Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach
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Das Café war voll besetzt, lebhafte Gespräche und Gelächter erfüllten den Raum. Franziska freute sich, noch einen freien Tisch ergattert zu haben, sogar einen am Fenster. So konnte sie nicht nur ihr Frühstück genießen, sondern auch noch die Leute auf der Straße beobachten, die meist mit abwesendem Blick, ihr Handy am Ohr, vorübereilten.
Als sie den interessant aussehenden Dunkelhaarigen hereinkommen sah, dessen entgeisterter Blick über die vollbesetzten Tische glitt, musste sie unwillkürlich lächeln. Armer Kerl, dachte sie, er hat sich bestimmt auf sein Frühstück gefreut. Das muss er nun woanders einnehmen.
Doch sie hatte sich getäuscht, so schnell schien er nicht aufgeben zu wollen. Statt das Café wieder zu verlassen kam er geradewegs auf sie zu, die dunklen Augen fest auf sie gerichtet. »Entschuldigung«, sagte er mit angenehm tiefer Stimme, »darf ich mich wohl zu Ihnen an den Tisch setzen?«
Sie wäre lieber allein geblieben, fand sein Gesicht aber andererseits so interessant, dass sie unwillkürlich nickte. Er war lässig gekleidet mit Jeans und T-Shirt, dazu trug er ziemlich alt aussehende Turnschuhe und eine abgewetzte Lederjacke. Seine Haare waren jedoch gut geschnitten, und auch der Drei-Tage-Bart war sorgfältig gestutzt worden. Künstler vielleicht, dachte sie, Schauspieler oder Schriftsteller. Nicht viel älter als ich, dreißig, einunddreißig Jahre vielleicht.
»Danke«, sagte er, als er Platz genommen hatte. »Sie retten mir vermutlich das Leben, ich bin halb verhungert.«
»Sie können eins von meinen Brötchen haben, als Vorspeise. Ich kann das unmöglich alles aufessen.«
Er sah sie verdutzt an, dann lachte er, griff nach dem Brötchen und schnitt es auf. »Da sage ich doch nicht nein«, erklärte er vergnügt.
Er bestellte dann das gleiche Frühstück wie sie und während er darauf wartete, ließ er sich ihr Brötchen schmecken. Er wies auf die Zeitung, die neben ihrem Teller lag, in die sie jedoch noch keinen Blick geworfen hatte. »Sie lesen die ›Süddeutsche Allgemeine Zeitung‹?«
»Wenn ich in Deutschland bin, immer.«
»Sie sind also häufig unterwegs?«
Es war leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen, und sie sah keinen Grund, ihm nicht von ihrem Projekt zu erzählen. Er zeigte lebhaftes Interesse daran, was ihr natürlich schmeichelte. Er hörte ihr tatsächlich zu, das merkte sie an seinen Fragen – und irgendwann fiel ihr auch auf, wie geschickt er es verstand, sie zum Reden zu bringen, während er selbst fast die ganze Zeit schwieg.
Als sie ihm das sagte, lachte er. »Berufskrankheit«, gestand er. »Ich bin Journalist, ich lebe davon, die Leute zum Reden zu bringen. Entschuldigen Sie, hoffentlich fühlen Sie sich jetzt nicht ausgefragt.«
»Überhaupt nicht, ich rede gern über mein Projekt, und ich habe ja nichts zu verbergen.« Er gefiel ihr, sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie es schade fand, dass sie ihn nach diesem Frühstück nie wiedersehen würde. »Und woran arbeiten Sie gerade?«, fragte sie.
