Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
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Auch Gucky erhob sich.
Fasziniert beobachtete Marli, wie Lexa auf Aurelia zuschwebte und an ihrem Rücken unsichtbar wurde.
»Neuigkeiten?«, fragte Gucky.
Aurelia lächelte. Ihre Lippen waren in diesem Moment so silberweiß wie ihre Augenbrauen. Sie änderten die Farbe gelegentlich, wurden mal dunkler und schattiger, dann wieder bleich wie Knochen. Vermutlich war es Aurelias Art, mit dem Ausdruck ihrer Gefühle zu spielen. Auch der Körper war nun eine Nuance dunkler, die Hülle graublau. »Ja! Ich habe Kirt über die öffentlichen Verzeichnisse gefunden!«
»Großartig!« Marli wäre vor Aufregung beinahe vom Container gestürzt – und sie war unsicher, ob der Anzug sie wirklich aufgefangen hätte, obwohl sie inzwischen deutlich besser mit der Flugfunktion zurechtkam.
»Wir müssen uns beeilen!« Aurelia winkte ihnen, ihr zu folgen. »Kirt ist nicht immer allein. Er hat einen Matten-Willy bei sich, der kaum von seiner Seite weicht. Sein Name ist Prexxel-Alabaster. Vermutlich eine Art Betreuer. Momentan hat der Matten-Willy das Quartier verlassen.«
»Ein Betreuer?«, fragte Atlan nach. »Warum braucht er einen?«
»Keine Ahnung.« Die Posmi flog schneller. »Aber wir sollten allein mit Kirt reden. Ich traue Prexxel-Alabaster nicht.«
»Hier ist einiges sonderbar«, stellte Gucky fest. »Der Eindruck, den ich bisher hatte, hat sich noch verstärkt. Die wenigen Posbis, die hier leben, haben sich in eine Art innere Verborgenheit zurückgezogen. Es herrscht Angst vor Stahmon. Jeder fürchtet, dass er ihm das Wertvollste nehmen könnte.«
»Das stimmt.« Aurelias Stimme klang hart. »Aber es leben nicht wenige Posbis ... jedenfalls nicht grundsätzlich. Aber die meisten haben keinen Plasmaanteil. Im Gegensatz zu mir simulieren sie allerdings keine Persönlichkeit, sondern sind im Grunde Roboter. Man hat ihnen das Wertvollste geraubt: ihre Existenz.«
»Was?« Marli hoffte, sich verhört zu haben. »Du willst sagen, man hätte ihnen das Plasma entfernt? Aber das ist Mord!«
»Es kann wieder eingesetzt werden«, sagte Aurelia. »Es wird verwahrt. Angeblich in einer Art Stasiskammer.«
»Von Stahmon?«, fragte Atlan.
»Ja.« Aurelia flog unruhiger, als würde sie allein die Nennung des Namens durcheinanderbringen. Die violetten Strukturen in ihrem Inneren leuchteten schwächer. »Offensichtlich beseitigt Stahmon auf diese Weise jene, die ihm im Weg stehen. Er scheint weit mehr ein Diktator als ein Kommandant zu sein.«
Aurelia lenkte sie in einen kahlen Gang, der wohl eine Art stillgelegter Versorgungsschacht war. Sie schien sich bestens auszukennen. Bisher hatten sie kein Schott öffnen müssen. Die Wege waren frei.
»Das passt«, sagte Gucky. »Die Posbis, die ich espern kann, sind in sich zurückgezogen. Ihre Furcht vor Stahmon bestimmt sie. Aber an Stahmon selbst komme ich nicht heran. Einmal hatte ich einige Gedanken, die von ihm stammen könnten, doch sie waren gleich wieder fort.«
In Marli tobte schwarze Wut. »Er hat ihnen die Plasmaanteile entfernt?«
Gucky kniff die Augen zusammen. »Glaub nicht, dass uns das entgangen wäre oder gleichgültig ist! Ich werde mir diesen Stahmon früher oder später höchstpersönlich vorknöpfen, und dann ...«
»Später«, unterbrach Atlan. »Nicht früher. Zuerst brauchen wir mehr Informationen. Aurelia, was weißt du über Stahmon?«
»Nichts mit Gewissheit. Die Aussagen widersprechen einander – wie bei so vielem. Offenbar hatten der Posizid und die Datensintflut auch an Bord der Station starke Auswirkungen. Ich habe mich darauf beschränkt, aus der Verborgenheit zu ermitteln, das war langwierig. Es wäre sicher leichter, wenn ich direkt mit Posbis Kontakt aufnehmen würde. Immerhin konnte ich auf ein paar frei verfügbare Funkdaten zugreifen.
