Reisen unter Osmanen und Griechen. David Urquhart
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Des Abtes bester Anzug wurde mir gebracht. Eine alte Kalogria oder Nonne, die in schwesterlicher Liebe bei dem Abt lebte, badete mich in warmem Wasser und rieb mich mit Öl ein, da nicht ein Geviertzoll meiner Haut ungeschunden war. Sie krönte ihre sorgsame Aufmerksamkeit durch eine erquickende Schale griechischen Athol Aroge - will heißen Arrak und Honig.
Lezini ist ein kleines, niedriges Felseneiland im Moor gleichen Namens, das sich von Pétala bis nach Trigardon erstreckt. An einigen Stellen ist es nur durch eine schmale Bucht von der See getrennt und bei Katuna tritt es an die Ufer des Aspropotamos. Es hat das Ansehen einer fruchtbaren Ebene und ist mit schlankem und grünem Schilf bedeckt, dessen Wurzeln sich verbreiten und eine beständig zunehmende Kruste verfaulter Pflanzen zusammenhalten. Diese bilden einen zweiten Boden, der keinen Menschen trägt, aber bei einer Dicke von zwei oder drei Fuß für Boote völlig unbefahrbar ist. Er hängt wenigstens vier oder fünf Fuß über dem eigentlichen Boden, ohne jedoch zu schwimmen, denn die Winterfluten steigen über seine Oberfläche. Kanäle durchschneiden das Moor von der Küste nach Lezini und von dort nach Trigardon, von Trigardon nach der Mündung im Nordwesten. Von da windet sich ein anderer Kanal längs dem nördlichen Ufer und biegt sich nach Lezini zurück. Die Mündung ist unweit Pétala und das Gefälle des Stroms reicht hin, eine Mühle in Bewegung zu setzen, so daß es nach der Bauart der dortigen Mühlen nicht geringer sein kann als acht oder zehn Fuß. Das läßt mich vermuten, ein Durchstich vom Moor nach der See würde wahrscheinlich den größten Teil dieses ungeheuren und schädlichen Morastes in fruchtbare Felder verwandeln. Nebenbei möchte die Senkung des Wassers in diesem Bassin es möglich machen, das Wasser des Achelous hindurchzuführen, wo dieser, wie in einem Teich, die große Erdladung absetzen könnte, die er jetzt in die See hineinschwemmt.4
Man hat angenommen, das Moor von Lezini sei einer, oder seien die beiden Seen, denen Strabo eine Länge von zwölf Meilen gibt. Zur Bestätigung dieser Annahme wird die Ähnlichkeit des Wortlautes zwischen Kynia und Lezini angeführt, und den Unterschied der Weite schiebt man auf den allmählichen Anwuchs der Küste von der See. Ich bin indes geneigt zu glauben, daß diese Seen weiter gegen Süden lagen und jetzt ein Teil des Festlandes von den Paracheloïtis geworden sind. Strabo zählt nach Süden rechnend so: Hinter Oiniadai kommt Kynia, dann Mylete und Uria und dann die Fischmoore, so daß sie zwischen der nördlichen Mündung bei Oiniadai und der ehemaligen südlichen oder Anatolikón Stoma, jetzt Anatolikó, gelegen haben müssen. Ich bin deshalb der Meinung, daß Lezini ein neu entstandenes Moor ist.
Soweit ich von der Beschaffenheit des Bodens habe urteilen können, besteht er aus Ton. Die angeschwemmten Niederschläge haben natürlich mehr oder weniger zugenommen, aber ich habe an diesen Küsten unveränderlich bemerkt, daß Tonboden, der an und für sich weder dem Zunehmen noch dem Abnehmen unterworfen ist, jedesmal auf eine Senkung der Küste hindeutet. Nach der klaren Wortfügung Strabos lagen die Moore von Kynia u.s.w. im Süden des Achelous. Dort liegen jetzt keine erheblichen Moore; der Boden ist angeschwemmt und durch natürliches Wachstum höher geworden. Im Norden des Achelous waren keine Moore5, jetzt aber liegt dort ein sehr großes, dessen Boden Ton ist. Leukadia hing früher mit dem Festland zusammen, mittels einer Landenge trockener Erde, über welche die lakedämonischen Galeeren geschleppt wurden. Diese Halbinsel besteht aus Ton und ist jetzt mit Wasser bedeckt. Die römische Pflasterstraße längs der nördlichen Küste des Golfs von Arta läuft über Ton; der Weg wurde damals ganz gewiß nicht unter Wasser erbaut, jetzt steht vier Fuß hoch Wasser darüber. Das alte Ablyzia, dessen Ruinen Phido Kastro genannt werden, ist ganz gewiß nicht im Wasser gebaut, jetzt kann man nur zu Schiff dorthin kommen. Der Eingang in den Meerbusen von Korinth wird bei Strabo auf sieben Stadien angegeben, er ist jetzt zweimal so breit; das Land an beiden Seiten ist niedrig und der Boden ist Ton. Natürlich kann solche Senkung nicht überall sichtbar sein, wo die Küste angeschwemmt ist, und im Gegenteil sind solche Stellen im Vergleich zur Meeresfläche höher geworden.
