Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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hatte sie einige Jahre zuvor in seine Kanzlei geholt, um sein Arbeitsumfeld zu verjüngen. Er selbst war vor Kurzem sechzig Jahre alt geworden, Barbara war Mitte Dreißig. Viele Kollegen hatten ihn gewarnt und ihm vorhergesagt, der Generationenkonflikt sei praktisch vorprogrammiert, doch sie hatten sich geirrt. Barbara und er verstanden sich ausgezeichnet. Ihr manchmal impulsives Temperament wurde durch seine Ruhe gemildert, anders herum brachte sie frische und originelle Ideen ein, wo er vielleicht in eingefahrenen Bahnen geblieben wäre. Außerdem machte ihm die Arbeit wieder deutlich mehr Spaß, seit sie zum Team gehörte.

      »Jetzt haben sie mehrere Kolleginnen und Kollegen von Corinna Roeder interviewt«, fuhr er fort. »Und rate mal, was die gesagt haben.«

      »Dass Frau Roeder eine tolle Frau ist, die ihren unehelichen Sohn tapfer allein aufgezogen hat und die niemals lügen würde?«, vermutete Barbara.

      »Ziemlich gut getroffen«, erwiderte er. »Der Boulevard macht richtig Stimmung für die Frau, und die Sympathie für Fürst Leopold schwindet mit jedem Tag. Zumindest ist das mein Eindruck.«

      »Meiner auch.«

      »Hier, hör dir das mal an: Eine bessere Kollegin kann man sich nicht wünschen. Corinna hat nie schlechte Laune, und man kann auch mal zu ihr gehen und ihr sein Herz ausschütten. Außerdem bewundere ich sie dafür, wie sie das all die Jahre allein mit ihrem Sohn hingekriegt hat. Er ist ein toller Junge geworden, und das ist zu einem großen Teil ihr Verdienst. Fehlt nur noch die Heiligsprechung.«

      »Vielleicht sollten wir unsere Strategie angesichts der jetzigen Situation noch einmal überdenken«, sagte Barbara. »Diese große Zurückhaltung der Sternberger den Medien gegenüber beginnt sich gegen sie zu wenden. Das ist nicht in unserem Sinne.«

      »Der Baron sollte ein Interview geben, meinst du?«

      »Oder seine Frau – oder der kleine Fürst. Vielleicht ist die Idee ja auch nicht gut, aber wir sollten zumindest darüber nachdenken. Ein Interview mit einem seriösen Journalisten. Man muss doch diesen Geschichten etwas entgegensetzen, meinst du nicht?«

      »Ich weiß es nicht, Barbara. Dieser Fall macht mich ratlos, muss ich sagen.«

      »Was würdest du tun, wenn sich herausstellte, dass Frau Roeder die Wahrheit sagt?«

      »Was ich tun würde? Keine Ahnung. Ich weiß aber, was ich denken würde: Dass meine Menschenkenntnis doch nicht so gut ist, wie ich mir eingebildet habe. Und ich würde Prinz Christian bedauern, ihn vor allem. Für ihn würde eine Welt zusammenbrechen.«

      Barbara nickte nur, ohne etwas zu erwidern. Nach einer Weile fragte sie: »Hast du etwas von Cosima gehört? Ist sie noch auf Sternberg?«

      »Ja, aber sie kommt morgen zurück. Ich habe gestern Abend mit ihr gesprochen. Die Sache mit den beiden graphologischen Gutachten hat auf Sternberg natürlich eingeschlagen wie eine Bombe.«

      »Kann ich mir vorstellen.«

      »Sie machte sich aufrichtige Sorgen um Christian.«

      »Verständlich. Hat sie noch einmal über die Werkstatt von Herrn Kleinert gesprochen? Sie will da ja schließlich ein zweites Mal einsteigen, um zu sehen, ob sie noch mehr finden kann als beim ersten Versuch.«

      »Ja, sie hat mich gebeten, mit dir darüber zu reden. Vor allem du hast ja darauf bestanden, dass sie mit dem zweiten Einbruch noch wartet, falls er etwas gemerkt haben und misstrauisch geworden sein sollte. Aber sie findet jetzt natürlich, dass die Sache mehr denn je eilt.«

