Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen. Thomas West

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Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen - Thomas West

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Und am Montagmorgen stand es in allen Zeitungen.

      20

      Keine Verbindung mit dem Server

      Ronald A. Lighthouse runzelte die Stirn. „Das gibt’s doch nicht‟, murmelte er. Ein zweites Mal versuchte, er sich in den Server einzuwählen. Wieder erschien das kleine Fenster auf dem Monitor: Keine Verbindung mit dem Server

      Er klemmte seine braune Aktenmappe unter den Arm und stand auf. Im Untergeschoss wandte er sich an die Lady hinter dem Informationsschalter. „Ich kriege keine Verbindung ins Internet.‟

      „Tut mir Leid, Sir – der Server ist zusammengebrochen. Gestern schon.‟ Lighthouse nickte stumm und verließ die Butler Library.

      Von der Empore aus beobachtete ihn ein schwarzhaariger Mann in einem eleganten Anzug. Der Mann tippte eine Nummer in sein Handy und drückte es ans Ohr.

      Ronald A. Lighthouse durchquerte das Foyer langsamer als sonst. Nachdenklich stieg er die Vortreppe in den Universitätscampus hinunter. Was jetzt? Wenn der Server zusammengebrochen ist, komm ich über keinen PC in der Uni ins Netz.

      Unschlüssig blieb er stehen. Studenten bevölkerten das Gelände. Er war heute erst nach der Mittagspause zur Uni gegangen. Außer ihm wusste wahrscheinlich schon jeder hier, dass der Server seinen Dienst eingestellt hatte.

      Moment mal ... gibt’s da nicht ein Internet Café in der Amsterdam Avenue?

      Eine Viertelstunde später saß er vor einem freien Terminal des Internet Cafés. Wie beim ersten Mal gab er die E-Mail-Adressen der drei wichtigsten Zeitungen in die Adressfelder ein. Und danach seinen Text:

      „Wir geben der Öffentlichkeit die Hinrichtung des linken Homosexuellen Paul Glendale bekannt! Wir dulden keine liberalen Elemente im staatlichen Erziehungssystem! Der Kampf geht weiter!

      Weißer Widerstand zur Befreiung von Gottes eigenem Land‟

      Er schickte die E-Mail ab und verließ das Café.

      Viel hatten sie nicht über Glendale herausgefunden. Nur, dass er mal einen Leserbrief in der New York Times geschrieben hatte, in dem er sich gegen die Todesstrafe wandte. Egal. Was man nicht genau wusste, musste man eben erfinden. Hauptsache, die Öffentlichkeit nahm ihren Kampf endlich zur Kenntnis.

      Im Laufschritt ging Lighthouse zurück zur Universität. In zehn Minuten begann das Geschichtsseminar. Und danach wollte er direkt von der Columbia University nach Jersey City fahren. Er hatte eine Versammlung der Gründungsmitglieder einberufen. Noch in dieser Woche sollte der Big Apple wieder vom Weißen Widerstand zur Befreiung von Gottes eigenem Land hören.

      „Die Ohren werden euch gellen‟, murmelte Ronald A. Lighthouse. Euphorisch fühlte er sich. „Jawoll – die Ohren werden euch gellen!‟

      21

      „Ich weiß selbst nicht, warum ich auf ihn aufmerksam wurde – der Bursche fällt einfach aus dem Rahmen.‟

      Wir belagerten die offene Seitentür der mobilen Einsatzzentrale. Clive Caravaggio, Percy Roman, Milo und ich. Aus dem Lautsprecher des Telefons drang Orrys Stimme. Der Chef saß auf dem drehbaren Hocken vor der Gerätekonsole und telefonierte mit unserem Kollegen. Wir hörten mit.

      „Die altmodischen Klamotten, die Frisur, dieses komische Lippenbärtchen, und vor allem die Art, wie er sich unter den vielen Studenten in der Bibliothek bewegte – als seien alle anderen nur Statisten in einem Drama, in dem er die Hauptrolle spielt ...‟

      Wir blickten uns an. Keiner war so recht überzeugt. Aber abgesehen von Percy Roman wusste jeder von uns, dass Orry über eine Intuitionsgabe verfügte, die an einen Sechsten Sinn grenzte.

      „... keine Ahnung, wie ich drauf komme, Sir – fragen Sie mich was Leichteres. Jedenfalls ist er sofort zum Internet Café in der Amsterdam Avenue gegangen. Er war nur zehn, zwölf Minuten drinnen. Zehn, zwölf Minuten lang surft man nicht aus Jux und Dollerei im Internet herum. Das ist die Zeit, die man für eine kurze E-Mail braucht. Und hinterher hatte er es ziemlich eilig, wieder an die Uni zu kommen.‟

      „Ich wage es kaum zu hoffen, Medina – aber Ihrem Schnüfflerinstinkt traue ich fast alles zu.‟

      „Nix da Schnüfflerinstinkt. Das sind die Gene, Sir – Indianerinstinkt.‟

      „Wie auch immer – wir werden jetzt die Zeitungsredaktionen anrufen und wenn sich Ihr ... sagen wir: Ihr Verdacht bestätigt, schicke ich Verstärkung zur Columbia University.‟

      „Alles klar, Sir. Nach dem Programm, das hier vor der Tür am Schwarzen Brett hängt, dauert das Seminar bis um halb fünf. Wir haben also noch zwei Stunden Zeit.‟

      „Gut, Medina. Observieren Sie den Mann. Wir melden uns bei Ihnen.‟ Der Chef legte auf.

      Er drehte sich zu uns um. „Clive – sorgen Sie dafür, dass an sämtlichen Straßen, die von der Columbia University nach Harlem oder in die Westside oder nach Osten führen, Wagen von uns stehen. Mit je zwei Agenten und in spätestens anderthalb Stunden.

      Er wandte sich an Jay und Leslie. „Und Sie sorgen bitte dafür, dass an jedem Ausgang des Universitätsgeländes ein Team zu Fuß wartet – falls der Mann die U-Bahn benutzt. Bitte gut tarnen.‟ Erneut griff er zum Telefon. „Und ich rufe jetzt die Chefredaktion der New York Times an.‟

      Keine zwei Minuten später wussten wir, dass Orrys Instinkt ihn nicht getrogen hatte: Bei der New York Times war per E-Mail ein Bekennerschreiben eingegangen.

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