Ich bedauerte sehr, daß ich keine Zeit hatte, durch gründlichere Beobachtung diesen Punkt genügend festzuhalten, doch möchte ich, zur Unterstützung der Annahme einer Küstensenkung, noch anführen, wie verhältnismäßig wenig die Deltas des Evenus und Achelous in neuerer Zeit zugenommen haben gegen die entfernteren Perioden; ein Umstand, der schon zu Pausanias’ Zeiten bemerkt wurde, da er versuchte, ihn zu erklären.
In der höchsten Gegend von Lezini stehen die Trümmer einer venezianischen Festung von ansehnlicher Ausdehnung mit sehr dicken Mauern. Die Insel ist während der Revolution immer ein Zufluchtsort gewesen und ist der einzige jungfräuliche, uneroberte Platz Griechenlands. Als der Pascha von Skodra Akarnanien verheerte, war die Insel mit neunhundert flüchtigen Familien angefüllt. Der junge Pascha und seine Ghegs (Nordalbanesen) brannten vor Rachedurst wegen des Einfalls in ihr Lager und der Niederlage, die Markos Botzaris6 und seine Handvoll Helden ihnen beigebracht hatten. Sie kamen an den Rand des Moors und jubelten schon im voraus, wie sie ihren gefallenen Kameraden die auf der Insel befindlichen Flüchtlinge zum Opfer schlachten wollten. Sie versuchten, über die trügerische Kruste des Sees einen Weg zu bahnen; ihre Fußsoldaten verstrickten sich, die Reiter sanken ein und „Roß und Reiter sah man niemals wieder.“ Zurückgewiesen und verdrießlich zerstreute sich nun die Horde über die Hügel, hieb die Zweige von den Bäumen und begann Faschinen zu binden, um einen Weg zu errichten. Ihre ungeregelten Bemühungen nützten aber nichts; sobald sie etwas weiter gekommen waren, durchbrach ihr dem unsicheren Fußpfad unangemessenes Gewicht die schwankende Kruste; ganze Massen versanken, noch mehrere blieben im Schilfrohr stecken oder wurden im Schlamm halb begraben. Die schlauen Albanesen, welche die Türken aufgemuntert hatten, hohnlachten nun über den jämmerlichen Ausgang, und die Griechen vom Eiland riefen Hohn und Spott, und sicher hinter ihren Felsen ruhten sie auf ihrem Neunpfünder und ihren Flinten. Nun beschlossen die Türken, Bäume zu fällen und Flöße zu bauen, aber woher sollte man Beile nehmen? Das kostete Zeit. Die Gegend umher war gänzlich verwüstet und der Mundvorrat knapp. Die wenigen herbeigeschafften Geräte wurden bald unbrauchbar und man kam nicht weiter. Der Zorn des Paschas hatte inzwischen Zeit gehabt, sich abzukühlen; er begriff, daß „le jeu ne valait pas la chandelle“ (das Spiel nicht des Lichtes wert sei) und zog endlich ab. Durch die Intrigen des Südalbanesen Omeros Vryonis wurde dieses Heer, das an Muskelkraft, Wuchs, tierischem Mut und Ergebenheit für seinen Führer eines der schönsten gewesen, das in den letzten Jahren einer türkischen Fahne gefolgt war, dem Schicksal ausgesetzt, einzeln niedergehauen zu werden und seine Kraft an Moor und Felsen zu verschwenden. Ein jämmerlicher Überrest nur kam Im Winter 1823 nach Skodra zurück. Die aufkeimende Neigung der Ghegs, sich in die Angelegenheiten ihrer Nachbarn zu mischen, war zurückgewiesen und der Krieg in Griechenland blieb wie zuvor eine Quelle der Plünderung, der Bezahlung und des Einflusses für die kriegerischen muselmanischen7 Völkerschaften von Mittelalbanien.
Am nächsten Morgen sagten wir den Ausdünstungen von Lezini Lebewohl und gingen bei Ouria über den Aspropotamos zurück, wo wir unser Ziel wieder sahen. Ein bei der Überfahrt des