Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton
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Der andere Finalteilnehmer blieb in der Mitte der Arena stehen, drehte sich langsam um die eigene Achse und winkte dem Publikum ebenfalls zu. Vielleicht bedauerte er, nicht zuerst zu einem Spurt angesetzt zu haben, vielleicht wollte er auch nur seine Kräfte schonen. Raye konnte es nicht genau sagen, doch zumindest bei den Müttern schien seine Zurückhaltung keine nachteilige Wirkung zu haben. Ihr Jubel war mindestens genauso laut wie der, mit dem sie seinen Konkurrenten angefeuert hatten, wenn nicht sogar noch lauter.
Ein dritter Fanfarenstoß ließ mit seinen martialischen, blechernen Klängen die Halle erzittern, und das Dunkelfeld über der mittleren der fünf Arenen gab den Conferencier frei, einen geckenhaft herausgeputzten Tefroder, einen Harlekin mit rotem Gewand und blauem Federschmuck, der langsam tiefer sank. Die Musik der langen, einfachen Trompeten ohne Ventile schwoll zu einer mitreißenden, aber höchst oberflächlichen orchestralen Melodie an, die das Trompetensignal aus den Tönen des Dreiklangs immer wieder aufgriff und mit Naturnoten variierte.
Raye fühlte sich von der Einfallslosigkeit der Darbietung abgestoßen. Die Musik war zwar schmissig, sprach aber lediglich die niedrigsten Instinkte der Zuhörer an. Wer Lasky Baty kannte, würde sich niemals für so etwas begeistern können.
»Verehrtes Publikum!«, rief der Conferencier. Er kam Raye einfach nur schmierig vor. »Wir kommen nun zum Höhepunkt dieses Tourniers, dem Endkampf der Sieger, die die bisherigen sechs Runden überstanden haben. Von einhundertachtundzwanzig tapferen, furchtlosen Kämpfern sind das die mutigsten!« Er zeigte auf die beiden Forrils.
»Kraterhak Kan Deprok, Sippenältester mit einem berühmten Namen, der schon seit Hunderten Generationen vom Vater auf den Sohn weitergegeben wird.«
Der etwas massigere der beiden Forrils, der in der Mitte der Arena stehen geblieben war, riss erneut die Arme hoch. Raye bemerkte, dass es sich bei den Schichten unter seinem fettigen Pelz nur teilweise um Fett handelte. Unter einer dicken Speckschicht konnte sie das Spiel starker Muskeln sehen.
Das Publikum tobte.
»Und auf der anderen Seite Rank Han Orrak. Was Kraterhak ihm an Erfahrung voraus hat, macht er durch Kraft und Geschick wieder wett. Zwei absolute Favoriten! Wir freuen uns auf einen spannenden, fairen Kampf! Zu Ehren des Großen Waza!«
Diesmal fiel der Applaus etwas spärlicher aus.
Beide Forrils rülpsten laut und vernehmlich, wie es der Tradition entsprach, als der Name ihres ehemaligen Heiligtums fiel, und der Conferencier bemühte sich sichtlich, es ihnen gleich zu tun. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang. Wahrscheinlich hatte er diesbezüglich sein Pulver schon bei den zahlreichen Ausscheidungskämpfen verschossen. Bei den Forrils war es Sitte, jedes Mal ehrfürchtig zu rülpsen, wenn der Name des Großen Waza fiel.
Zehn alte, in Ehren vergilbte Ganzväter, deren Felle schon längst jeden Glanz verloren hatten, marschierten in einen Graben um die Hauptarena. Es handelte sich um Wazala, die solche Tourniere allesamt schon mehrfach siegreich beendet hatten und nun als Kampfrichter fungierten. Für den Höhepunkt dieses Wochenendes waren die erfahrensten der Erfahrenen aufgeboten worden.
Während der Vorrunden hatten sie eine wichtige Rolle gespielt. Die Ausscheidungskämpfe hatten in allen fünf Kampfkreisen gleichzeitig stattgefunden und jeweils maximal eine halbe Stunde gedauert. Konnten sich danach noch beide Kontrahenten auf den Füßen halten, mussten die Kampfrichter einen Sieger nach Punkten ausrufen.
