Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach страница 4
»Wo waren Sie denn in den letzten Wochen?«, lachte die Frau. »Der verstorbene Fürst von Sternberg soll doch einen unehelichen Sohn gehabt haben, der zwei Jahre vor Prinz Christian auf die Welt gekommen ist. Die Mutter will jetzt Geld für den Jungen haben, damit er eine gute Ausbildung erhält. Jeden Tag stehen neue Einzelheiten in der Zeitung.«
»Ich war für drei Monate in Brasilien«, erklärte Franziska, »ich habe Ureinwohner im Dschungel interviewt für ein Buch. Bis dahin sind diese Neuigkeiten nicht gedrungen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube kein Wort von dieser Geschichte.«
»Na, dann lesen Sie mal ein paar Zeitungen, und Sie werden Ihre Meinung bald ändern«, erwiderte die Frau, nickte ihr noch einmal zu und ging davon.
Auch Franziska setzte ihren Weg fort. Zum Glück musste sie nicht lange auf die Koffer warten. Vor dem Ausgang wartete ihr Bruder Carl, der mit beiden Armen heftig winkte, sobald er sie erblickt hatte. »Na, Schwesterchen, guten Flug gehabt?«, fragte er, als er sie an sich drückte.
»Danke, sehr gut. Und wie sieht’s zuhause aus, Carl? Alles in Ordnung?«
»Bestens, wie immer. Mama und Papa sind natürlich sehr gespannt auf deine Erlebnisse. Ich habe ihnen gesagt, wir bringen zuerst das Gepäck in deine Wohnung, dann kommen wir. Es gibt ein richtiges Festessen zu deiner Begrüßung, aber das hast du dir bestimmt schon gedacht.«
Franziska lächelte. »Ja, und ich habe mich darauf gefreut. Die Verpflegung im Flugzeug war nämlich leider nicht so toll. Es hat da irgendeine Panne gegeben, es gab nicht einmal ein richtiges Frühstück.«
»Du Ärmste!« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange.
Die beiden Geschwister sahen einander sehr ähnlich. Beide hatten die hellblonden Haare ihrer Mutter Susanna geerbt, sowie deren blaue Augen, die schmale, gerade Nase und die schlanke Figur. Ihr Vater Ludwig seufzte manchmal, wenn er sie ansah und sagte dann, freilich mit vergnügtem Augenzwinkern: »Ob ihr wohl wirklich meine Kinder seid? Ihr seht mir so gar nicht ähnlich!«
Ludwig von Severn war nämlich schon als Kind eher rundlich gewesen, auch sein Gesicht war rund. Zudem war er ein eher dunkler Typ, mit fast schwarzen Haaren und Augen und einer Haut, die auch im Winter niemals ganz blass wurde.
»Bist du mit deiner Arbeit zufrieden?«, fragte Carl, als er die Koffer verladen hatte.
»Ja, sehr, aber jetzt sitzt mir der Verlag im Nacken, die möchten das Buch gerne früher herausbringen«, seufzte Franziska. »Das ist natürlich einerseits sehr schön, andererseits hätte ich gern genügend Zeit, um das Material in Ruhe zu sichten. Jetzt sieht es so aus, als würde ich mich ziemlich ranhalten müssen.«
»Ach, du schaffst das schon«, meinte Carl sorglos. »Du schaffst doch immer alles.«
»Findest du? So sehe ich das aber überhaupt nicht.« Die Zeitung mit der Schlagzeile fiel ihr wieder ein. »Sag mal, was ist das für eine Geschichte mit Fürst Leo?«
Der vergnügte Ausdruck verschwand von Carls Gesicht. »Zuerst haben wir nur gelacht, weil die Sache sich so absurd angehört hat, aber mittlerweile wächst sie sich zu einem richtigen Skandal aus. Eine Frau behauptet, einen siebzehnjährigen Sohn von Leo zu haben.«
»Ja, das habe ich schon gehört, aber das ist doch Unsinn!«, rief Franziska. »Ausgerechnet Leo, der niemals eine andere Frau angesehen hat als seine eigene.«
»Das sagen die Leute, die ihn kannten. Die anderen sagen: Typisch, da hat sich wieder einmal ein mächtiger Mann genommen, was ihm seiner Ansicht nach zustand.«
»Aber doch nicht Leo, Carl!«, protestierte Franziska erneut.
