Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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9. Samson aber wurde durch diese Tat übermütiger als billig und schrieb dieselbe nicht der Hilfe Gottes, sondern seiner eigenen Kraft zu. Auch rühmte er sich, dass er die Feinde zum Teil erschlagen, zum Teil in die Flucht getrieben habe. Als er aber darauf von heftigem Durst geplagt wurde, erkannte er, dass alle menschliche Kraft schwach sei und Gott allein alles vermöge, und bat ihn flehentlich, er möge ihm wegen seiner Reden nicht zürnen und ihn nicht in die Gewalt seiner Feinde geben, vielmehr ihn aus der gegenwärtigen Not befreien. Gott erhörte sein Gebet und ließ eine süße und wasserreiche Quelle aus einem Felsen entspringen. Samson nannte diesen Ort »Kinnlade«, und so heißt er noch heute.
10. Nach diesem Kampfe verachtete Samson die Palästiner, ging nach Gaza und kehrte dort in einer Herberge ein. Als das die Vornehmen der Gazäer erfuhren, besetzten sie den Platz vor dem Tore mit Wachen, damit er ihnen nicht entwischen könne. Samson aber, der ihre Absicht wohl gemerkt hatte, stürzte sich wütend auf das Tor, hob es samt Pfosten, Querbalken und dem ganzen hölzernen Zubehör auf und trug es auf seinen Schultern nach einem Berge, der in der Nähe von Chebron liegt.
11. Später aber fiel er von den Gebräuchen seiner Väter ab, führte ein schlechtes Leben und äffte die Gewohnheiten fremder Völker nach, was gewöhnlich der Anfang alles Übels ist. Er liebte eine Buhldirne namens Dalila und lebte mit ihr. An diese machten sich nun die Vorsteher der Palästiner heran und suchten sie durch große Versprechungen zu beschwatzen, dass sie von Samson erforschen möge, was die Ursache seiner gewaltigen Stärke sei, die ihn unüberwindlich mache. Sie ging darauf ein, und als Samson einst bei ihr zechte und ihren vertrauten Umgang genoss, bewunderte sie seine Heldentaten und suchte zu erfahren, warum er eine so große Stärke besitze. Samson aber, der seines Geistes noch mächtig war, setzte List gegen List und sagte, wenn man ihn mit Rebzweigen binde, die sich noch biegen ließen, so werde er schwächer als alle anderen sein. Mit dieser Antwort war sie zufrieden, und nachdem sie die Vorsteher der Palästiner verständigt hatte, versteckte sie einige Krieger bei sich. Als nun Samson berauscht und in Schlaf gefallen war, band sie ihn mit den Rebzweigen, so fest sie konnte; dann weckte sie ihn und schrie ihm zu, die Feinde bedrohten ihn. Er aber zerriss die Rebzweigenfesseln und rüstete sich zur Wehr, falls man ihn angreifen wolle. Da er nun häufig mit dem Weibe verkehrte, beklagte sie sich einst, dass er so misstrauisch sei und ihr nicht sagen wolle, was sie so gern wissen möchte, gerade als ob sie das nicht geheim zu halten verstehe, dessen Ausplauderung ihm schaden könne. Samson aber täuschte sie wiederum, indem er ihr sagte, wenn er mit sieben Stricken gefesselt werde, so werde seine Kraft von ihm weichen. Als das wieder keinen Erfolg gehabt hatte, erklärte er ihr das dritte Mal, man müsse ihm seine Haare flechten. Und da auch das sich als trügerisch erwies, bestürmte sie ihn noch heftiger mit Bitten, sodass sich Samson endlich (es war ihm nämlich bestimmt, dass er in sein Unglück geraten sollte), um die Gunst der Dalila wiederzuerlangen, bereden ließ und ihr kundtat: »Gott selbst, durch dessen Fürsorge ich geboren bin, hat befohlen, dass mein Haar wachsen gelassen und nicht geschoren werde. So lange solle ich meine Kräfte behalten und sie sogar noch vermehren, als ich meine Haare wachsen lassen und erhalten würde.« Als sie so endlich den wahren Grund erfahren hatte, schnitt sie ihm heimlich das Haar ab und überlieferte ihn seinen Feinden, denen er jetzt ohnmächtig preisgegeben war. Diese blendeten ihn und ließen ihn gefesselt wegführen.
