. Soldi quetschte sich an Minender vorbei und Kenmich schimpfte die ganz Zeit lauthals: »Diese Scheißliberalen, diese Scheißkanaken, diese Scheißvirologen, diese Scheißfridays, lasst mich vorbei, ihr Scheißignoranten …«

      Als der Finanzminister als Letzter durch die Tür ging, explodierte die erste Bombe. Sie fetzte das Dachgeschoss weg. Die zweite Selbstmörderdrohne zündete im Zentrum des Gebäudes und brachte das Palais vollends zum Einsturz. Niemand entkam den Flammen, die kurz danach aufloderten.

      Der Anschlag war der Auftakt zu einem Putsch, der innerhalb weniger Tage zu einem radikalen Politikwechsel führte. Das Volk war daran ja schon gewöhnt. Beziehungsweise unterstützte ihn in gewohnter Launenhaftigkeit. Der neue Innenminister der Notstandsregierung ließ es sich nicht nehmen, die Aufräumarbeiten am Anschlagsort als Kulisse für eine Rede an die Nation zu nehmen. In kräftigen, wütenden Stößen bugsierte er seinen Rollstuhl durch die kalte Asche ins Zentrum der Verwüstung. Als die Kameras rot blinkten, begann er seine kurze Ansprache: »Die wehrhafte Demokratie hat letztlich gesiegt. Und der Vernunft zur Wiederkehr verholfen. Schon jetzt zeichnet sich in den Meinungsumfragen eine radikale und längst überfällige Abkehr von den Populisten der W20 ab. Wir werden diese Entwicklung weiter fördern und beizeiten Neuwahlen ausschreiben. Und zu der Kritik an unserem entschiedenen Vorgehen nur so viel: Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig.«

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      Rainer Eisfeld (links), Heinz Zwack und Jörg Weigand auf dem OldieCon 2013. Foto: Robert Christ

      Hans-Dieter Furrer: COEURL und die Folgen

      Im Jahre 1957, ich war fünfzehn und im letzten Schuljahr, fuhr ich oft mit meinem Fahrrad auf der Seestrasse von Feldbach nach Rapperswil. Mein Ziel war ein kleines Geschäft für Zigarren und Zeitschriften in der Kluggasse. Ich parkierte meinen Stahlesel wie immer an der Hauswand. Es war das alte Rad meines Vaters, mit einer Dreigangschaltung von »Sturmey-Archer« und nicht sehr wirksamen Trommelbremsen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich auf dem Lenker einen Tacho montiert hatte, der die Geschwindigkeit anhand des Fahrtwindes maß, was vermutlich nicht sehr präzise war.

      Ich betrat den kleinen Laden, in dem es immer nach Pfeifentabak und Zigarren roch. Links vom Eingang waren stets die neuesten Romanhefte aufgelegt. Damals las ich am liebsten die »Fliegergeschichten« aus dem Moewig-Verlag. Eben wollte ich zum neusten Band greifen, der zwei Stukas Junkers Ju 87 im Sturzflug zeigte, als mein Blick auf den UTOPIA-Grossband Nr. 50 aus dem Erich Pabel Verlag fiel: »Unternehmen Milchstraße« von A. E. van Vogt. Unter einem gelbrot schimmernden Sternennebel hing ein Raumfahrer kopfunter im Weltall, nur an einer dünnen Leine mit seinem pfeilförmigen Raumschiff verbunden.

      Auf der zweiten Umschlagseite war ein Schwarz-Weiß-Foto mit drei Männern und folgendem Text: »Zur Verwirklichung der Raumfahrtpläne tragen diese drei Männer bei, deren Namen eines Tages das Symbol einer raumfahrenden Rasse sein werden. Im Studio von Walt Disney unterhalten sich Dr. Heinz Haber, der bekannte Raummediziner, Wernher von Braun und Willy Ley. Ihre Aufgabe ist es, die fantastischen Ideen der utopischen Literatur durch harte Arbeit und geniales Können zu verwirklichen.«

      Zu meiner Lieblingslektüre gehörte in den Fünfzigerjahren auch »hobby – das Magazin der Technik« mit seinen technischen Zukunftsvisionen. Und so faszinierte mich auch dieses Schwarz-Weiß-Foto.

      Fast vierzig Jahre später, im Jahre 1996, würde ein Buch von Rainer Eisfeld erscheinen, das die Schatten dunkler Vergangenheit durchleuchten und mir den Konstrukteur der Saturn-Rakete in einem ganz anderen Licht zeigen würde: »MONDSÜCHTIG – Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei«.

      Doch damals im Jahre 1957 war ich völlig fasziniert von UTOPIA-Großband Nr. 50.

      »Der vorliegende Roman wurde vom Science Fiction Club Deutschland mit dem Clubsiegel ausgezeichnet und somit als echter Science-Fiction-Roman empfohlen.« Nur schon der Begriff Science-Fiction klang irgendwie geheimnisvoll. Und es existierte sogar ein Science-Fiction-Club!

      Ich begann zu lesen: »Weiter und immer weiter wanderte Coeurl. Die schwarze, mondlose, beinahe sternenlose Nacht wich widerwillig vor einer unfreundlichen rötlichen Dämmerung zurück, die zu seiner Linken heraufgekrochen kam. Es war ein vages Licht, welches nicht die geringste Vorahnung kommender Wärme enthielt. Zögernd enthüllte es eine Alptraum-Landschaft.« (Übersetzung: Jesco von Puttkamer)

      Was für ein Einstieg! Wer war dieser Coeurl? Wo befand ich mich? Rückblickend muss ich gestehen, dass mich die erste Lektüre von »Unternehmen Milchstraße« damals etwas überforderte. Alles war so fremdartig, so neu für mich. Doch die Faszination hielt an und führte nach weiteren UTOPIA-Großbänden dazu, dass ich 1958 dem SFCD, Landesgruppe Schweiz, beitrat und im August 1959 meinen ersten Con besuchte, den 1. Europakonvent (Eurocon) des Science Fiction Club Europa (vormals SFCD) im Hotel »Weisser Wind« in Zürich. Damals könnten Rainer Eisfeld und ich uns zum ersten Mal begegnet sein. Sein Name tauchte ja im Programm auf:

      »14 h 40: Willkommen der Auslandsdelegationen und Verlesung von Grussbotschaften durch Rainer Eisfeld«.

      Doch ich saß wohl

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