Thomas von Kempen. Thomas von Kempen

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Thomas von Kempen - Thomas von Kempen Die Mystiker-Reihe

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sowie die Ablehnung aller geistlichen Privilegien. (Im nachfolgenden Reformationsjahrhundert wird Martin Luther darauf hinweisen, dass im Grunde jeder getaufte Christ bereits einen potenziellen Priester verkörpert.12 ). „Völlig neu war gegenüber früheren Rückgriffen auf das urkirchliche Gemeinschaftsleben ihre Methodik: die intensive Lektüre zur eigenen Erbauung, die Meditation anhand von herausgeschriebenen Merksätzen und die schriftliche Gewissenserforschung: Hier wurde sozusagen die städtisch-rationale Verwaltungspraxis in die private Religiosität übertragen.“13

      Von 38 eigenen Schriften abgesehen, führte seine umfangreiche Abschreibetätigkeit zur Kompilation der Nachfolge Christi, durch die er berühmt geworden ist. Thomas verstand sich im Übrigen nicht als auctor, sondern als scriptor (Schreiber). Das ist nicht zuletzt angesichts der Tatsache zu berücksichtigen, dass die Verfasserschaft des Buches lange Zeit hindurch umstritten war. Mehrere prominente Persönlichkeiten des geistlichen Lebens vermutete man hinter dem in zahlreichen Handschriften verbreiteten und viel gelesenen Buch. Erhalten hat sich ein Autograf, also ein aus des Kempeners eigener Hand verfasstes vollständiges Nachfolge-Buch. Gegen 40 Namen wurden als mögliche Autoren vermutet, darunter Geert Groote, sowie andere Mitglieder der Devotio oder gar Bernhard von Clairvaux! Das entsprach einer zusätzlichen bedeutenden Aufwertung der Nachfolge Christi. Abgesehen davon, dass der spirituelle Rang eines Buches nicht allein von seinem etwaigen Autor abhängt, wird man davon ausgehen können, dass Thomas von Kempen die ihm zugänglich gewordenen Textteile in einem abschließenden Arbeitsgang zusammengefügt, bearbeitet und schließlich herausgegeben hat. Ausschlaggebend konnte nur der Gehalt des vierteiligen Buches sein. Und das Ergebnis zeigt, wie gut der „Scriptor“ seine Bibel kennt und wie vertraut ihm aber auch Texte der Philosophie wie der Kirchenväter gewesen sein müssen, nicht zu vergessen Bernhard von Clairvaux, um einer solchen Arbeit gewachsen zu sein. Dazu bemerkt Johanna Lanczkowski:

      DIE NACHFOLGE CHRISTI IN VIER BÜCHERN

      Das erste Buch der Nachfolge Christi bietet Ratschläge und Ermahnungen (admonitiones), wie sie Menschen innerhalb wie außerhalb eines Klosters zur spirituellen Lebensgestaltung mit Blick auf die Nachfolge Jesu Christi nützlich sein können. Und wenn die in Bruder- und Schwesternhäusern Lebenden, abgesehen von den Augustiner Chorherren der Windesheimer Kongregation, sich keiner strikten Ordensregel unterwarfen, so stellen Kloster und Zelle zumindest ein Gleichnis für die eigene Innerlichkeit dar. Prinzipiell geht es darum, sich in das Leben des Herrn zu versenken und als Vorbild für das eigene geistliche Unterwegssein zu betrachten. Wenn beispielsweise der Rat gegeben wird, das Herz möge sich von allen Äußerlichkeiten um des Ewigen willen abwenden, so ergibt sich aus heutiger Sicht daraus eine überaus befremdliche weltdistanzierte Einstellung. Sie beherrscht ohnehin die Spiritualität der Devotio moderna im Allgemeinen und des Nachfolge-Buches im Besonderen. Diese Einseitigkeit soll jedenfalls nicht verschwiegen werden.

      Derselben Haltung entspricht die in diesen Kreisen zu beobachtende Skepsis gegenüber allzu abgehobenen Spekulationen, wie sie aus der zeitgenössischen Philosophie und der scholastischen Theologie bekannt geworden sind. Daher konnte es nur verpönt sein, wenn ein Priester und Theologe sich etwas auf seinen geistlichen Status zugute tut, es jedoch an einer ernsthaften spirituellen Gesinnung und Ethik mangeln lässt. Umso mehr wird die zeitbedingte praktizierbare Frömmigkeit geschätzt, um den in Kirche und Gesellschaft sich abzeichnenden Niedergangserscheinungen durch eine umso strengere Askese entgegenzutreten. Alle Übung dient dem Ziel einer nüchternen Selbsterkenntnis und als Demut deklarierten kritischen Selbsteinschätzung. So gesehen sind es die Ideale des mönchischen Lebens, wie sie nach der Überzeugung der Devoten das Leben eines

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