Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen. Thomas West

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Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen - Thomas West

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sich endgültig verziehen würden.

      Irgendwo im Garten brach ein Ast.

      Jerrys Kopf zuckte vom Okular weg. Er lauschte. Wieder ein Geräusch, leiser diesmal. Vielleicht eine Katze. Oder ein Fuchs? Jerry stand von seinem Drehhocker auf. Am Teleskop vorbei schob er den Kopf aus dem Fenster und spähte in die Dunkelheit.

      Nichts. Oder halt: Ein Schatten am Werkzeugschuppen. Keine Katze, kein Fuchs. Der Schatten war viel größer. Der Schatten ging aufrecht. Ein Mensch.

      Was führte ein Mensch im Schilde, der anderthalb Stunden vor Mitternacht über einen Zaun kletterte und sich an ein unbeleuchtetes Haus heranschlich? Nichts Gutes jedenfalls. Sonst hätte er an der Haustür geklingelt.

      Auf Zehenspitzen schlich Jerry durchs Zimmer zu seinem Bett. Das Mobiltelefon lag auf dem Nachttisch.

      Jerry Richards war ein umsichtiger Mensch. Deswegen hatte er die Notrufnummer mit einem Code abgespeichert. Mit der Taste für die Ziffer eins sogar. Zwei war Amys Handy. Und drei das Beekman Downtown Hospital, wo er als Chirurg arbeitete.

      Er drückte die 1. Die Frauenstimme, die ihn nach seinem Namen und dem Grund seines Notrufs fragte, klang so laut, dass Jerry ein „Psst!‟ entfuhr und er neben dem Bett in Deckung kauerte.

      „Ein Einbrecher schleicht sich durch meinen Garten. Schicken Sie ganz schnell einen Streifenwagen vorbei ...‟

      Im Flüsterton gab er die Adresse seines Wochenendhauses durch. Und schon erschien der Schatten des Eindringlings vor dem Fenster.

      O Mist! Ich hab das Fenster offen gelassen.

      Deutlich konnte Jerry die Silhouette des Revolvers in der Hand des Fremden sehen.

      „Er ist bewaffnet ...‟ So leise zischelte er das in sein Handy, dass die Frauenstimme ihn bat, den Satz zu wiederholen. Jerry tat es nicht. Er warf das Handy aufs Bett und krabbelte auf allen Vieren zur Schlafzimmertür.

      Der Mann vor dem Fenster machte Anstalten, ins Zimmer zu steigen. Jerry trug schwarze Kleidung und hatte schwarze Haut – so ohne weiteres war er in der Dunkelheit nicht auszumachen. Vielleicht hätte er sogar unbemerkt die Tür erreicht, wenn ihm der verdammte Gitarrenkoffer nicht im Weg gewesen wäre.

      Das sperrige Ding kippte um, und eine heisere Männerstimme sagte: „Bleib bloß stehen, sonst brenn ich dir ein Loch in den Pelz!‟ Und im gleichen Moment hörte Jerry sein Teleskop auf dem Boden aufschlagen.

      Er sprang auf. Mit zwei Schritten war er an der Tür. Ein Schuss krachte, links über Jerry schlug eine Kugel in die Holzwand ein. Er drückte die Tür, rannte zur Haustür und dann über den Kiesweg zum Gartenzaun. Mit einem Sprung setzte er drüber.

      In seiner Erinnerung geschah das alles innerhalb einer einzigen Sekunde. Wie er das Gestrüpp auf der anderen Seite des Zufahrtsweges erreichte, konnte er später nicht mehr sagen.

      Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, als er auf dem Bauch lag und zurück zu seinem Haus blickte. In der offenen Haustür stand er, der Mistkerl, reglos, als würde er lauschen. Sekundenlang verharrte er so. Bis er sich umdrehte, und die Tür hinter sich schloss.

      „Mist! Mist!‟ Jerry dachte an sein Teleskop, an die teure Kamera und das Bargeld in seiner Brieftasche. Sie lag auf dem Nachttisch. „Mist!‟ Zum ersten Mal bereute er, die Waffe, die Amys Vater ihm schon x-mal angeboten hatte, nicht angenommen zu haben.

