Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 3
Sie lachte leise. »Ich bin eigentlich Computerspezialistin, wie du weißt. Das ist mein Hauptberuf.«
»Jetzt, nach diesen Gutachten, willst du natürlich erst recht noch einmal bei diesem Bodo Kleinert einbrechen, oder?«
Sie lächelte ihn von unten herauf an. »Du kennst mich schon ziemlich gut«, stellte sie fest. »Ich werde morgen mal mit den Anwälten reden, die wollen ja, dass ich noch abwarte, weil die Sache gerade so hochkocht und wir uns natürlich keinen Fehler erlauben dürfen. Aber jetzt, unter den gegebenen Umständen, kann ich sie vielleicht überzeugen, dass wir uns besser beeilen, bevor die Sache völlig aus dem Ruder läuft.«
»Was meinst du damit?«, fragte er erschrocken.
»Für mich sieht es so aus, als würde die Gegenseite ganz allmählich den Druck verschärfen. Soll ich dir sagen, was meiner Meinung nach als Nächstes passiert?«
»Was?«
»Frau Roeder wird sich interviewen lassen.«
»Das hat sie bis jetzt nicht getan. Kein Wort hat sie gesagt, und das vor allem hat ihr große Sympathien eingetragen.«
»Ich weiß. Aber ich glaube, sie wird jetzt eine neue Runde einläuten. Der Brief war nur der Anfang.«
»Mir gefällt nicht, was du sagst«, murmelte er. »Wenn du nämlich Recht hättest, kämen auf meine Freunde noch schwerere Zeiten zu.«
»Davon bin ich leider überzeugt«, sagte sie ernst.
Er blieb stehen und schloss sie in die Arme. »Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du etwas entdeckst, das Frau Roeder der Lüge überführt, Cosima.«
Sie küsste ihn zärtlich. »Ich tue, was ich kann«, versprach sie.
*
Corinna Roeder seufzte, als sie aus dem Büro spähte, in dem sie arbeiten musste, seit ›die Affäre‹ an die Öffentlichkeit gelangt war. Sonst stand sie vorne an der Rezeption des exklusiven Hotels ›Victor und Victoria‹. Sie liebte den Umgang mit Gästen, und besonders gern arbeitete sie mit ihrem Kollegen Patrick Herrndorf zusammen. Sie waren ein gutes Team, aber natürlich sah sie ein, dass es besser war, wenn sie derzeit nicht in Erscheinung trat. Sie war ja froh, dass ihr Chef zumindest bis jetzt nicht auf die Idee gekommen war, sie zu beurlauben. Sie arbeitete schon seit Jahren in diesem Hotel, und bis die Sache mit den Sternbergern ausgestanden war, brauchte sie den Job. Wie es danach aussah, war nicht abzusehen, das kam darauf an, wie sie sich mit der Familie von Prinz Christian einigen würde. Wie es aussah, konnte sich die Sache hinziehen. Damit hatte sie nicht unbedingt gerechnet.
An der Rezeption war viel los. Sie schloss die Tür wieder und betrachtete nachdenklich den Zettel, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. ›Ferdinand von Stade‹ stand darauf – und einige Telefonnummern. Sie wusste mittlerweile, wer Ferdinand von Stade war: Ein angesehener Journalist bei einer seriösen Zeitung. Er hatte bereits einen großen Artikel über sie und den Fürsten geschrieben und darin Sympathie für sie erkennen lassen. Nun hatte er sie um ein Interview gebeten.
Es klopfte kurz, dann kam Patrick herein. »Wie geht’s dir in deinem Gefängnis?«, fragte er.
»Geht so«, antwortete sie. »Du weißt, ich wäre lieber draußen. Man wird verrückt, wenn man den ganzen Tag mit niemandem redet.«
»Ich bin also niemand«, stellte er fest. Er war groß, blond und blauäugig – der Traum aller Schwiegermütter mit seinem jungenhaften Charme und dem etwas frechen Lächeln. Er war ein paar Jahre älter als sie, Anfang Vierzig, aber er sah deutlich jünger aus.
