Robert Koch. Barbara Rusch

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Robert Koch - Barbara Rusch

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eines Hamburger Exporthauses nach Bramador im Westen von Mexiko, das in den 1860er-Jahren weltweit führend in der Silberproduktion war. Dort wurde er – hier schlägt die Familientradition durch – nach relativ kurzer Zeit ein erfolgreicher Grubenbesitzer.

       »Robert Koch war mit einer außerordentlichen Phantasie, einem einzigartigen Beobachtungsvermögen begnadet.«

      FRIEDRICH KARL KLEINE

      Da sein älterer Bruder ganz gerne darauf verzichtete, stand für Robert Koch ein Studium offen. Das musste jedoch, das blieb immer Bedingung des Vaters, zu einem Beruf führen, der ihn ernährte. Für die Ausbildung der Kinder – im 19. Jahrhundert hieß das fast ausschließlich: für die Ausbildung der Söhne – wurde, wann immer es die Umstände zuließen, Geld zurückgelegt. »Nächsten Herbst wird ein Pferd und Schlitten angeschafft und wenn hübsch alle anderen sparsamen Einrichtungen beim Alten bleiben, legen wir in diesem Jahr zum ersten Mal die Interessen zum Kapital, was bis jetzt noch nie hat gehen wollen, und legen so für die späteren Erziehungskosten der vielen Kinder noch etwas zu dem kleinen Vermögen, was sehr erfreuend ist«, schrieb Mathilde Koch 1853, als Hermann Koch zum Bergrat befördert wurde, an ihre Schwägerin. Aus vielen späteren Briefen zwischen Robert Koch und seinen Angehörigen wird jedoch deutlich, dass trotz des guten Einkommens des Vaters und ihrer sparsamen Lebensführung das Geld in der kinderreichen Familie stets knapp blieb.

      Der Familiensaga zufolge brachte sich Robert Koch als Vierjähriger selbst das Lesen und Schreiben bei, indem er es sich einfach von seinen älteren Brüdern abschaute. Deshalb schickten ihn seine Eltern schon ab 1848 zusammen mit seinen älteren Brüdern zu einem Privatlehrer in den Unterricht. Möglicherweise fiel ihnen diese Entscheidung auch leichter, weil mit Albert gerade das sechste Baby geboren worden war. Für den knapp fünfjährigen Robert dauerte die erste Schulzeit nicht lange, weil er sich erst einmal beim Toben mit den Brüdern den Arm brach und einige Monate aussetzen musste. 1851 wechselte er auf das humanistische Gymnasium in der Clausthaler Graupenstraße, das er bis zum Abitur besuchte. Höhere Schulbildung bedeutete dort vor allem eine Ausbildung in Sprachen, naturwissenschaftliche Fächer und Mathematik spielten im Lehrplan eine geringere Rolle.

      Im Großen und Ganzen war Robert zwar wohl ein meist interessierter Schüler, zeitweise belegte er sogar freiwillig Hebräisch. Tatsächlich brillierte er aber während seiner Schullaufbahn nicht unbedingt durch herausragende Leistungen. In den Sprachen war er eher mittelmäßig, seine Begabungen lagen eindeutig in der Mathematik und den Naturwissenschaften. Darüber hinaus zeigte er Talent im Zeichnen, was ihm später beruflich nützlich war, und nahm bis zum Abitur am freiwilligen Kunstunterricht teil. Außerdem sang er im Schulchor, doch dies wohl mehr aus Spaß als aufgrund einer besonderen Musikalität. Er mochte Musik gerne und lernte auch Klavier und Zither zu spielen.

       »Robert betrachtete schon von früher Jugend an die Natur mit dem Auge des Forschers.«

      ROBERT BIEWEND

      1862 beendete er das Gymnasium mit dem Abitur, in dessen Noten man nur mit viel gutem Willen und mit der Kenntnis von Kochs späterem Lebensweg die Anlage zum erfolgreichen Wissenschaftler erkennen kann. Religion, Latein, Griechisch, Französisch und Hebräisch beendete er mit einem teilweise gnädigen »befriedigend«, in Deutsch, Englisch, Geschichte und Geografie, Mathematik und Physik hingegen mit »sehr gut«. Über Robert Kochs lateinischen Abituraufsatz nörgelte der prüfende Konrektor mit unverhohlenem Missfallen: »Wie die Schularbeiten des Abiturienten Koch häufig, so ist auch dieser Aufsatz nicht mit der Sorgfalt und dem Fleiße gearbeitet, welcher einen erwünschten Erfolg solcher Übungen bedingen … Da jedoch bedeutende Fehler gegen die Grammatik nicht häufig vorkommen und die Arbeit Bekanntschaft mit der lateinischen Sprache im Ganzen zeigt, so kann sie noch als befriedigend bezeichnet werden.«

      Die Koch-Jungen waren größtenteils lebhaft und ganz bestimmt keine zarten Stubenhocker. Robert war, so lässt sich vermuten, ein eher zurückhaltendes Kind, dessen »sittliche Aufführung« im Abiturzeugnis in der Schule als »sehr gut« und außerhalb der Schule als »ohne Tadel« bescheinigt wurde. Er war beliebt und gehörte als Primaner der »geheimen« Schülerverbindung »Concordia« an. Außerdem hatte er mit drei etwa gleichaltrigen, kräftigeren Brüdern und dem nur ein Jahr jüngeren Cousin Robert Biewend reichlich Rückendeckung, um sich sowohl in als auch außerhalb der Schule behaupten zu können.

