Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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ließ diesem durch Boten sagen, wie Gaal das Volk gegen ihn aufhetze, und riet ihm zugleich, er solle sich vor der Stadt auf die Lauer legen. Gaal werde sich wohl von ihm (Zebul) beschwatzen lassen, gegen ihn auszurücken, und so werde er ihn in seine Gewalt bekommen und Rache nehmen können. Wenn dies geschehen sei, verspreche er ihm, dass das Volk sich wieder mit ihm aussöhnen werde. Abimelech legte sich mit den Seinigen in den Hinterhalt, Gaal aber hielt sich sorglos in der Vorstadt auf, und bei ihm war Zebul. Als nun Gaal Bewaffnete auf sich zukommen sah, rief er dem Zebul zu, es zögen Krieger auf sie an. Der aber entgegnete, das seien nur Schatten von Felsen. Als sie aber noch näher kamen, und man sie deutlich erkennen konnte, rief Gaal, das seien keine Schatten, sondern bewaffnete Männer. Da erwiderte ihm Zebul: »Hast du dem Abimelech nicht Feigheit vorgeworfen? Warum zeigst du also nicht, dass du ein Mann bist, und kämpfst mit ihm?« Gaal, hierüber bestürzt, ließ sich mit Abimelech in ein Handgemenge ein, und es fielen einige von den Seinigen. Darauf zog er sich mit den Übrigen in die Stadt zurück. Inzwischen suchte Zebul in der Stadt dahin zu wirken, dass man den Gaal vertreiben möchte, indem er ihn beschuldigte, er habe sich im Kampf mit den Kriegern des Abimelech zaghaft und feige benommen. Da übrigens Abimelech erfahren hatte, die Sikimiter würden wieder zur Ernte aufs Feld gehen, legte er sich vor der Stadt in den Hinterhalt. Und als sie aus der Stadt heraus waren, ließ er den dritten Teil seines Heeres die Tore besetzen, um den Bürgern den Rückweg abzuschneiden; die Übrigen aber zerstreuten die Sikimiter, verfolgten sie und machten sie allenthalben nieder. Die Stadt ergab sich ohne Belagerung, und Abimelech zerstörte sie, machte sie dem Erdboden gleich, streute Salz auf ihre Trümmer und zog dann in geschlossenem Zuge weiter. So kamen alle Sikimiter ums Leben. Diejenigen aber, die der Gefahr entronnen waren und sich in der Umgegend zerstreut hatten, scharten sich zusammen, setzten sich auf einem unzugänglichen Felsen fest und nahmen noch die Errichtung einer Mauer rings um denselben in Angriff. Als aber Abimelech von diesem Vorhaben Kunde erhielt, kam er ihnen zuvor und führte alle seine Truppen dahin, nahm selbst ein Bündel dürres Holz, befahl seinem Heer, ein Gleiches zu tun und ließ den ganzen Ort damit umgeben. Und als er so in kurzer Zeit rings um den Felsen Holz aufgehäuft hatte, warf er Feuer und leicht brennbare Stoffe hinein und erregte einen gewaltigen Brand. Niemand aber von denen, die auf den Felsen geflüchtet waren, entkam, sondern alle fünfzehnhundert Männer kamen nebst Weibern und Kindern um, und von den Übrigen ebenfalls eine große Anzahl. Ein so schreckliches Unglück traf die Sikimiter, und es wäre die Trauer darüber wohl noch größer gewesen, wenn sie es nicht als Strafe für das Böse angesehen hätten, das sie einem so hochverdienten Manne wie Gedeon zugefügt hatten.

      6. Danach übernahm die Regierung der Israeliten Jaïres aus Galad vom Stamme Manasses, ein im Allgemeinen und auch besonders noch deshalb glücklicher Mann, weil er dreißig tapfere Söhne hatte, die ausgezeichnete Reiter waren und in den galadenischen Städten die Posten von Präfekten bekleideten. Jaïres starb nach zweiundzwanzigjähriger Regierung in hohem Alter und ward begraben in der galadenischen Stadt Kamon.

      7. Hierauf gerieten die Hebräer wieder in Verfall und verachteten Gottes Gesetze. Daher blickten die Ammaniter und Palästiner mit Geringschätzung auf sie und verwüsteten ihr Land mit einem großen Heere. Und nachdem sie die Gegenden jenseits des Jordan besetzt hatten, schickten sie sich an, über den Fluss zu gehen und auch noch das übrige Land zu erobern. Die Hebräer aber fingen an, durch ihr Missgeschick klug zu werden, opferten Gott und baten ihn unter heißem Flehen, er möge von seinem Zorn ablassen, seine Strenge mildern und ihre Bitten gnädig erhören. Gott ließ sich denn auch erweichen und versprach ihnen Hilfe.