»Es gibt angeblich Beweise, Franzi, Fotos, die Leo mit dieser Frau zeigen. Man munkelt jetzt sogar, dass es Briefe gibt, die er ihr geschrieben und die sie natürlich aufbewahrt hat.«
»Wer sagt das? Sind die Fotos und Briefe veröffentlicht worden?«
»Noch nicht, aber du weißt doch, wie das läuft: Zuerst wird nur gemunkelt, weil es immer Leute gibt, die Informationen haben, und dann tauchen die Beweise irgendwann tatsächlich auf.«
»Beweise kann man fälschen«, sagte Franziska.
»Ja, natürlich. Mich musst du nicht überzeugen. Trotz allem, was jetzt geredet wird, bin ich auch immer noch nicht von Leos Schuld überzeugt. Ich sage dir nur, dass es mittlerweile eine Menge Leute gibt, die von ihm abrücken.«
»Wer ist denn diese Frau?«, fragte Franziska mit gerunzelter Stirn.
»Corinna Roeder heißt sie, sie arbeitet in einem Hotel, und sie will angeblich nur Geld, damit sie ihrem Sohn eine gute Ausbildung finanzieren kann. Es heißt, dass der Junge sehr begabt ist und dass der Fürst ihn zu seinen Lebzeiten immer unterstützt hat.«
»Und der Junge …«
»… ist irgendwo als Austauschschüler, offenbar hat er nicht gewusst, wer sein Vater ist.«
»Wer sein Vater sein soll«, verbesserte Franziska. »Besonders für Christian muss das die Hölle sein. Zuerst verliert er seine Eltern, und nun verliert sein Vater den guten Ruf.«
»Mama hat die Sternberger neulich angerufen und lange mit Sofia gesprochen. Es sind schwere Zeiten für die ganze Familie, soviel steht fest.«
»Und was tun sie? Gehen sie gegen diese Behauptungen vor?«
»Sie haben ihre Anwälte eingeschaltet, natürlich, und die arbeiten offenbar mit Leuten zusammen, die nach Beweisen dafür suchen, dass die Behauptungen haltlos sind.«
»Sie müssen Leo exhumieren«, sagte Franziska nach kurzem Nachdenken. »Ein Gentest, und alle Fragen sind geklärt.«
»Das ist vielleicht nicht ganz so einfach in diesem Fall.«
»Was willst du damit sagen?«
»Der Hubschrauber hat nach seinem Absturz gebrannt, das weißt du doch.«
»Du meinst, es gibt vielleicht nicht mehr genügend … Material für einen Gentest?«
»Das ist zumindest vorstellbar. Und das wird Corinna Roeder auch wissen. Außerdem würde eine Exhumierung für sehr viel Wirbel sorgen. Niemand kann daran ein Interesse haben.«
»Aber wenn sich die Sache anders nicht klären lässt …«
»Das ist ja noch nicht raus. Vielleicht finden sie einen Beweis.«
Franziska erwiderte nichts. Sie hatte die Schlagzeile zunächst nicht ernst genommen, nun jedoch erkannte sie, dass ›die Affäre‹ für die Fürstenfamilie eine ernste Gefahr darstellte. Sie beschloss, ohne lange darüber nachzudenken, gleich am nächsten Tag für einen kurzen Besuch nach Sternberg zu fahren.
In einer Situation wie dieser musste man zu seinen Freunden stehen.
*
»Jeden