      In einer solch großen Familie ist es für ein Kind jedoch schwierig, sich von den vielen Geschwistern abzusetzen. Robert Koch fand seine besondere Begabung in der Entdeckung und Erforschung der Natur und ihrer Gesetze. Naturverbundenheit wurde bei den Kochs hoch geschätzt: Mathilde Koch liebte Tiere und Pflanzen und versuchte auch ihre Kinder dafür zu begeistern. Die Wiesen, der große Garten und die Ställe des Hauses am Kronenplatz boten den Kindern reichlich Möglichkeiten, die Natur hautnah zu erleben. Besonders interessiert war Robert, der mit großer Leidenschaft alles, was ihm unter die Finger kam, sammelte und mit neugieriger Akribie untersuchte: Pflanzen, Käfer, Schmetterlinge, Mineralien …

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      Hermann und Mathilde Koch (sitzend) sowie Helene Biewend (links stehend) mit ihren Kindern auf einem Familienfoto von Eduard Biewend vom Juni 1854. Robert steht skeptisch blickend neben seiner Mutter.

      Mit Raupenschachtel, Käferglas, Botanisiertrommel und den damals brandneuen Naturkundebüchern von Johannes Leunis ausgestattet, ging er in der Umgebung auf Entdeckungsreise und lebte seine Faszination für Blütenformen, Mäuseskelette und gemusterte Steine mehr oder minder alleine aus. Vielleicht wirkte er damit auf seine Umgebung ein wenig eigenbrötlerisch. Andererseits war es gerade diese Fähigkeit zur Hingabe an ein Sujet, das anderen langweilig erscheinen mag, die ihm später in seiner Forschungsarbeit zum Erfolg verhalf und ihn als jungen Landarzt in der preußischen Provinz die langen, einsamen Stunden über dem Mikroskop gut ertragen ließ. Bei seinen Brüdern erntete er auf jeden Fall nicht besonders viel Verständnis für seine Interessen, mehr jedoch bei der vier Jahre jüngeren Emilie »Emmy« Fraatz. Die jüngste Tochter des Clausthaler Generalsuperintendenten Wilhelm Fraatz teilte Roberts Begeisterung und ging mit ihm zusammen auf Erkundung.

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      Robert Koch 1861 als 17-jähriger Primaner. Die Schule hätte er damals am liebsten für eine kaufmännische Ausbildung aufgegeben.

      Die Erwachsenen unterstützten ihn jedoch so gut es eben ging im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten, damit er sich mit Büchern und Geräten eindecken, Aquarien und Terrarien einrichten konnte. Zeitweise züchtete Robert sogar in einer Volière Vögel. Die Katzen in der Nachbarschaft mussten sich damals vor ihm in Acht nehmen, denn mit potenziellen Vogelräubern ging er nicht zimperlich um. Sein Interesse für die Natur förderte zudem sein Großvater Andreas Biewend, vor dem die Koch’schen Kinder gehörigen Respekt hatten. Der strenge Patriarch hatte Mathildes Brüder so unerbittlich hart erzogen, dass diese sich geschworen hatte, ihre eigenen Kinder niemals so zu drillen. Der Großvater passte bisweilen auch längere Zeit auf Robert und seine Geschwister auf, und dann kam durchaus der Stock zum Einsatz – von zu Hause kannten sie das nicht. Darüber hinaus zwang der extrem ordentliche Bergbeamte mit unorthodoxen Methoden seine Enkel, die er reichlich verwildert und unerzogen fand, zum Lernen. Roberts jüngeren Bruder Hugo schikanierte er einmal in den Sommerferien mit dem Einmaleins: Eine ganze, »qualvolle«, wie sich Hugo später erinnerte, Woche lang sperrte er den damals Sechsjährigen täglich so lange in seinem Haus in Rothehütte ein, bis er die Zahlenreihen gelernt hatte.

       »Bei Robert Koch traten schon früh Neigungen und Eigenschaften hervor, die auf den künftigen Naturforscher hindeuten.«

      GEORG GAFFKY

      Wahrscheinlich fürchtete sich Robert Koch als Kind ein wenig

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