Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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5. Abimelech aber, der durch die Vernichtung der Sikimiter den Israeliten gewaltigen Schrecken eingejagt hatte, machte kein Hehl daraus, dass er noch Größeres beabsichtige und nicht eher in seiner Gewalttätigkeit nachlassen werde, bis er sie sämtlich der Vernichtung preisgegeben habe. Er zog daher gegen Theben und nahm die Stadt in plötzlichem Ansturm. Weil aber daselbst ein starker Turm sich befand, in den alles Volk geflüchtet war, wollte er auch diesen angreifen. In dem Augenblick jedoch, da er mit Ungestüm gegen dessen Tor anrannte, warf ihm ein Weib ein Stück von einer Mühle* auf den Kopf. Abimelech stürzte zu Boden und flehte seinen Waffenträger an, ihn vollends zu töten, damit man nicht sagen könne, er sei von einem Weibe umgebracht worden. Dieser vollzog den Befehl, und so erlitt Abimelech die Strafe für den Brudermord und für seine Freveltaten gegen die Sikimiter, wie sie Joatham ihm vorhergesagt hatte. Nach dem Tode Abimelechs zerstreuten sich seine Krieger und kehrten in ihre Heimat zurück.
6. Danach übernahm die Regierung der Israeliten Jaïres aus Galad vom Stamme Manasses, ein im Allgemeinen und auch besonders noch deshalb glücklicher Mann, weil er dreißig tapfere Söhne hatte, die ausgezeichnete Reiter waren und in den galadenischen Städten die Posten von Präfekten bekleideten. Jaïres starb nach zweiundzwanzigjähriger Regierung in hohem Alter und ward begraben in der galadenischen Stadt Kamon.
7. Hierauf gerieten die Hebräer wieder in Verfall und verachteten Gottes Gesetze. Daher blickten die Ammaniter und Palästiner mit Geringschätzung auf sie und verwüsteten ihr Land mit einem großen Heere. Und nachdem sie die Gegenden jenseits des Jordan besetzt hatten, schickten sie sich an, über den Fluss zu gehen und auch noch das übrige Land zu erobern. Die Hebräer aber fingen an, durch ihr Missgeschick klug zu werden, opferten Gott und baten ihn unter heißem Flehen, er möge von seinem Zorn ablassen, seine Strenge mildern und ihre Bitten gnädig erhören. Gott ließ sich denn auch erweichen und versprach ihnen Hilfe.
8. Als nun die Ammaniter in das galadenische Gebiet eingefallen waren, zogen ihnen die Bewohner des Landes nach dem Gebirge zu entgegen, jedoch ohne Führer. Es lebte aber damals ein gewisser Jephthes, der einem alten edlen Geschlechte entstammte und auf eigene Kosten ein Heer unterhielt. An diesen wandten sich die Hebräer und baten ihn um Hilfe, versprachen ihm auch, sie wollten sich dafür seiner Herrschaft unterwerfen, solange er lebe. Er schlug ihnen indes ihre Bitte ab und warf ihnen vor, sie hätten auch ihm keine Hilfe geleistet, als er von seinen Brüdern das offenbarste Unrecht zu erdulden gehabt habe. Weil er nämlich nicht ihr leiblicher Bruder war, sondern von einem fremden Weib stammte, das ihr Vater aus großer Liebe bei sich aufgenommen hatte, hatten sie ihn schmählich aus dem Hause vertrieben. Und seitdem wohnte er in Galad und nahm alle, die ihm zuliefen, in seinen Sold. Endlich ließ er sich aber doch durch ihre Bitten erweichen, und nachdem sie ihm eidlich zugesagt hatten, sie wollten sich seiner lebenslänglichen Oberherrschaft unterwerfen, machte er seine Mannschaft kampffähig.
9. Als Jephthes schleunigst alles Notwendige besorgt hatte, legte er seine Streitmacht in die Stadt Masphath und schickte an den König der Ammaniter Gesandte, die sich über dessen Raubzüge beschweren sollten. Dieser aber ordnete seinerseits Gesandte ab und warf den Israeliten ihren Auszug aus Ägypten vor, forderte auch, sie sollten das Land Amoraea räumen, das früher seinen Vorfahren gehört habe. Jephthes jedoch ließ ihm sagen, er beschuldige die Israeliten ohne Grund, dass ihre Vorfahren Amoraea in Besitz genommen hätten; er müsse ihnen vielmehr dafür danken, dass sie das Land der Ammaniter verschont hätten, denn Moyses habe es in seiner Gewalt gehabt, auch dieses zu nehmen. Da der König aber verlange, die Israeliten sollten das Land aufgeben, das sie nun schon über dreihundert Jahre durch Gottes Güte besäßen, so möge er sich merken, dass sie es fest behaupten und es auf einen Kampf ankommen lassen wollten.
10. Nach diesen Worten entließ er die Gesandten, bat Gott um Verleihung des Sieges und gelobte, er werde, wenn er wohlbehalten zurückkehre, das Erste, das ihm begegne, Gott opfern, Dann traf er mit den Feinden zusammen, besiegte sie, tötete viele und verfolgte die Übrigen bis zur Stadt Maliath. Darauf drang er in das Gebiet der Ammaniter ein, zerstörte viele Städte, machte glänzende Beute und befreite sein Volk von der Knechtschaft, in der es achtzehn Jahre lang geschmachtet hatte. Als er dann aber nach Hause kam, stieß ihm ein Unglück zu, das zu seinem glücklichen Feldzuge gar nicht passte: denn es begegnete ihm zuerst seine einzige jungfräuliche Tochter. In der Größe seines Schmerzes stöhnte er schwer auf und schalt seine Tochter, dass sie solche Eile gehabt, ihm entgegenzugehen: jetzt nämlich müsse er sie seinem Gelöbnis zufolge Gott opfern. Sie aber vernahm ihr bevorstehendes Schicksal mit Freuden, da sie für den Sieg ihres Vaters und die Freiheit ihres Volkes gern ihr Leben hingeben wollte. Sie erbat sich nur noch eine Frist von zwei Monaten, um mit ihren Mitbürgern ihre Jugend zu beweinen, dann sei sie bereit, das Gelöbnis zu erfüllen. Er bewilligte ihr diese Frist, und als sie um war, brachte er seine Tochter als Brandopfer dar. Doch handelte er damit weder im Sinne des Gesetzes noch nach dem Willen Gottes; auch dachte er nicht an die Zukunft noch daran, was diejenigen über die Tat denken würden, die davon Kunde erhielten.
11. Der Stamm Ephraïm aber drohte ihm hierauf mit Krieg, weil er sie von dem Feldzuge gegen die Ammaniter ausgeschlossen und Beute wie Kriegsruhm für sich allein behalten habe. Er aber entgegnete ihnen, es sei ihnen doch nicht unbekannt gewesen, dass ihre Blutsverwandten in Kriegsgefahr geschwebt hätten; auch seien sie nicht zur Hilfeleistung gekommen, obgleich man sie darum ersucht habe, und sie hätten doch eigentlich ungebeten sogleich herbeieilen müssen. Dann gab er ihnen zu erwägen, wie unrecht sie handelten, da sie ihre Freunde angreifen wollten, obgleich sie mit den Feinden zu kämpfen nicht gewagt hätten. Endlich drohte er ihnen, er