Frankfurter Wegsehenswürdigkeiten. Группа авторов

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rel="nofollow" href="#u7f4baf54-1fce-5a01-9fe5-671ac8a1290c">Frankfurt: ins Verhältnis gesetzt – Von Michael Sailer

      Atacamawüste – Von Stefan Behr

      Frankfurter Jungs – Von Otto A. Böhmer

      Das Königsbrünnchen im Stadtwald – Von Bert Bresgen

      Geschichts- und bedenkenlos – Von Detlev Claussen

      Hinter gelben Gittern – Von Jörg Schneider

      Angloquatschagglomeration – Von Andrea Diener

      2,80 Euro – Von Andreas Maier

      Ein Beispiel der Frankfurter Unfreundlichkeit – Von Matthias Egersdörfer

      Auf einen Schoppen in den Luftschutzkeller – Von Marco Gottwalts

      Zunge mit KrautVon Hauck & Bauer

      Visuelle Nötigung – Von Natalie de Ligt

      Ich bin eine schöne ÜberschriftVon Michael Tetzlaff

      Bei den Morlocks – Von Katja Thorwarth

      Lohnt nicht – Von Silke Wustmann

      Drei bärenstarke Brunnen – Von Eckhard Henscheid

       Nachwort

       Autorinnen und Autoren

      Vorwort

       Von Joe Bauer

      Dies ist das erste Vorwort meines Lebens. Ein Provinzler wie unsereins hat naturgemäß lieber das letzte Wort, im Glauben, er könne durch pausenlosen Redefluß seine Ahnungslosigkeit vertuschen. Die Pause an sich ist im Fluß des Lebens eine existentiell wichtige Einrichtung, völlig unterschätzt, und die beste Erholung auf der Flucht vor den Wegsehenswürdigkeiten einer Stadt findet der Spaziergänger im Park. Der Park, habe ich mal gelesen, hat im kakophonischen Gebilde einer Großstadt (und was sich dafür hält) eine ähnlich bedeutende Funktion wie die Pause in einem symphonischen Orchesterwerk. Deshalb ist es mehr als vernünftig, wenn die Bürger ihre Parks gegen die Bulldozer der Investoren und die Lobbyisten verteidigen.

      Ich lebe seit Mitte der siebziger Jahre in Stuttgart und müßte angesichts der Texte im vorliegenden Buch eigentlich die Klappe halten. Der Schriftsteller Helmut Heißenbüttel verglich Stuttgart einmal mit einer Wanne: „Diese Wanne ist rundherum abgeschlossen, sie hat zwei offene Seiten, einmal zum Neckartal und in einem schmalen Durchgang nach Heslach und Kaltental. Ein Spaßvogel hat einmal gesagt, wenn man diese beiden Ausgänge zustopfte und die Wanne voll Wasser laufen ließe, würde aus Stuttgart ein schöner See.“ Eine reizvolle Idee angesichts der Tatsache, daß man für das Megalomanie-Projekt Stuttgart 21 mehrere Parks umpflügt, sechzig Kilometer Tunnel bohrt und damit Europas zweitgrößtes Mineralwasseraufkommen gefährdet. Offiziell heißt es, die Deutsche Bahn baue einen neuen „Tiefbahnhof“ – ein „Verkehrsprojekt“. Dummes Geschwätz. Propaganda. Als ob je irgendein Schwachsinniger Milliarden investierte, auf daß der ohnehin mißliebige Eisenbahnkunde ein paar Minuten schneller von Stuttgart nach München kommt.

      Die Wahrheit ist: Die Gleise auf Gottes Erdboden müssen in den Untergrund, damit Bauland frei wird und das milliardenschwere Immobilien- und Bodenspekulationsgeschäft freie Fahrt genießt. Die übliche Landnahme, wir kennen das von den Indianern.

      Fast immer geht es ums Geschäft, wenn die Städte verschandelt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen die Rathauspolitiker Stuttgart mit Stadtautobahnen tranchieren; danach mußte jeder Auswärtige glauben, Stuttgart ähnele mit seinen Fabriken von Mercedes, Porsche und Bosch irgendwelchen Industrielöchern im Kohlenpott. Dabei liegt die Stadt, wie von Dichtern ersonnen, in einem Talkessel mit Weinbergen, die man zur Zeit noch bei der Einfahrt mit dem Zug über dem von Paul Bonatz erbauten, inzwischen für S 21 ziemlich zerstörten Bahnhof sehen kann.

      Daß ich trotz meiner Herkunft an dieser Stelle die Klappe aufreißen darf, verdanke ich einem Zufall. In den sechziger Jahren ging ich in einer stockkonservativen Kleinstadt namens Schwäbisch Gmünd für eine kurze Weile auf dasselbe Gymnasium wie der Wegsehenswürdigkeiten-Mitherausgeber Stefan Geyer. Nach meiner Schulpanne sah ich ihn öfter in Berlin; er hatte sich Richtung Frontstadt abgesetzt. Das war zu einer Zeit, als ich die Qualität einer Stadt vorzugsweise an der Zahl ihrer Kneipen und deren Öffnungszeiten bewertete. Da stand Berlin so gut da, daß unsereins als Tourist von einer Peinlichkeit in die nächste torkelte.

      Auf das mir lange unbekannte Wesen Stadt stieß ich dennoch in Stuttgart. Nach gut zwanzig Jahren Redakteursarbeit bei den Stuttgarter Nachrichten gab man mir eine Kolumne mit dem Titel „In der Stadt“. Womit ich sie füllen könnte, sagte keiner. Wasser haben wir leider nur in der Vorstadt, der von Hölderlin besungene Neckar meidet Stuttgarts Kern und wird von der Politik böswillig ignoriert und allein als industrielle Wasserstraße mißbraucht. Da liebe ich geradezu Frankfurt, wenn mich ein Einheimischer in ein Café am Mainufer führt, eine Songzeile der Stranglers auf den Lippen: „Walking on the beaches looking at the peaches.“

      Als Zeitungsfritze hatte ich schon früh den Eindruck, eine Zeitung spiegele nur höchst dürftig die Menschen und das Leben in der Stadt. Das ging mir nicht nur in Stuttgart so, auch in Berlin oder Hamburg wunderte ich mich, wie Zeitungen ihre Stadt buchstäblich ausblendeten. Mit urbaner Realität hat die Feuerwehr- und Rathausberichterstattung in den Lokalteilen oft nicht viel zu tun. Also begann ich versuchsweise mit dem Herumgehen und Schnüffeln, zunächst ohne Kenntnis der literarischen Flaneure. In den achtziger Jahren hatte ich gelegentlich in der Münchner Abendzeitung Sigi Sommers Kolumne „Blasius, der Spaziergänger“ gelesen. Was der Mann trieb, wie er den Leuten seine Stadt mit kleinen Beobachtungen wie ein Buch voller Geschichten öffnete, gefiel mir. Begriffen habe ich sein Handwerk erst später.

      In meiner ersten Herumgeherzeit nannte ich mich „Stadtstrolch“, ohne zu ahnen, daß diese abwertende Bezeichnung etwas mit dem wahren Image des Flaneurs zu tun hatte, bevor diese Figur in der jüngeren Vergangenheit wieder in Mode kam (und heute in bescheuerten „Flaniertouren“ kommerziell ausgeschlachtet wird). Vom schlechten Ruf des Flaneurs, des streunenden Einzelgängers, erfuhr ich erst später bei der Lektüre von Franz Hessel: „Ich bekomme immer mißtrauische Blicke ab, wenn ich versuche, zwischen den Geschäftigen zu flanieren. Ich glaube, man hält mich

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