Thomas von Kempen. Thomas von Kempen

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Thomas von Kempen - Thomas von Kempen Die Mystiker-Reihe

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einem wahrhaft mönchischen Leben ist das Vorbild der heiligen Väter und systematische Übungen (exercitia). Am fruchtbarsten ist indes die Einsamkeit und Stille der Zelle, so kann man Gott am besten dienen. ‚In der Zelle wirst du finden, was du draußen oft verlierst. Dauernd in der Zelle zu sein, macht sie köstlich ... In Schweigsamkeit und Stille gedeiht die andächtige Seele und lernt die Geheimnisse der Schrift.‘ “20

      Mehr noch: Im 20. Kapitel gibt Thomas den Rat, Jesus als den Geliebten der Menschenseele einzuladen und die Türe der Zelle zu verschließen. Mit keinem als mit diesem Gast werde der Meditierende den ersehnten inneren Frieden empfangen.

      Im zweiten Buch kommt die mystische Note der Christus-Nachfolge in der Weise zur Geltung, dass der Kompilator der Schrift darauf bedacht ist, dem inneren Meister eine ihm angemessene Wohnung, das heißt eine entsprechende geistigseelische Beheimatung zu schaffen. Deshalb das Insistieren auf Reinheit und Einfalt des Herzens, auf die Schärfung des Gewissens und die Herstellung eines inneren Friedens. Auch hier wird Jesus als Freund und Geliebter geachtet, der in der Herzenstiefe wohnen möge. Mit Recht wird das 12. und letzte Kapitel dieses zweiten Buches als Höhepunkt bezeichnet, geht es doch um den „Königsweg des Kreuzes“. Daher der Hinweis: „Wandle, wo du willst, suche, was du willst, du wirst keinen Weg höher hinauf, noch einen sichereren nach unten finden als den Weg des heiligen Kreuzes!“

      Das dritte Buch bietet mancherlei Anklänge an das in den beiden vorausgegangenen Buchteilen Gesagte. Der Schreiber will seinen Lesern in der Weise einen inneren Zuspruch vermitteln, dass er die Bereitschaft zu einem inneren Hören zu wecken versucht. Er tut es in Anlehnung an Psalm 84: „Ich will hören, was Gott der Herr in mir spricht.“ Dies lässt sich als eine Einladung zur Kontemplation verstehen, in der der Übende jene Stille herstellt, die nötig ist, damit das wortlose Wort vernommen werden kann. Von daher ergibt sich auch eine dialogische Struktur, nach der der innere Christus zur menschlichen Seele spricht. Und deren Antwort kann nur ein beseligendes Hören und Schweigen sein.

      Gipfelt das zweite Buch in dem erwähnten Kapitel vom „Königsweg des Kreuzes“, so zeigt das vierte Buch, worin aufs Ganze gesehen das Ziel des Christus-Wegs besteht. Und dieses Ziel wird Mal um Mal in der Feier der Eucharistie, beim heiligen Abendmahl, symbolisch erreicht. Denn der sakramentale Akt der Verbindung mit Christus in der Kommunion mittels Brot und Wein ist zugleich und hauptsächlich ein mystisches Geschehen. Damit setzt Thomas von Kempen in der Nachfolge Christi ein bedeutsames Zeichen. Haben sich zahlreiche Kapitel dieser Schrift in der Hauptsache mit dem Exerzitiencharakter dieses Erbauungsbuches beschäftigt, haben sie Anleitungen und Vorschläge für das Vorankommen auf dem Weg vermittelt, so hebt das abschließende Buch hervor, wohin die Devotio moderna als individuell gestalteter Seelenweg führen will, nämlich zur Gemeinschaft mit dem Christus selbst. So liest man auf den letzten Seiten der Imitatio:

      „Jeder Andächtige kann alle Tage und zu jeder Stunde zur geistlichen Kommunion Christi heilsam und ohne Hinderung hinzutreten. Denn jedes Mal kommuniziert er in mystischer Weise und wird unsichtbar gestärkt, wenn er das Mysterium von Christi Menschwerdung und seine Passion andächtig betrachtet und in Liebe zu ihm entbrennt.“

      ZUR WIRKUNGSGESCHICHTE

      Das Werk des Kempeners und seiner geistesverwandten Freunde trägt wohl die der mittelalterlichen Frömmigkeitstradition verpflichteten Deutungen des Jesus-Lebens. Sie ist auch nicht frei von Einseitigkeiten und Akzentsetzungen, deren Anerkennung einem heutigen Leser schwer fallen. Doch – lutherisch gesprochen – in der „Freiheit des Christenmenschen“ lassen sich in mancher Hinsicht auch unzeitgemäß scheinende spirituelle Schriften als Übungsbücher akzeptieren. Mit anderen Worten: Was uns aus vergangenen Lebens- und Glaubenswelten überkommen ist, fordert uns zu einer Über-Setzung auf. Und es bedarf keines besonderen Hinweises, dass es sich dabei nicht allein um sprachliche oder gedankliche Verdeutlichung handelt. Wie aber kam es zu dem außerordentlichen Erfolg des Nachfolge-Buches? Der Mystik-Historiker Kurt Ruh verweist auf den geistlichen Gehalt und sagt von der Imitatio:

      ZUR VORLIEGENDEN AUSGABE

      Der Auswahl aus den vier Büchern der Thomas von Kempen zugeschriebenen Nachfolge Christi ist die lateinische Fassung De imitatione Christi. Libri quatuor, Ratisbona-Regensburg 1957 zugrunde gelegt. Zum Vergleich wird herangezogen: Gerrit Grote, Die Nachfolge Christi oder das Buch vom innern Trost, Olten-Freiburg 1947 und Geert Groote, Thomas von Kempen und die Devotio moderna, hg. von Hans Norbert Janowski, Olten-Freiburg 1978. Die Zitate aus dem Briefwechsel des Thomas von Kempen finden sich in: Wilhelm Oehl (Hg.), Deutsche Mystikerbriefe des Mittelalters 1100 – 1550 (1931), Darmstadt 1972.

      1 Josef Sudbrack, Existentielles Christentum, in: Geist und Leben 35 (1964), 38 ff.

      2 Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer. Eine Biographie, München 1967, 515 ff. – Gerhard Krause, Bonhoeffer, Dietrich, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE) Bd. 7, 55 ff.

      3 Gerhard Wehr, „Nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen“. Mystik im 20. Jahrhundert, Gütersloh 2011, 72 ff; 152. ff.

      4 A. Schulz, Nachfolge, in: Heinrich Fries (Hg.), Handbuch theologischer Grundbegriffe, München 1970, Bd. 3, 215.

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