Für den letzten Kampf galt diese zeitliche Beschränkung nicht. Erst, wenn einer der beiden Gegner aufgab oder nicht mehr aufstehen konnte, war die endgültige Entscheidung gefallen. Eigentlich waren die Wazala hier beim entscheidenden Kampf also überflüssig. Sie hatten in erster Linie die Aufgabe, auf die Einhaltung der wenigen Regeln zu achten, der Sieger ergab sich aber von ganz allein.
Die beiden Forrils wandten sich einander zu.
Der Conferencier wurde von dem Traktorstrahl wieder sanft in die Höhe gezogen und klatschte in die Hände.
Der Kampf begann.
Deprok schien damit zu rechnen, dass sein Gegner genauso vor- und umsichtig reagierte wie er selbst, sah sich aber getäuscht. Orrak stürmte sofort vor, um seinen Gegner zu rammen.
Der ältere und etwas schwerere Forril versuchte ihm noch auszuweichen, schaffte es aber nicht ganz. Orrak erwischte ihn am Hinterteil. Etwas knirschte laut; das Geräusch wurde von Richtmikrofonen bis zu den hintersten Rängen der Halle übertragen.
Deprok schrie laut auf, fuhr dann aber so schnell und wendig herum, wie Raye es seinem massigen Körper niemals zugetraut hätte, krallte die Finger der einen Hand in den dichten Pelz seines Gegners und die der anderen in den dichten Bart auf dessen stumpfer, breiter Schnauze. Er zog Orraks Kopf mit einem so heftigen Ruck nach unten, dass Raye glaubte, dessen Genick würde brechen.
Der jüngere Konkurrent verlor zwar das Gleichgewicht, als er mit dem Kinn auf den Boden prallte, schüttelte sich jedoch und rollte sich flink zur Seite. Deprok wollte sich auf ihn werfen, war aber nicht schnell genug und landete dicht neben ihm. Ein wütender Ringkampf entbrannte, bei dem die Forrils sich mit den beiden Armen und vier Beinen umklammerten.
Das ist barbarisch, dachte Raye. Über Jahrhunderte hinweg mochte der Kampf gegeneinander ihr Lebensziel gewesen sein; zwischen den einzelnen Sippen war es immer wieder zu Überfällen gekommen, bei denen die Parteien sich untereinander ausgeraubt hatten, und es war sicher mit großer Härte gekämpft worden. Aber die Forrils waren immerhin hochstehende Intelligenzwesen mit einer eigenständigen Kultur und Technologie, die dicht unterhalb der Raumfahrt stand. In ihrer Welt mochten sie solche Kämpfe ausfechten, aber hier, auf einem hochzivilisierten Planeten der Tefroder ... dieses Spektakel war einfach abscheulich und entwürdigend.
Mittlerweile war Blut geflossen. Rostrot sickerte es aus einer Wunde neben dem rechten der beiden kleinen, weit auseinander stehenden Augen Deproks.
Beide Forrils standen wieder, schwankten aber, schienen sich kaum noch auf den vier Beinen halten zu können. Orrak umkreiste seinen Gegner langsam, wagte aber keinen Angriff.
Deprok schwankte stärker, musste sich mit einer Hand abstützen. Der jüngere Forril nutzte die Chance, die sich ihm unvermittelt bot, stürmte vor ... und rannte ins Leere.
Eine Finte! Es war eine Finte gewesen.
Sein Konkurrent hatte sich zur Seite geworfen und rammte Orrak nun den Kopf in den Leib. Offenbar hatte er eine empfindliche Stelle getroffen, denn Orrak quiekte in einer Tonhöhe auf, die Raye für ein so massiges Wesen geradezu lächerlich vorkam, und brach zusammen.
Der ältere Forril stürzte sich auf ihn.
Und so ging es weiter, minutenlang. Dann war die halbe Stunde erreicht, nach der die Ausscheidungskämpfe abgebrochen wurden, doch keiner der beiden wollte aufgeben. Raye wusste nicht, woher sie die Kraft nahmen, doch gerade diese Zähigkeit zeichnete sie wohl aus. Nicht umsonst hatten Deprok und Orrak es ins Finale geschafft.
Und genau das wollten die Zuschauer sehen. Sie verteilten ihre Gunst gleichermaßen auf beide Kämpfer, feuerten immer denjenigen an, der gerade zusammenzubrechen oder einfach liegenzubleiben drohte.
Aber das Ende war abzusehen. Deprok, der ältere, erfahrenere Forril, würde den Sieg davontragen. Er hatte es besser verstanden, mit seinen Kräften hauszuhalten. Wo Orrak ungestüm angriff,