Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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seinem Verwalter aber befahl er, er solle ihr nichts in den Weg legen und ihr Speise und Trank mit den übrigen Schnittern gewähren. Die Mehlspeise nun, die Ruth von ihm erhielt, bewahrte sie für ihre Schwiegermutter auf und brachte sie ihr abends mit den Ähren, ebenso wie auch Naamis einen Teil des Essens, das die Nachbarn ihr in fürsorglicher Wohltätigkeit gebracht hatten, für Ruth aufbewahrt hatte. Ruth erzählte nun ihrer Schwiegermutter alles, was Boaz ihr gesagt hatte, und da Naamis ihr mitteilte, er sei ihr Verwandter und werde aus Frömmigkeit vielleicht für sie sorgen, ging sie auch an den folgenden Tagen mit den Mägden des Boaz auf das Feld zum Ährenlesen.

      3. Einige Tage nachher, als die Gerste schon ausgedroschen war, kam auch Boaz wieder auf das Feld und schlief auf seiner Tenne. Als Naamis das hörte, hatte sie den Einfall, Ruth solle sich zu ihm legen; denn sie glaubte, es werde für sie von Nutzen sein, wenn er mit Ruth sich unterhielte. Sie schickte also die Ruth hin, damit sie zu seinen Füßen sich schlafen lege. Ruth, die es als ihre Pflicht ansah, keinem Befehl ihrer Schwiegermutter zu widersprechen, begab sich nach der Tenne, und Boaz merkte zunächst ihre Anwesenheit nicht, da er fest schlief. Mitten in der Nacht aber erwachte er, und da er merkte, dass ein Weib bei ihm schlief, fragte er sie, wer sie sei. Und als sie ihren Namen nannte und um Verzeihung bat, da sie nur als seine Dienerin hier liege, schwieg er. Morgens früh aber, ehe noch das Gesinde sich zur Arbeit erhoben hatte, weckte er sie, hieß sie so viel Gerste mitnehmen, als sie tragen könne, und damit zu ihrer Schwiegermutter gehen, bevor jemand erfahre, dass sie dort gelegen habe. Denn die Klugheit gebiete, sich vor Verleumdung zu hüten, zumal sie sich nichts hätten zuschulden kommen lassen. »Über die ganze Angelegenheit aber«, sagte er, »bestimme ich Folgendes. Zunächst muss ich denjenigen, der dir näher verwandt ist als ich, fragen, ob er dich heiraten will. Will er das, so folgst du ihm, im anderen Falle werde ich dich zu meiner rechtmäßigen Gattin machen.«

      4. Als Ruth diese Worte ihrer Schwiegermutter mitteilte, war diese wohlgemut in der Hoffnung, Boaz werde sich ihrer annehmen. Um Mittag kam Boaz in die Stadt, ließ die Ältesten zusammentreten und die Ruth nebst ihrem nächsten Verwandten herbeirufen. Als der Letztere gekommen war, fragte ihn Boaz: »Willst du das Erbe des Elimelech und seiner Söhne in Besitz nehmen?« Und da dieser ja sagte, weil es ihm als Verwandten von Rechts wegen zustehe, fuhr Boaz fort: »Du musst aber das Gesetz nicht nur zur Hälfte erfüllen, sondern alles tun, was es vorschreibt. Dieses Weib nämlich ist die Witwe des Mallon, die du nach dem Gesetz heiraten musst, wenn du das Erbe antreten willst.« Jener aber überließ nun dem Boaz, der ja den Verstorbenen ebenfalls verwandt sei, Weib und Erbe, weil er selbst schon Frau und Kinder habe. Boaz rief also die Ältesten zu Zeugen an und befahl dem Weibe, sie solle herantreten, dem anderen den Schuh ausziehen und ihm ins Angesicht speien. Nachdem das geschehen, nahm Boaz die Ruth zur Ehe, und nach Jahresfrist bekam er von ihr einen Sohn. Diesen zog Naamis auf und nannte ihn auf den Rat der anderen Weiber Obed, weil sie ihn zur Pflege ihres Greisenalters großzog; denn Obed heißt in hebräischer Sprache »Diener.« Von Obed stammte Jesse, der Vater Davids, der als König regierte und seinen Nachkommen bis ins einundzwanzigste Geschlecht die Herrschaft hinterließ. Dies glaubte ich von Ruth erzählen zu müssen, um daran Gottes Allmacht zu zeigen, dem es leicht ist, auch niedrige Menschen zur höchsten Würde zu erheben, wie er das mit David tat, der von unbedeutenden Ahnen abstammte.

      ZEHNTES KAPITEL

      Von der Geburt des Propheten Samuel und wie er den Tod

      der Söhne Elis vorhersagte.

      1. Die Hebräer aber fingen bald, da ihre Verhältnisse sich wieder verschlechterten, einen Krieg mit den Palästinern an aus folgender Ursache. Der Hohepriester Eli hatte zwei Söhne, Ophnis und Phineës. Diese waren ebenso gewalttätig gegen die Menschen als pflichtvergessen gegen Gott und schreckten vor keiner Nichtswürdigkeit zurück. Einiges nahmen sie weg, weil sie es gewissermaßen als Ehrengeschenk in Anspruch nahmen, anderes stahlen sie geradezu, und die Weiber, die der Gottesverehrung halber das Heiligtum besuchten, schändeten sie teils mit Gewalt, teils nachdem sie dieselben durch Geschenke verführt hatten. So unterschied sich ihre ganze Lebensweise in nichts von der eines Tyrannen. Der Vater zürnte ihnen deshalb sehr und erwartete beständig, Gott werde sich wegen ihrer Freveltaten an ihnen rächen, und auch das Volk grollte ihnen heftig. Als nun Gott den zukünftigen Untergang der beiden sowohl dem Eli wie dem Propheten Samuel, der damals noch ein Knabe war, kundgetan hatte, trauerte der Vater auch öffentlich um sie.