      »Und leider hat sie Recht«, seufzte Barbara. »Die Vorstellung, dass sie mit unserem Wissen eine Straftat begeht, ist mir allerdings nach wie vor schrecklich, Hagen.«

      »Sie wird es uns erst erzählen, wenn es vorbei ist.«

      »Und das soll mich jetzt beruhigen?«

      Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte er. »Ja!«, sagte er mit Nachdruck. »Sie ist unser Trumpf-Ass, Barbara. Sie hat den bisher einzigen deutlichen Hinweis darauf gefunden, dass Corinna Roeder etwas zu verbergen hat.«

      »Schon gut, du musst mich nicht mehr überzeugen«, murmelte sie. »Aber ich werde erst wieder ruhig schlafen können, wenn diese verflixte Geschichte vorbei ist.«

      »Das kann dauern«, sagte er ruhig.

      »Ich weiß«, stöhnte Barbara.

      *

      »Hier hat mein Vater gearbeitet«, sagte Christian, während er eine Tür öffnete. Er ließ Cosima höflich den Vortritt.

      »Was für ein schöner Raum«, sagte sie bewundernd. »Aber eigentlich hat dieses Schloss nur schöne Räume. Ich frage mich, seit ich hier bin, wie es sein muss, in einer solchen Umgebung aufzuwachsen. Führt es nicht dazu, dass dir hässliche Dinge direkt wehtun?«

      Er lächelte zum ersten Mal, seit sie ihn am Tag zuvor kennengelernt hatte. »Das hat mich noch niemand gefragt, aber ich glaube, es stimmt. Wenn ich hässliche Häuser oder Einrichtungen sehe, schließe ich oft die Augen, weil ich mich sofort unbehaglich fühle.« Er ging zu einem wunderschön gearbeiteten alten Sekretär. »Da sind noch lauter Sachen meiner Eltern drin«, sagte er. »Willst du die durchsehen?«

      Sie dachte darüber nach. »Angenommen, dein Vater hätte etwas zu verbergen gehabt: Hätte er es in diesem Sekretär versteckt?«

      »Bestimmt nicht, meine Mutter hat ja auch Sachen darin aufgehoben. Neulich war ich mal mit Anna hier, da haben wir alte Fotos gefunden, die hat bestimmt meine Mutter hier verwahrt.«

      »Dann brauche ich auch nicht in euren persönlichen Sachen zu wühlen, Chris.«

      Er bemühte sich, seine Erleichterung über ihre Antwort zu verbergen, es gelang ihm jedoch nicht ganz. »Aber du suchst doch nach Beweisen«, sagte er zögernd.

      »Ich glaube nicht, dass ich sie hier finde, Chris. Wenn dein Vater kein Verhältnis mit Frau Roeder hatte, gibt es sowieso nichts zu finden. Hatte er doch eins, wird er Beweise dafür entweder vernichtet oder woanders aufbewahrt haben. Ich habe gestern Abend lange darüber nachgedacht. Für mich ist es gut, mich hier umzusehen und eine Vorstellung davon zu bekommen, was für ein Mensch dein Vater gewesen ist, auch wenn das die Gefahr vergrößert, dass ich meine Unbefangenheit verliere.«

      »Warum musst du unbefangen sein?«, fragte er. »Warum kannst du nicht unsere Freundin sein, die versucht, uns zu helfen?«

      Sie sah ihn nachdenklich an. »Befangenheit macht blind«, antwortete sie. »Zumindest auf einem Auge. Ich würde vielleicht Dinge, die deinen Vater belasten, übersehen, ich würde sie gar nicht finden wollen, verstehst du?«

      »Aber wenn du dir der Gefahr bewusst bist, würdest du das doch verhindern können, oder nicht?«

      »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wenn mein Wunsch, euch wieder glücklich zu sehen, sehr groß wäre, würde ich bestimmt anfangen, nur noch in eine bestimmte Richtung zu denken.«

      »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, sagte der kleine Fürst nachdenklich.

      »Trotzdem hast du nicht ganz Unrecht, Chris. Ich bin ja keine Richterin, die schließlich ein Urteil verkünden muss. Oft verlasse ich mich einfach auf mein Gefühl, und vielleicht sollte ich das auch jetzt tun.«

      Er

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