Stahmon ist sehr umtriebig. Er erscheint öfter – so nennt man es. Offenbar benutzt er Avatare, um ständig präsent zu sein.«
Marli schauderte. In was für eine Umgebung war sie da geraten? »Ist er ein Posbi?«
»Das weiß ich nicht. Selbst in diesem Punkt widersprechen die Daten einander. Offensichtlich herrscht auf WHEELER große Unsicherheit. Wobei es eine gewisse Unklarheit gibt, inwieweit hierfür tatsächlich der Posizid verantwortlich ist, oder ob Stahmon die Daten manipuliert hat.«
Die Umgebung wechselte. Sie flogen in einen tunnelförmigen, hell erleuchteten Gang. Wände und Decken waren über und über mit Farbe bespritzt. Zuerst dachte Marli, es steckte kein Sinn dahinter: Farbtupfer auf Farbtupfer, ein wahlloses Durcheinander. Doch die Positronik wies sie darauf hin, dass es sich um einen einzigen, sich stets wiederholenden Satz handelte, der in allen Farben wieder und wieder übereinandergeschrieben stand.
»Wow«, sagte Gucky. »Seht ihr das auch?«
»Ja.« Atlans Stimme klang belegt. »Die Botschaft ist so simpel wie paranoid: Sicherheit geht vor.«
»Haben sie deswegen auf uns geschossen?«, fragte Marli.
»Vermutlich.« Atlan klang nachdenklich. »Ich hoffe, die Posbis wurden vom Posizid nicht in Mitleidenschaft gezogen, leiden an keinem Virus oder wurden anderweitig übernommen. Die Cairaner könnten sie beeinflusst haben.«
Die Cairaner. Eines der vielen Rätsel dieser Epoche. Was genau verbarg sich hinter ihnen?
Die bunten Wände blieben, doch nun kamen metallisch anmutende Gebilde hinzu, die an den Seiten und der Decke klebten. Es hätten Geräte sein können, Generatoren oder Anlagen zur Luftreinigung, doch der SERUN zeigte überdeutlich, um was es sich handelte: Matten-Willys! Offensichtlich ruhten sich die Begleiter der Posbis in diesem Tunnel aus.
»Erinnert an Fledermäuse«, scherzte Gucky. »Vielleicht ist Stahmon ja eine Art Vampir. Die Stimmung an Bord ist jedenfalls mieser als auf einem Friedhof.«
Marli dachte noch darüber nach, was die Cairaner den Posbis angetan haben könnten. Wie seltsam es war, fünfhundert Jahre später in eine Welt zu kommen, in der nichts mehr Gewissheit hatte. Sie wollte endlich erfahren, wie es Kirt ging, was aus Sebastion geworden war ...
»Da drüben ist es«, sagte Aurelia. »Auf dem Gang gibt es Kameras. Aber in den Quartieren herrscht Privatsphäre – falls sie gewünscht wird. Wir sollten uns Kirt zu erkennen geben, sobald wir drin sind.«
»Marli wird das tun«, entschied Atlan. »Wir halten uns vorerst zurück. Je weniger von uns sich zu erkennen geben, desto besser.«
Es lag also an ihr. Allein der Gedanke jagte Marli Furcht ein. Was war, wenn sie scheiterte? Kirt verärgerte? Nicht die richtigen Worte fand? Sie zwang sich, diesen negativen Gedanken nicht weiter zu folgen.
Sie hatten die Matten-Willys in Ruhestellung passiert und erreichten ein Wohngebiet. Doch noch immer war niemand zu entdecken.
Der Gang lag still da, kein Ton war zu hören. Auf den bunten Wänden erstreckten sich weiße Ausschnitte, wie Fenster, die Schneetreiben zeigten. Es waren ungenutzte Holoflächen. Ihre Inaktivität machte den Bereich trostlos. Marli hatte das Gefühl, in eine Raumstation geraten zu sein, in der nach einer verheerenden Katastrophe niemand mehr lebte. Nur die Maschinen arbeiteten weiter.
Auch die breite Gleittür vor ihnen war über