»Das wollte ich damit nicht sagen, und das weißt du auch«, erwiderte sie. »Wenn nicht wenigstens du ab und zu hier hereinkommen würdest, wäre ich schon längst durchgedreht.« Sie zögerte, dann sagte sie: »Du hast doch neulich diesen Journalisten erwähnt, Ferdinand von Stade.«
»Offenbar ein Fan von dir«, stellte er fest.
»Er will mich interviewen.«
»Und? Wirst du dich darauf einlassen?«
»Ich weiß es noch nicht. Du hast gesagt, er ist keiner von diesen Schmierfinken, die nur Lügengeschichten verbreiten.«
»Im Gegenteil, er hat einen sehr guten Ruf. Wenn du überhaupt mit einem Journalisten reden willst, dann rede mit ihm. Er nimmt seine Sache wirklich ernst, er ist nicht sensationslüstern, wie so viele andere.«
»Ich überlege es mir noch«, sagte sie. »Bisher bin ich ganz gut damit gefahren, mit niemandem zu reden. Die Aufregung ist auch so schon groß genug.«
»Das kann man wohl sagen. Ich bewundere dich dafür, dass du immer noch so ruhig wirkst.«
Sie lächelte ihn an. Er mochte sie, das wusste sie, und es tat ihr gut, dass er an sie glaubte. »Das täuscht. Ich bin in Wirklichkeit überhaupt nicht ruhig.«
»Das kannst du aber sehr gut verbergen.«
Sie seufzte. »Was würdest du tun an meiner Stelle? Mit ihm reden?«
»Ich möchte dir lieber keinen Rat geben, Corinna. Ferdinand von Stade hat einen guten Ruf, das heißt aber noch längst nicht, dass es auch gut für dich wäre, mit ihm zu reden.«
»Nein, das wohl nicht«, gab sie zu. »Ich frage mich im Augenblick, ob es gut für mich war, diesen Brief zu schreiben, in dem ich meine Beziehung zu Fürst Leo aufgedeckt habe. Vielleicht hätte ich das lassen und so weiterleben sollen wie bisher. Schließlich sind wir ganz gut durchgekommen, mein Sohn und ich.«
»Weiß er eigentlich mittlerweile Bescheid?« Patrick wusste, dass Sebastian Roeder als Austauschschüler in den USA war. Corinna hatte ihm erzählt, sie habe es für das Beste gehalten, ihren Sohn aus der Geschichte herauszuhalten, bis das Schlimmste überstanden war. Den Namen seines Vaters hatte sie ihm nie gesagt.
»Ja«, antwortete sie jetzt zu Patricks Überraschung. »Ich habe es ihm vor ein paar Tagen gesagt, weil ich damit rechne, dass sie ihn irgendwann doch ausfindig machen. Ich wollte nicht, dass er unvorbereitet von jemandem mit Fragen überfallen wird.«
»Wie hat er reagiert?«
»Ungläubig«, antwortete sie lächelnd. »Er hat mich gefragt: ›Du warst mit dem Fürsten von Sternberg zusammen, und ich bin sein Sohn? Das ist echt krass.‹ Besonders beeindruckt schien er mir nicht zu sein, und ich bin froh darüber. Er hat gerade andere Dinge im Kopf, er ist nämlich zum ersten Mal richtig verliebt. Darüber bin ich froh, weil er so ein Einzelgänger ist. Jedenfalls mache ich mir keine Sorgen mehr, was er sagen wird, wenn in seiner amerikanischen Kleinstadt ein deutscher Reporter auftaucht. Mit dem wird er schon fertig. Ich habe außerdem seine Gasteltern informiert, damit sie auch Bescheid wissen, was da möglicherweise auf sie zukommt.«
»Du scheinst wirklich alles im Griff zu haben«, sagte er bewundernd.
»Ich gebe mir Mühe, Patrick.«
»Ich muss wieder zurück, bis später.«
»Ja, bis später.«
Als er gegangen war, schob sie den Zettel mit Ferdinand von Stades Telefonnummern in ihre Tasche. Sie würde ihre Entscheidung noch