      2. Ich will hier einiges über den Propheten einschalten, ehe ich in der Erzählung von den Söhnen Elis fortfahre. Alkan, ein mittelmäßig begüterter Levit vom Stamme Ephraïm, der in der Stadt Armatha wohnte, hatte zwei Weiber, Anna und Phenanna. Von der letzteren hatte er Kinder, von der Ersteren aber nicht; doch hörte er deshalb nicht auf, sie zu lieben. Als nun Alkan einst mit seinen Weibern nach Silo gekommen war, um dort zu opfern (hier stand ja bekanntlich Gottes Hütte), teilte er beim Mahle Fleischstücke an seine Weiber und Kinder aus. Und da Anna die Kinder des anderen Weibes rings um ihre Mutter sitzen sah, brach sie in Tränen aus und beklagte ihre Unfruchtbarkeit. Dabei ergriff sie eine so große Traurigkeit, dass ihr Mann sie nicht zu trösten vermochte. In ihrem Schmerz ging sie zur Hütte und bat Gott kniefällig, er möge ihr doch Kinder schenken und sie Mutter werden lassen, wobei sie versprach, sie wolle ihren ersten Sohn dem Dienste Gottes weihen; auch solle er eine von der der anderen Familienmitglieder verschiedene Lebensweise führen. Als sie nun so lange im Gebet verharrte, hielt sie der Hohepriester Eli, der vor der Hütte saß, für betrunken und hieß sie weggehen. Sie aber entgegnete ihm, sie habe nur Wasser getrunken und betrübe sich sehr darüber, dass sie kinderlos sei, weshalb sie auch zu Gott gebetet habe. Da tröstete er sie und sagte ihr, sie solle wohlgemut sein, denn Gott werde ihr einen Sohn schenken.

      3. Darauf kehrte sie voller Hoffnung zu ihrem Gatten zurück und nahm fröhlich am Mahle teil. Als sie dann in ihre Heimat kamen, wurde sie bald schwanger und gebar nach Ablauf der entsprechenden Zeit einen Sohn, den sie Samuel, das heißt »von Gott erbeten« nannten. Alsdann begaben sie sich abermals zur Hütte, um Gott für die Geburt des Sohnes Dankopfer darzubringen und den Zehnten zu entrichten. Die Mutter aber erinnerte sich des Gelübdes, das sie in Betreff ihres Sohnes getan hatte, und übergab ihn daher dem Eli, damit er Gott als zukünftiger Prophet geweiht werde. Deshalb ließ er auch sein Haar lang wachsen und trank nichts außer Wasser, und er wurde bei der Hütte, wo er blieb, erzogen. Alkan erhielt danach von der Anna noch andere Söhne und drei Töchter.

      4. Kaum hatte Samuel sein zwölftes Jahr zurückgelegt, da fing er auch schon an zu prophezeien. Als er einst schlief, rief ihn Gott beim Namen. Er aber ging zum Hohepriester in der Meinung, dieser habe ihn gerufen; der Hohepriester dagegen erklärte, er habe ihn nicht gerufen. Also tat Gott dreimal. Da ging dem Eli ein Licht auf, und er sprach zu ihm: »Samuel, jetzt wie vorhin habe ich geschwiegen; Gott aber ist es, der dich ruft. Wohlan, tu ihm also kund, dass du da bist.« Als er nun Gott wieder rufen hörte, bat er, er möge ihm seinen Willen verkünden, denn er sei zu jedem Dienste bereit, den Gott von ihm verlange. Darauf sprach Gott zu ihm: »Weil du da bist, so wisse, dass den Israeliten ein Unglück droht, das man weder aussprechen noch glauben möchte. Denn Elis Söhne werden an einem und demselben Tage sterben, und die Hohepriesterwürde wird auf die Familie Eleazars übergehen. Eli hat eben seine Söhne mehr geliebt als meinen Dienst, und das gewiss nicht zu ihrem Nutzen.« Da Samuel nun dem Eli nicht den Schmerz antun wollte, ihm die Verkündigung Gottes mitzuteilen, nötigte Eli den Propheten unter einem Eidschwur dazu und war nun nicht mehr in Ungewissheit über den Untergang seiner Söhne. Samuels Ruhm aber wuchs mehr und mehr, da keine seiner Prophezeiungen sich als trügerisch erwies.

      ELFTES KAPITEL

      Schicksale der Söhne Elis, der heiligen Lade und des Volkes.

      Elis beklagenswerter Tod.

      1. Um diese Zeit überzogen die Palästiner das Volk der Israeliten mit Krieg und schlugen ihr Lager bei der Stadt Apheka auf. Die Israeliten waren des Angriffe gewärtig, und so stießen die beiderseitigen Heere am folgenden Tage zusammen. Den Sieg

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