      8. Als nun die Ammaniter in das galadenische Gebiet eingefallen waren, zogen ihnen die Bewohner des Landes nach dem Gebirge zu entgegen, jedoch ohne Führer. Es lebte aber damals ein gewisser Jephthes, der einem alten edlen Geschlechte entstammte und auf eigene Kosten ein Heer unterhielt. An diesen wandten sich die Hebräer und baten ihn um Hilfe, versprachen ihm auch, sie wollten sich dafür seiner Herrschaft unterwerfen, solange er lebe. Er schlug ihnen indes ihre Bitte ab und warf ihnen vor, sie hätten auch ihm keine Hilfe geleistet, als er von seinen Brüdern das offenbarste Unrecht zu erdulden gehabt habe. Weil er nämlich nicht ihr leiblicher Bruder war, sondern von einem fremden Weib stammte, das ihr Vater aus großer Liebe bei sich aufgenommen hatte, hatten sie ihn schmählich aus dem Hause vertrieben. Und seitdem wohnte er in Galad und nahm alle, die ihm zuliefen, in seinen Sold. Endlich ließ er sich aber doch durch ihre Bitten erweichen, und nachdem sie ihm eidlich zugesagt hatten, sie wollten sich seiner lebenslänglichen Oberherrschaft unterwerfen, machte er seine Mannschaft kampffähig.

      9. Als Jephthes schleunigst alles Notwendige besorgt hatte, legte er seine Streitmacht in die Stadt Masphath und schickte an den König der Ammaniter Gesandte, die sich über dessen Raubzüge beschweren sollten. Dieser aber ordnete seinerseits Gesandte ab und warf den Israeliten ihren Auszug aus Ägypten vor, forderte auch, sie sollten das Land Amoraea räumen, das früher seinen Vorfahren gehört habe. Jephthes jedoch ließ ihm sagen, er beschuldige die Israeliten ohne Grund, dass ihre Vorfahren Amoraea in Besitz genommen hätten; er müsse ihnen vielmehr dafür danken, dass sie das Land der Ammaniter verschont hätten, denn Moyses habe es in seiner Gewalt gehabt, auch dieses zu nehmen. Da der König aber verlange, die Israeliten sollten das Land aufgeben, das sie nun schon über dreihundert Jahre durch Gottes Güte besäßen, so möge er sich merken, dass sie es fest behaupten und es auf einen Kampf ankommen lassen wollten.

      10. Nach diesen Worten entließ er die Gesandten, bat Gott um Verleihung des Sieges und gelobte, er werde, wenn er wohlbehalten zurückkehre, das Erste, das ihm begegne, Gott opfern, Dann traf er mit den Feinden zusammen, besiegte sie, tötete viele und verfolgte die Übrigen bis zur Stadt Maliath. Darauf drang er in das Gebiet der Ammaniter ein, zerstörte viele Städte, machte glänzende Beute und befreite sein Volk von der Knechtschaft, in der es achtzehn Jahre lang geschmachtet hatte. Als er dann aber nach Hause kam, stieß ihm ein Unglück zu, das zu seinem glücklichen Feldzuge gar nicht passte: denn es begegnete ihm zuerst seine einzige jungfräuliche Tochter. In der Größe seines Schmerzes stöhnte er schwer auf und schalt seine Tochter, dass sie solche Eile gehabt, ihm entgegenzugehen: jetzt nämlich müsse er sie seinem Gelöbnis zufolge Gott opfern. Sie aber vernahm ihr bevorstehendes Schicksal mit Freuden, da sie für den Sieg ihres Vaters und die Freiheit ihres Volkes gern ihr Leben hingeben wollte. Sie erbat sich nur noch eine Frist von zwei Monaten, um mit ihren Mitbürgern ihre Jugend zu beweinen, dann sei sie bereit, das Gelöbnis zu erfüllen. Er bewilligte ihr diese Frist, und als sie um war, brachte er seine Tochter als Brandopfer dar. Doch handelte er damit weder im Sinne des Gesetzes noch nach dem Willen Gottes; auch dachte er nicht an die Zukunft noch daran, was diejenigen über die Tat denken würden, die davon Kunde erhielten.

      11. Der Stamm Ephraïm aber drohte ihm hierauf mit Krieg, weil er sie von dem Feldzuge gegen die Ammaniter ausgeschlossen und Beute wie Kriegsruhm für sich allein behalten habe. Er aber entgegnete ihnen, es sei ihnen doch nicht unbekannt gewesen, dass ihre Blutsverwandten in Kriegsgefahr geschwebt hätten; auch seien sie nicht zur Hilfeleistung gekommen, obgleich man sie darum ersucht habe, und sie hätten doch eigentlich ungebeten sogleich herbeieilen müssen. Dann gab er ihnen zu erwägen, wie unrecht sie handelten, da sie ihre Freunde angreifen wollten, obgleich sie mit den Feinden zu kämpfen nicht gewagt hätten. Endlich drohte er ihnen, er

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