Er verzog ein wenig das Gesicht. »Ich quäle mich mit einem längeren Artikel herum, in dem es letzten Endes um den derzeitigen Zustand unserer Mediengesellschaft geht. Aufhänger ist diese leidige Sternberger Geschichte, ich weiß nicht, ob Sie schon davon gehört haben, wenn Sie jetzt erst aus Brasilien zurückgekehrt sind.«
Sofort war sie auf der Hut. Bis jetzt hatte sie ihm sehr offenherzig Auskunft gegeben, aber sie beschloss sofort, ihm nicht zu verraten, dass die Sternberger gute Freunde von ihr waren. »Ja, ich habe davon gehört«, antwortete sie deshalb zurückhaltend. »Schon gleich am Flughafen bin ich darüber gestolpert, man konnte die Schlagzeilen unmöglich übersehen.«
»Ich habe bereits über die Geschichte geschrieben«, erklärte er, »und ziemlich viel Aufsehen erregt, weil ich einer der ersten Journalisten war, der Partei für die Frau ergriffen hat.«
Franziska blieb beinahe der Bissen im Halse stecken. »Für die Frau, die behauptet, den ersten Sohn des Fürsten zur Welt gebracht zu haben?«
Er nickte. Sein Frühstück wurde serviert, so blieb Franziska ein wenig Zeit, sich zu sammeln und dafür zu sorgen, dass ihr nicht anzusehen war, was sie dachte. Als sie sicher sein konnte, ihre Stimme unter Kontrolle zu haben, fragte sie: »Gibt es denn Beweise dafür, dass die Frau die Wahrheit sagt? Ich habe die Geschichte ja nicht verfolgen können, deshalb bin ich nicht auf dem neuesten Stand. Wie gesagt, ich habe nur ziemlich reißerische Schlagzeilen gelesen.«
»Die Frau hat offenbar Beweise vorgelegt, die aber von der Gegenseite nicht anerkannt wurden. Das ist jetzt das übliche Gezerre zwischen Anwälten, aber interessanterweise haben die Sternberger bisher keine Anzeige erstattet.«
»Anzeige weshalb?«
»Üble Nachrede, Betrug, Verleumdung, was weiß ich.«
»Vielleicht wollten sie die Sache im Stillen regeln.«
»Wenn sie das vorhatten, ist es jedenfalls gründlich schief gegangen.«
»Was denken Sie, wie ist das an die Öffentlichkeit gelangt?«
»Das fragt sich jeder. Wer auf Sternberger Seite ist, verdächtigt Corinna Roeder, die anderen verdächtigen die Sternberger.«
»Sie also auch?«
»Ich bin nicht sicher«, antwortete er, nachdem er den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte. »Denn eigentlich mussten sie wissen, dass das nicht günstig für sie ist. Die Öffentlichkeit schlägt sich mehr und mehr auf Frau Roeders Seite.«
»Hat sie Interviews gegeben?«
»Kein einziges bisher, was natürlich auch für sie spricht. Sie hätte schon ziemlich viel Geld verdienen können, wenn sie sich zum Beispiel in ein Fernsehstudio gesetzt oder einer großen Illustrierten ein Exklusiv-Interview gegeben hätte.«
»Und die Sternberger?«, fragte Franziska, obwohl sie die Antwort wusste. Darüber hatte sie mit Carl und ihren Eltern ja ausführlich gesprochen.
»Auch keine Interviews. Überhaupt kein Kontakt zu Journalisten. Die Familie hat sich völlig abgeschottet, auch die Anwälte äußern sich nicht, bis auf den einen Satz: ›Fürst Leopold hatte keine Affäre, also auch keinen nicht-ehelichen Sohn.‹«
»Was macht Sie so sicher, dass diese Frau Roeder die Wahrheit sagt?«, fragte Franziska.
»Sicher bin ich nicht, das kann man nicht sein, aber ich neige dazu, ihr zu glauben, weil mich erstens ihr Verhalten überzeugt, zweitens ihre Geschichte. Sie hat den Beginn der Beziehung zu Fürst Leopold so begründet: Er war damals unglücklich, weil seine Ehe nach mehreren Jahren noch immer kinderlos war. Gut vorstellbar, dass ein Mann in einer solchen Situation besonders anfällig für Verführungen ist, meinen Sie nicht?«
»Vorstellbar ja«, gab Franziska zu, »aber ein Beweis ist das nicht. Was ist denn mit dem Sohn? Hat jemand mal mit ihm geredet?«
»Er ist im Ausland, sie verrät nicht wo, und nicht einmal seine Schule scheint es zu wissen. Frau Roeder hat das privat organisiert, weil sie offenbar wusste, was auf sie und ihren Sohn zukommen könnte, wenn die Geschichte an die Öffentlichkeit dringt.«
»Gut geplant also«, stellte