      Er bohrte die geballte Faust in den feuchten Sand. Bäuchlings rutschte er zwischen den Ginstersträuchern hindurch bis an den Rand des Weges. Dort spähte er nach links. Wenn die Cops kommen würden, dann aus dieser Richtung. Er glaubte eine Polizeisirene zu hören.

      Was dann geschah, kapierte Jerry auch zwanzig Minuten später noch nicht, als die Cops längst an Ort und Stelle waren und mit ihm in die Trümmer seines brennenden Hauses starrten.

      Für einen Augenblick glühte plötzlich Licht hinter den Fenstern auf. Eine gewaltige Explosion zerriss die Stille der Nacht. Die Haustür segelte aus der Fassung und schlug im Kies auf. Glas splitterte, der Boden vibrierte ...

      4

      Die Türen öffneten sich zischend. Menschen drängten aus dem Waggon auf den Bahnsteig. Ricky drückte sich gegen die Leute, die hinter ihm darauf, warteten endlich einsteigen zu können. Er war müde, sehr müde.

      Der harte Deckel einer Aktentasche streifte sein Kinn. Ein korpulenter Grauhaariger schob sich so nahe an Ricky vorbei, dass er ihm auf die Füße trat. Dann endlich war der Eingang in den Waggon frei.

      Wie ein Mann setzte sich die wartende Menge in Bewegung. Einige Jugendliche stießen Ricky zur Seite. Sie drängten sich an ihm vorbei. Und von hinten schob die Menge ihn in den Wagen.

      Ricky überließ sich der Bewegung der Masse. Er wurde in den Mittelteil des Waggons geschoben. Sich selbst mit Ellbogen und Körpereinsatz zu einem freien Platz durchzuarbeiten, kam ihm nicht in den Sinn. Nie kam ihm Derartiges in den Sinn.

      Ricky hatte in seinem siebzehnjährigen Leben gelernt, seine Strategien seinen Möglichkeiten anzupassen. Und seine Möglichkeiten hielt er für begrenzt. Jedenfalls seine körperlichen Möglichkeiten: Er war klein und schmächtig.

      Zweiundneunzig Pfund brachte er auf die Waage, bei bescheidenen einhundertsechsundsechzig Zentimetern. Das war, weiß Gott, nicht viel für einen Siebzehnjährigen.

      Er hielt sich an einer Haltestange im Mittelteil des Waggons fest. Die morgendliche Menschenflut verteilte sich auf die freien Plätze und den Raum zwischen den Sitzreihen. Kein Sitzplatz blieb unbesetzt. Ricky hatte es nicht anders erwartet.

      „Hi, Thompson!‟, rief ein Stimme von der Seite. „Hast du auch brav deine Milch getrunken heute morgen?‟ Gelächter quittierte den blöden Spruch.

      Ricky brauchte nicht hinzusehen. Die Stimme würde er unter Tausenden erkennen. Heute Nacht in einem schlechten Traum hatte er sie zuletzt gehört.

      Der Zug fuhr an. Im dunklen Fensterglas erkannte er Lester Pirelli, umgeben von seinen Vasallen. Fünf Jungens aus Rickys Highschoolklasse. Unter allen Feinden, die New York City gegen ihn aufbot, die Sturmspitze. Sie beschlagnahmten drei Sitze.

      „Hey, Thompson, Mann!‟ rief Lester Pirelli. „Wie ist das bei euch da oben in Wyoming – grüßt man da alte Bekannte nicht, wenn man sie morgens im Bus trifft?‟

      Ricky schluckte. Der Teufel soll dich holen!

      Er drehte sich halb zur Seite, so dass er die Jungen hinter sich sehen konnte. Alle trugen sie graue oder schwarze Windjacken mit Längsstreifen an den Ärmelnähten. Wollmützen oder Skaterhüte bedeckten ihre

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