12. Im Laufe der Zeit aber wuchs ihm das Haar wieder, und als die Palästiner einst ein öffentliches Fest begingen, und ihre Vorsteher und Vornehmsten in einem Hause, dessen Dach von zwei Säulen getragen wurde, schmausten, ließen sie den Samson holen, um beim Zechgelage mit ihm ihren Spott zu treiben. Dieser aber, der es für das schlimmste aller Übel hielt, dass er so zum Gespötte dienen musste und sich nicht rächen konnte, sagte dem Knaben, der ihn an der Hand führte, er solle ihn an die Säulen leiten, da er ermüdet sei und etwas ausruhen wolle. Kaum war er dort angelangt, als er sich mit aller Kraft auf die Säulen warf, sie umstürzte und das ganze Haus wanken machte. So fanden dreitausend Menschen, die unter dem einstürzenden Hause begraben wurden, und Samson mit ihnen den Tod. Samson herrschte zwanzig Jahre lang über die Israeliten. Bewundernswert ist er wegen seiner Tapferkeit und Stärke, wegen des Starkmutes, mit dem er den Tod erlitt, und weil er bis zum letzten Atemzuge seine Feinde hasste. Dass er sich von einem Weibe überlisten ließ, ist auf Rechnung der menschlichen Natur zu setzen, die leicht der Sünde unterliegt. Jedenfalls muss man ihm das Zeugnis geben, dass er im Übrigen ein ausgezeichneter und tugendhafter Mann war. Seine Verwandten bestatteten ihn bei den Vorfahren in seiner Vaterstadt Sariasa.
NEUNTES KAPITEL
Wie unter der Regierung des Hohepriesters Eli Boaz die Ruth heiratete.
1. Nach dem Tode Samsons regierte die Israeliten der Hohepriester Eli. Um diese Zeit entstand eine Hungersnot im Lande, infolge deren Elimelech, der aus Bethlehem im Stamme Judas war und das Unglück nicht länger ertragen konnte, mit seinem Weibe Naamis und deren Söhnen Chellion und Mallon in das Land der Moabiter auswanderte. Und da es ihm hier nach seinem Sinne ging, gab er seinen Söhnen moabitische Weiber zur Ehe, dem Chellion die Orpha und dem Mallon die Ruth. Nach zehn Jahren starben Elimelech und seine beiden Söhne kurz nacheinander, und Naamis, hierüber sehr betrübt, konnte ihre Vereinsamung und den Verlust ihrer Lieben, um deretwillen sie ihr Vaterland verlassen hatte, kaum ertragen, weshalb sie wieder in ihre Heimat zog. Denn sie hatte auch vernommen, dass dort wieder alles geordnet und im Wohlstand sei. Ihre Schwiegertöchter aber wollten sich nicht von ihr trennen, und obgleich sie ihnen von der Mitreise abriet, ließen sie sich doch nicht überreden. Da sie nun noch mehr in sie drangen, wünschte sie ihnen eine glücklichere Ehe, als sie mit ihren ersten Männern gehabt, und alles sonstige Gute, beschwor sie aber unter Auseinandersetzung ihrer Verhältnisse, sie möchten hier bleiben und ihr Vaterland nicht verlassen, um ihr in ungewisse Zukunft nachzufolgen. Darauf blieb Orpha zurück; Ruth aber ließ sich nicht bereden, sondern zog mit ihr fort und wollte jedes Schicksal mit ihr teilen.
2. Als nun Ruth mit ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem kam, wurden sie von Boaz, einem Verwandten des Elimelech, gastfreundlich aufgenommen. Naamis aber meinte, als sie von den Mitbürgern bei ihrem Namen genannt wurde, mit mehr Recht könne man sie Mara nennen, denn in hebräischer Sprache bedeutet Naamis »Glück«, Mara aber »Schmerz.« Zur Erntezeit nun ging Ruth mit Erlaubnis ihrer Schwiegermutter zum Ährenlesen aufs Feld, damit sie etwas zum Leben hätten, und es traf sich, dass sie auf das Grundstück des Boaz kam. Als bald darauf auch Boaz anlangte und die Ruth erblickte, erkundigte er sich ihretwegen bei seinem Verwalter, der ihm alles erzählte, was er über sie vernommen hatte. Da umarmte Boaz sie liebreich und wünschte ihr sowohl aus Zuneigung gegen ihre Schwiegermutter als auch in der Erinnerung an deren Sohn, mit dem sie verheiratet gewesen war, alles Gute. Auch litt er nicht,